Büro, Homeoffice, Produktion

Arbeitsschutz in Corona-Zeiten

84:41 Minuten
Homeoffice historisch: Eine junge Frau sitzt am Wohnzimmertisch mit Schreibmaschine und aufgeschlagenen Büchern, Deutschland 1960er Jahre.
Homeoffice in den 1960ern: Hier hatte der Arbeitgeber wohl keinen Arbeitsplatz eingerichtet. © picture alliance/United Archives/Pilz
Moderation: Gisela Steinhauer  · 30.01.2021
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Homeoffice: Seit dieser Woche sind Arbeitgeber verpflichtet, dies zu ermöglichen, zunächst befristet bis zum 15. März. Wie aber werden diejenigen geschützt, die in der Corona-Pandemie nicht von zu Hause aus arbeiten können?
Arbeiten in den Zeiten von Corona: Viele Bürokräfte sind seit Monaten im Homeoffice. Und dies unter höchst unterschiedlichen Bedingungen. Manchen richtet der Arbeitgeber einen kompletten Arbeitsplatz ein, andere hocken mit Laptop am Küchentisch.
Seit dieser Woche sind Chefinnen und Chefs sogar verpflichtet, ihren Beschäftigten, wo das möglich ist, Heimarbeit anzubieten. So sieht es die SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung vor, die zunächst bis zum 15. März gilt. Es gibt aber auch viele Berufszweige, deren Mitarbeitende sich nicht ins heimische Büro zurückziehen können. Sie müssen präsent sein, ob am Fließband, im Supermarkt, im Handwerk, als Zusteller – vom Gesundheits- und Pflegebereich ganz zu schweigen.
Wie kommen auch sie sicher durch die Pandemie? Welche Schutzrechte haben Beschäftigte – ob im Homeoffice oder vor Ort? Wer kontrolliert, ob sie eingehalten werden, wie praxistauglich sind sie?

Arbeitnehmerrechte im Homeoffice und am Fließband

"Ohne Arbeitsschutz kein Homeoffice", sagt Annika Wörsdörfer, Referatsleiterin Arbeits- und Gesundheitsschutz beim Deutschen Gewerkschaftsbund. So müssten Arbeitszeiten und Erreichbarkeit geregelt werden, aber auch die Frage, wie der häusliche Arbeitsplatz gestaltet ist. "Wie arbeite ich, wie sitze ich vor dem PC? Nicht sagen: Das ist nun mal mein Tisch."
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nähmen zu viel hin, auch aus Unkenntnis. Arbeitgeber wiederum scheuten oft die zusätzlichen Ausgaben.
Auch in Fabriken könne man viel tun, um die Beschäftigten in der Pandemie zu schützen. "Zum Beispiel kann man nur jede zweite Maschine besetzen, Organisationsabläufe anpassen, Umkleide – und Duschzeiten entzerren. Man muss die Kantinenzeiten versetzt anbieten. Die Menschen in festen Teams arbeiten lassen", sagt Annika Wörsdörfer.
In großen Firmen gebe es dafür Fachkräfte für Arbeitsschutz und Betriebsräte, die solche Maßnahmen auch kontrollieren. Problematischer sei es in kleinen Betrieben, zum Beispiel im Handwerk. Da gehe der Chef nicht immer mit gutem Beispiel voran; es fehle an betrieblicher Mitbestimmung, um Schutzrechte auch durchzusetzen. Viele Maßnahmen passierten aber auch aus "purem Aktionismus", erklärt sie.

"Je größer die Firmen, umso besser klappt es"

"Man kann uns schon vertrauen, dass wir das Beste für unsere Mitarbeiter tun", sagt Nicole Grünewald, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Die IHK vertritt rund 150.000 Betriebe. "Viele fragen sich: Wie kriegen wir es hin, dass ich alle Mitarbeiter behalten kann?"
Ihre Erfahrung mit dem Homeoffice: "Je größer die Firmen, umso besser klappt es. Die meisten verlagern die Mitarbeiter aus der Verwaltung ins Homeoffice. Aber ich kann nicht Azubis oder neue Mitarbeiter, die eingearbeitet werden müssen, nach Hause schicken. Zwei bis drei Tage im Unternehmen sind schon wichtig, auch, um die Unternehmenskultur aufrechtzuerhalten. Es hat ja auch einen Sinn, im Unternehmen zusammenzuarbeiten und nicht in einer Krake von 500 Haushalten."
Die neue Homeoffice-Verordnung sieht die Geschäftsführerin einer Werbeagentur eher kritisch: "Herr Heil möchte es zum Gesetz machen, aber das ist ein Eingreifen in die unternehmerischen Freiheiten, das wollen wir nicht." Nicole Grünewald schaut auch voraus auf die Zeit nach der Pandemie: "Was nimmt man mit? Das Variable, das Mobilsein, das kann man mitnehmen, aber ohne in eine 24-Stunden-Verfügbarkeit zu verfallen."

Büro, Homeoffice, Produktion – Arbeitsschutz in Corona-Zeiten
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der IHK-Präsidentin Nicole Grünewald und mit Annika Wörsdörfer vom DGB. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de. Besuchen Sie uns auch auf Facebook, Instagram und Twitter!

(sus)

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