Bundesärztekammer zum Ende der Impfpriorisierung

Corona ist noch nicht vorbei

Close up von der Flüssigkeit, die aus einer Spritze gequetscht wird.
Umsicht, Geduld und fleißig weiter impfen: So kommen wir Schritt für Schritt aus der Pandemie, sagt der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt. © imago / fStop Images / berkpixels
Klaus Reinhardt im Gespräch mit Nicole Dittmer · 07.06.2021
Audio herunterladen
Immer mehr Maßnahmen werden zurückgenommen, die Impfpriorisierung ist aufgehoben, und es schleicht sich eine gewisse Normalität ein. Klaus Reinhardt von der Bundesärztekammer warnt, Corona werde weiterhin unser Leben beeinflussen.
Als wäre nichts gewesen: Menschen sitzen in Cafés, Restaurants und kaufen ein – überall wieder ohne Tests. Sie gehen schwimmen, wenn auch mit Zeitfenster in geringerer Anzahl, und auch das kulturelle Leben in Museen, Theatern und Kinos fährt langsam wieder hoch.

Impfung für alle - zumindest theoretisch

Seit Montag können sich außer Kindern unter zwölf Jahren nun auch alle Menschen, die das möchten, impfen lassen, zumindest theoretisch. Denn in der Praxis ist es immer noch nicht so einfach, einen Impftermin in einem Impfcenter, beim Hausarzt oder inzwischen auch bei der Betriebsärztin zu bekommen. Ist das jetzt die Freiheit, die wir uns alle wünschen und die Einbahnstraße zurück ins Leben?


Natürlich sei Corona immer noch da und werde uns auch in Zukunft weiterbegleiten, sagt Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. "Wir werden lernen müssen, mit Impfungen im Wesentlichen umzugehen." Das werde so ähnlich sein wie beim Influenzavirus.

Anhaltender Druck auf die Praxen

Grundsätzlich begrüße er auch die Aufhebung der Impfpriorisierung, so Reinhardt. In den vergangenen Wochen habe man zwar versucht, die Priorisierung einzuhalten, das sei aber auch mit Aufwand verbunden gewesen. In seiner eigenen Hausarztpraxis habe er selbst erlebt, dass es nicht so einfach sei, herauszufinden, wer von seinen Patienten in welche Priorisierungsgruppe falle. Es sei bei Weitem einfacher, eine Terminliste zu führen, nach der man jeden Patienten kontinuierlich impfen könne.
Schon seit Wochen gebe es bereits einen "Run auf die Praxen", sagt Klaus Reinhardt, dieser setze nicht jetzt erst mit dem Ende der Impfpriorisierung ein. Der Druck auf die Praxen werde weiter anhalten.

Geordneter Weg in die Normalität

Weitere Lockerungen sollten nun "geordnet" erfolgen, betont Reinhardt: "Man sollte Schritt für Schritt gehen und natürlich nicht alles auf einmal machen. Ich glaube, wir müssen ein bisschen unsere Erfahrungen sammeln. Aktuell gehen die Inzidenzzahlen auch noch weiter zurück. Das hängt aus meiner Sicht im Wesentlichen mit der Zunahme der Geimpften zusammen. Insofern müsste man eigentlich auch davon ausgehen können, dass dieser Trend sich fortsetzt, wenn wir weiter fleißig impfen."
Allerdings müssten bei der Rücknahme der Maßnahmen auch die Auswirkungen weiterhin gut beobachtet werden. Dabei sei er im Hinblick auf das Einkaufen im Einzelhandel und die Öffnung der Innengastronomie recht optimistisch, wenn die entsprechenden Hygienevorschriften weiterhin eingehalten würden: "Ich glaube, das sind alles Dinge, die man machen kann. Davon bin ich relativ fest überzeugt, dass das gut geht."

Mit Rücksicht und Geduld aus der Pandemie

Problematisch seien aus seiner Sicht aber weiterhin Menschenansammlungen auf engen Raum. Und auch wenn er das sehr bedauere, so müsse wohl weiterhin die Clubszene darauf Rücksicht nehmen. Auch Sportereignisse in Stadion könnten wohl auch weiterhin nur mit einer begrenzten Anzahl von Zuschauerinnen und Zuschauern zugelassen werden.
Er wünsche sich von den Menschen jetzt Rücksichtnahme und Geduld, so Reinhardt, denn auch weiterhin seien Impfdosen ein knappes Gut. Nichtsdestotrotz sei er auch hoffnungsvoll, dass in den kommenden Wochen mehr Impfstoffe zur Verfügung stehen werden und man Impfwilligen relativ schnell ein Angebot machen könne. Dann sei er auch zuversichtlich, dass Deutschland keine vierte Welle erleben werde.

(jde)
Mehr zum Thema