Bürgermeister: Keine größeren Hochwasserschäden im Fürst-Pückler-Park

Andreas Bänder im Gespräch mit Marietta Schwarz · 10.08.2010
Bad Muskau habe das Hochwasser weitgehend glimpflich überstanden, sagt Bürgermeister Andreas Bänder (CDU). Im Schloss des Fürst-Pückler-Parks sei lediglich "ein bisschen Grundwasser oder eben durch die Ritzen an den Kellerfenstern also ein bisschen Wasser eingedrungen".
Marietta Schwarz: Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau in der Oberlausitz steht auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe und er ist auch das einzige deutsche Welterbe, das sich in zwei Ländern befindet, in Deutschland und in Polen. Mittendurch läuft die Neiße, deren Hochwasser in den letzten Tagen schon mehrere Dörfer überschwemmt hat, und die Neiße hat auch den Fürst-Pückler-Park unter Wasser gesetzt. Auf dem Areal befinden sich neben einem Schloss mehrere historische Gebäude. Am Telefon bin ich mit dem Bürgermeister von Bad Muskau, Andreas Bänder, verbunden. Guten Morgen, Herr Bänder!

Andreas Bänder: Guten Morgen!

Schwarz: Wenn ich richtig informiert bin, sind Sie gerade zu Fuß unterwegs im Park, im Fürst-Pückler-Park, wie sieht denn die Situation momentan aus?

Bänder: Also die Situation hier im Fürst-Pückler-Park sieht wider Erwarten gut aus. Wir hatten ja am gestrigen Abend oder beziehungsweise am gestrigen Tag schon zusammenfassen können, dass das Hochwasser hier in Bad Muskau nicht so hoch und so schlimm gekommen ist, wie es ursprünglich befürchtet und avisiert gewesen ist. Ich befinde mich jetzt momentan hier an der Orangerie, wo gestern also noch das Wasser circa 20, 30 Zentimeter über dem Kellerniveau stand, und wir sind jetzt hier man kann wirklich sagen trockenen Fußes. Die Feuerwehr wird in den nächsten Minuten in der Orangerie hier den Keller auspumpen, da steht ungefähr, ja, ich sag mal so ein Meter Wasser im Keller. Ansonsten, auch im Schloss, sind keine weiteren Schäden zu verzeichnen als eben wirklich, dass eben ein bisschen Grundwasser oder eben durch die Ritzen jetzt an den Kellerfenstern also ein bisschen Wasser eingedrungen ist durch die Sandsäcke, dass das rausgepumpt werden muss. Es sind also wirklich toi, toi, toi keine größeren Schäden zu verzeichnen.

Schwarz: Trotzdem hat es Ihr Schloss heute in sehr, sehr viele Zeitungen geschafft. Bilder sind da zu sehen von einem roten Gebäude, das in einer dreckigen braunen Suppe steht. Das heißt, die Suppe ist jetzt schon wieder abgelaufen?

Bänder: Genauso ist es, das Wasser ist schon am gestrigen Nachmittag zurückgegangen, und wie gesagt, das Schloss stand ähnlich, wie es hier bei der Orangerie war, so circa 30, 40 Zentimeter ich sag mal so über dem Keller unter Wasser. Aber wie gesagt, auch dort wurden die Öffnungen mit Sandsäcken verstopft, sodass also auch dort nur ein ganz geringes Wassereindringen zu verzeichnen war.

Schwarz: Man denkt ja erst mal an Gebäude, die durch Hochwasser in Gefahr sind, aber wie wirken sich denn Wassermassen auf das Parkgelände aus?

Bänder: Also muss ich sagen, auch diesmal wider Erwarten gut. Ich erinnere an das große Hochwasser 1981, als es hier also auch im Park, im Parkgelände katastrophal aussah, dass eben sehr, sehr viel Treibgut hier sich im Park befunden hat. In unmittelbarer Nähe des Schlossparkes hier ringsrum hat sich auch verhältnismäßig wenig brauner Schlamm abgesetzt, sodass wir eigentlich davon ausgehen, dass wir zum Wochenende dann so weit sind, dass also hier der Park auch wieder Besuchern zugänglich gemacht werden kann, dass er also dann auch wieder ordentlich aussieht.

Schwarz: Herr Bänder, auf der anderen Seite der Neiße, da ist Polen. Kümmern sich die Polen dort ebenso gemeinsam mit Ihnen um die Überschwemmung, gab es da und gibt es da Kooperationen?

Bänder: Ja, also das gibt es grundsätzlich, die Kooperation, seit über vielen, vielen Jahren schon. Und wir haben am gestrigen Abend noch kurzfristig von uns Sandsäcke nach Polen geliefert, weit über 1000 Sandsäcke, um dort den Damm, der sich dort befindet, der zu durchnässen droht – ich betone aber zu durchnässen, nicht zu brechen drohte –, dort noch mit zu verstärken. Also auch auf der polnischen Seite befinden sich die Schäden sozusagen wirklich in ganz geringer Höhe.

Schwarz: Ist der Park, der Fürst-Pückler-Park, die größte Hochwasserbaustelle in Bad Muskau, oder wo sind andere Schäden zu verzeichnen?

Bänder: Ja, wir haben noch im Ortsteil Köbeln hier von Bad Muskau in der Schulstraße und in der Neißestraße, dort mussten wir auch circa 30 Bürger evakuieren. Dort stehen wie gesagt teilweise auch die Keller unter Wasser, aber wirklich nur die Keller. Es gibt lediglich einen, ist eine Hochstelle, will ich mal sagen, die eben dort stärker in Mitleidenschaft gezogen worden ist, wo also das Wasser also auch dort ins Erdgeschoss eingedrungen ist. Aber wie gesagt, auch dort werden im Laufe des Tages die Aufräumungsarbeiten beginnen können.

Schwarz: Auch wenn die Schäden wider Erwarten jetzt anscheinend nicht so groß sind, muss in Zukunft, müssen da andere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, oder sind Sie gut gerüstet für weitere Hochwasser?

Bänder: Also ich sag mal, es hat sich eigentlich gezeigt, dass die Erfahrungen, die wir noch aus den vielen Jahren gezogen haben, sozusagen gut umgesetzt worden sind. Ich meine, es ist natürlich immer abhängig von der Stärke einer Flutwelle, wo liegen bestimmte Grenzen, aber ich denke, wir sind gut vorbereitet. Ein Problem allerdings hat es gegeben, das muss ich so sagen: Die Vorwarnzeiten haben sich ein bisschen als sehr kritisch dargestellt, weil sie sich immer wieder verschoben haben. Das liegt ganz einfach daran, dass zwischen Görlitz und Bad Muskau keine Messstelle sozusagen vorhanden ist, wo man dann sagen kann, also von Görlitz bis Bad Muskau ist das Wasser, sagen wir jetzt in 10, 12, 14 oder 20 Stunden da, wir hatten also erst mal mit 12 bis 14 oder 16 Stunden gerechnet, und im Endeffekt sind es dann doch fast 30 geworden. Wie gesagt, das hat uns aber natürlich im Endeffekt geholfen.

Schwarz: Herzlichen Dank, Herr Bänder!

Bänder: Ich danke auch!

Schwarz: Das war der Bürgermeister von Bad Muskau über das Hochwasser der Neiße und die Gefahren für das UNESCO-Weltkulturerbe Fürst-Pückler-Park.
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