Bunga-Bunga-Parties, Callgirls und Amtsmissbrauch

Von Kirstin Hausen |
Im sogenannten Rubygate-Verfahren ist der italienische Ministerpräsident wegen Amtsmissbrauchs und bezahltem Sex mit einer Minderjährigen angeklagt. Der Rückschlag für Silvio Berlusconi bei den gestrigen Kommunalwahlen mag damit zu tun haben, dass mittlerweile auch die Schmerzgrenze der toleranten Italiener erreicht ist.
"Geschmacklos und widerwärtig" nennt eine Augenzeugin gegenüber der Mailänder Staatsanwaltschaft das, was sie bei den Partys in der Villa des derzeitigen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Arcore miterlebt hat. Die junge Frau, deren Name geheimgehalten wird, ist Hauptbelastungszeugin der Anklage in dem Prozess, der Anfang April in Mailand begonnen hat und in zwei Wochen fortgesetzt wird.

"Wen interessiert schon, ob er mit diesem Mädchen ... . – er hat sich halt einen netten Abend gemacht." Damit wischt ein auf der Straße befragter Italiener moralische Bedenken gegen seinen Regierungschef zurück. Und so wie er denken erstaunlicherweise immer noch viele Italiener. Aber ihre Zahl nimmt ab.

Viel Erfindungsgabe und Raffinesse hat Berlusconi in den vergangenen 20 Jahren an den Tag gelegt, um die Justiz seines Landes an der Nase herum zu führen oder zu behindern, wenn sie gegen ihn ermittelte. Das nicht Erscheinen vor Gericht wegen dringender politischer Termine war eine mögliche Variante, die Verkürzung von Verjährungsfristen für die ihm zur Last gelegten Vergehen eine andere. Ob es ihm dieses Mal auch wieder helfen wird?
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