Buddhistisches Idyll am Baikalsee
Die ethnische Minderheit der Sojoten lebt im Südosten Russlands. Damit junge Menschen nicht von dort in die Städte abwandern, müssen dringend Arbeitsplätze her. Wissenschaftler setzen vor allem auf den Öko-Tourismus - nur so könnte die Lebensweise der Einheimischen erhalten bleiben.
"Wir fahren jetzt nach Oka, das ist ein Bezirk in der Republik Burjatien, und wir möchten dort das Dorf Sorok besuchen, wo eine kleine ethnische Minderheit lebt und zwar: Sojoten. Wir arbeiten in diesem Dorf nach einem Projekt und möchten dort den Öko-Tourismus entwickeln. Es besteht die Gefahr, dass der wilde Tourismus einfach von selbst kommt und die Landschaft, die Umgebung einfach zerstört."
Vera Sambujéwa ist Germanistik-Dozentin an der Burjatischen Staatsuniversität in Ulan Udé und Reiseleiterin im Nebenberuf. Sie liebt ihre Heimat. Kein Wunder, überall in den grünen Talauen weiden Kühe, Yaks und Pferde. Die lokale Bevölkerung ist mit den Mongolen verwandt, glaubt an den Buddhismus und bezeichnet die Oka-Region als "Klein-Tibet".
"Ja, viele wissen schon, wie schön die Landschaft hier ist, und hier entwickelt sich vor allem der Sporttourismus. Hier gibt’s so viele Möglichkeiten, eben das Gebirge, es kommen viele Alpinisten, Rafting, Mountainbiking und so weiter. Es kommen schon viele Touristen, und das ist schwer auch zu kontrollieren, das ist ein Problem für diese Gegend."
Die Hochschullehrerin möchte, dass im Lebensraum der Sojoten nicht das gleiche passiert, wie am Baikalsee. Das größte Süßwasser-Reservoir der Welt ist zu einem touristischen Mekka geworden. Reiche Moskauer bauen dort nach Gutdünken Ferienhäuser, Hotelschiffe ankern in den Buchten der Nationalparks und die besonders beliebte Insel Olchon ist zu einem riesigen wilden Campingplatz geworden. 10.000 meist russische Besucher vermüllen im Sommer die Uferzonen und die heimische Bevölkerung ist völlig überfordert.
"Ich glaube, das ist eine der Grundlagen des Öko-Tourismus: Wenn die Touristen in eine Region kommen, dann müssen Sie die Welt so wahrnehmen wie sie ist, dann müssen sie die Bevölkerung achten, die Traditionen nicht zerstören. Das muss man den Menschen erklären, um eben die Lebensweise von Sojoten und Burjaten zu bewahren."
Norbu Lama singt buddhistische Mantras, lässt die Gebetsglocke klingen und spielt die Handtrommeln. Nach der Zeremonie am Fuß des 3491 Meter hohen "Munku Sardyk" erklärt der Mönch, dass der schneebedeckte Berg die Grenze zur Mongolei bilde und sakrale Bedeutung habe. Norbu Lama ist das spirituelle Oberhaupt der Sojoten - was frei übersetzt "Bergspitze" bedeutet. Auf der regionalen Ebene wird kaum etwas entschieden - ohne den Segen des Lamas:
"An dieser Stelle finden nicht nur Zeremonien statt, sondern auch runde Tische, Konferenzen und Seminare. Wissenschaftler und Einheimische besprechen hier, wie wir unseren heiligen Berg beschützen und die Natur bewahren können – auch für zukünftige Generationen. Menschen, die zu uns kommen, sollen sich in unserer Heimat erholen können, ohne sie zu zerstören."
Norbu Lama weiß um die Risiken des Tourismus, aber er sieht auch Chancen. Deshalb, so erzählt er, haben sich die Sojoten entschlossen, die Nachfrage zu kanalisieren. In zwei Besucherzentren informieren sie über ihre Kultur, vermitteln Privatquartiere und wollen künftig auch – in Eigenregie – Tagestouren ins Gebirge anbieten, zu Thermalquellen, heiligen Plätzen, Edelweiß-Wiesen, Wasserfällen und in die Vulkanberge. Der Grund: Für die jungen Menschen in den Dörfern werden dringend Arbeitsplätze benötigt. Andernfalls drohen sie in die großen Städte abzuwandern, nach Irkutsk oder nach Ulan Udé.
"Ja, das ist ein Problem in unseren Dörfern. Bis jetzt bleiben die meisten jungen Menschen noch hier und führen die traditionelle Lebensweise fort – in der Landwirtschaft. Wir hoffen eben, dass wir die Jungen halten und dass wir für sie neue Jobs schaffen können - im ethnischen Tourismus und mit der Entwicklung von Öko-Tourismus."
Darin sind sich Norbu Lama und der Landrat von Oka völlig einig. Ba’ir Scharastepanov will darüber hinaus aber noch einen weiteren Wirtschaftszweig wiederbeleben: die Rentierzucht. Die Sojoten waren vor Jahrzehnten noch ein Nomadenvolk und sind mit ihren Rentierherden auf den riesigen Hochflächen und Tundren der Oka-Region umhergezogen. Bis sie im sowjetischen System zwangsangesiedelt wurden. Erst unter der Regierung Putin wurde die knapp 2500 Mitglieder zählende Ethnie wieder als eigenständiges Volk anerkannt – mit all seinen früheren Rechten. Doch für Wiedereinführung der Rentierzucht benötigen die Sojoten nun ausländische Hilfe. Ba’ir Scharastepanov erklärt, warum:
"Rechtlich wäre das kein Problem. Aber - die ältere Generation der Rentierzüchter ist praktisch ausgestorben und die jüngere Generation weiß nicht mehr, wie man das macht. Deswegen möchten wir andere Völker zu uns nach Sorok einladen - Skandinavier und andere nordische Völker - die die Rentierzucht noch nicht verlernt haben. Wir werden die internationale Vereinigung der Rentierzüchter einladen, uns zu besuchen, um alles wieder aufs Neue zu beleben."
