Buzzcocks-Sänger Pete Shelley tot

Charismatischer Punk-Pionier

Pete Shelley von "The Buzzcocks" 1980 in London.
Pete Shelley sei nicht nur ein experimentierfreudiger Musiker gewesen, sagt Timo Blunck, sondern auch eine beeindruckende Persönlichkeit. © PYMCA
Timo Blunck im Gespräch mit Vivian Perkovic · 07.12.2018
Der Buzzcocks-Sänger Pete Shelley hat den Punk geprägt. Bis zuletzt stand er auf der Bühne. Nun ist er mit 63 Jahren gestorben. Der Musiker Timo Blunck von Palais Schaumburg traf ihn einst in einem Club – und erinnert sich an einen mutigen Typ.
Mitte der 70er-Jahre gründete Pete Shelley die Band Buzzcocks. Ihr Vorbild: Die Sex Pistols. Was diese in London geschafft hatten, wollten sie in Manchester erreichen. Und tatsächlich wurde Manchester dadurch neben London zur Hauptstadt des Punks und die Buzzcocks zur Punk-Legende. Ihr größter Hit war 1978 "Ever Fallen in Love". Im Gegensatz zu anderen Punkmusikern sei Shelley wirklich experimentierfreudig gewesen, sagt Timo Blunck.

Punk-Band mit Melodien

"Die Buzzcocks sind mir in dieser ganzen Punkwelle, die da rübergeschwappt ist, aufgefallen, weil sie wirklich Melodien hatten. Die Sex Pistols hatten in dem Sinne keine Melodien. Und die Buzzcocks hatten immer Melodien und zwar sehr schöne", erinnert sich Timo Blunck.
An seine erste Begegnung mit Pete Shelley erinnert er sich noch genau. "Der hat mich mal auf dem Klo angebaggert und zwar in der Hacienda in Manchester. Wir haben da mit Palais Schaumburg gespielt, Anfang der 80er-Jahre, kurz nachdem der Laden eröffnet wurde", sagt Blunck. Aus dem Flirtversuch von Shelley sei zwar nichts geworden, aber er habe ihm das vermutlich nicht übel genommen. Später sei er ihm noch einmal in Hamburg auf einer Party begegnet.
Auf den ersten Blick habe Shelley eher unscheinbar gewirkt, erzählt Blunck. "Das war so ein kleiner, eher pummeliger Mann mit schütterem Haar, der aber sehr charmant war. Obwohl er eher unscheinbar aussah, war Pete Shelley eine recht schillernde und beeindruckende Persönlichkeit."

"Der Typ war auch noch mutig"

Nicht nur musikalisch war Timo Blunck von Shelley beeindruckt, sondern auch, weil dieser den Mut hatte, sich auf der Platte "Homosapiens" als homosexuell zu outen. "Die ist dann von der BBC gebannt worden, weil es um schwulen Sex geht. Der Typ war also auch noch mutig."
(mw)
Pete Shelley, Gründer der Buzzcocks, bei einem Konzert 2014 in Chicago. 
Pete Shelley, Gründer der Buzzcocks, bei einem Konzert 2014 in Chicago. © imago stock&people
Mehr zum Thema