Vera Sambujéwa ist Germanistik-Dozentin an der Burjatischen Staatsuniversität in Ulan Udé und Reiseleiterin im Nebenberuf. Sie liebt ihre Heimat. Kein Wunder, überall in den grünen Talauen weiden Kühe, Yaks und Pferde. Die lokale Bevölkerung ist mit den Mongolen verwandt, glaubt an den Buddhismus und bezeichnet die Oka-Region als "Klein-Tibet".
"Ja, viele wissen schon, wie schön die Landschaft hier ist, und hier entwickelt sich vor allem der Sporttourismus. Hier gibt’s so viele Möglichkeiten, eben das Gebirge, es kommen viele Alpinisten, Rafting, Mountainbiking und so weiter. Es kommen schon viele Touristen, und das ist schwer auch zu kontrollieren, das ist ein Problem für diese Gegend."
Die Hochschullehrerin möchte, dass im Lebensraum der Sojoten nicht das gleiche passiert, wie am Baikalsee. Das größte Süßwasser-Reservoir der Welt ist zu einem touristischen Mekka geworden. Reiche Moskauer bauen dort nach Gutdünken Ferienhäuser, Hotelschiffe ankern in den Buchten der Nationalparks und die besonders beliebte Insel Olchon ist zu einem riesigen wilden Campingplatz geworden. 10.000 meist russische Besucher vermüllen im Sommer die Uferzonen und die heimische Bevölkerung ist völlig überfordert.
"Ich glaube, das ist eine der Grundlagen des Öko-Tourismus: Wenn die Touristen in eine Region kommen, dann müssen Sie die Welt so wahrnehmen wie sie ist, dann müssen sie die Bevölkerung achten, die Traditionen nicht zerstören. Das muss man den Menschen erklären, um eben die Lebensweise von Sojoten und Burjaten zu bewahren."
Norbu Lama singt buddhistische Mantras, lässt die Gebetsglocke klingen und spielt die Handtrommeln. Nach der Zeremonie am Fuß des 3491 Meter hohen "Munku Sardyk" erklärt der Mönch, dass der schneebedeckte Berg die Grenze zur Mongolei bilde und sakrale Bedeutung habe. Norbu Lama ist das spirituelle Oberhaupt der Sojoten - was frei übersetzt "Bergspitze" bedeutet. Auf der regionalen Ebene wird kaum etwas entschieden - ohne den Segen des Lamas:
"An dieser Stelle finden nicht nur Zeremonien statt, sondern auch runde Tische, Konferenzen und Seminare. Wissenschaftler und Einheimische besprechen hier, wie wir unseren heiligen Berg beschützen und die Natur bewahren können – auch für zukünftige Generationen. Menschen, die zu uns kommen, sollen sich in unserer Heimat erholen können, ohne sie zu zerstören."
Norbu Lama weiß um die Risiken des Tourismus, aber er sieht auch Chancen. Deshalb, so erzählt er, haben sich die Sojoten entschlossen, die Nachfrage zu kanalisieren. In zwei Besucherzentren informieren sie über ihre Kultur, vermitteln Privatquartiere und wollen künftig auch – in Eigenregie – Tagestouren ins Gebirge anbieten, zu Thermalquellen, heiligen Plätzen, Edelweiß-Wiesen, Wasserfällen und in die Vulkanberge. Der Grund: Für die jungen Menschen in den Dörfern werden dringend Arbeitsplätze benötigt. Andernfalls drohen sie in die großen Städte abzuwandern, nach Irkutsk oder nach Ulan Udé.
"Ja, das ist ein Problem in unseren Dörfern. Bis jetzt bleiben die meisten jungen Menschen noch hier und führen die traditionelle Lebensweise fort – in der Landwirtschaft. Wir hoffen eben, dass wir die Jungen halten und dass wir für sie neue Jobs schaffen können - im ethnischen Tourismus und mit der Entwicklung von Öko-Tourismus."
Darin sind sich Norbu Lama und der Landrat von Oka völlig einig. Ba’ir Scharastepanov will darüber hinaus aber noch einen weiteren Wirtschaftszweig wiederbeleben: die Rentierzucht. Die Sojoten waren vor Jahrzehnten noch ein Nomadenvolk und sind mit ihren Rentierherden auf den riesigen Hochflächen und Tundren der Oka-Region umhergezogen. Bis sie im sowjetischen System zwangsangesiedelt wurden. Erst unter der Regierung Putin wurde die knapp 2500 Mitglieder zählende Ethnie wieder als eigenständiges Volk anerkannt – mit all seinen früheren Rechten. Doch für Wiedereinführung der Rentierzucht benötigen die Sojoten nun ausländische Hilfe. Ba’ir Scharastepanov erklärt, warum:
"Rechtlich wäre das kein Problem. Aber - die ältere Generation der Rentierzüchter ist praktisch ausgestorben und die jüngere Generation weiß nicht mehr, wie man das macht. Deswegen möchten wir andere Völker zu uns nach Sorok einladen - Skandinavier und andere nordische Völker - die die Rentierzucht noch nicht verlernt haben. Wir werden die internationale Vereinigung der Rentierzüchter einladen, uns zu besuchen, um alles wieder aufs Neue zu beleben."