Britische Wettindustrie

Wetten, dass Elvis noch lebt?

Ein Porträt von Elvis Presley in seinem ehemaligen Wohnhaus "Graceland" in Memphis, Tennessee.
Lebt der King of Rock'n'Roll noch? Ein Porträt von Elvis Presley in seinem ehemaligen Wohnhaus "Graceland" in Memphis. © picture alliance / dpa / Reinhard Kaufhold
Von Friedbert Meurer · 12.04.2016
Die Briten lieben Wetten: Sie tippen nicht nur bei Pferderennen, es wird auch darauf gewettet, dass es zum Brexit kommt - oder eben nicht. Bei Wetten ist den Inselbewohnern nichts zu kurios. Sie setzen etwa auch auf die Existenz des Monsters von Loch Ness.
"Rule the World", ein krasser Außenseiter, gewinnt letzten Samstag das Grand National, das berühmte Pferderennen in Aintree bei Liverpool. An keinem anderen Tag wird soviel Geld in Großbritannien verwettet wie bei diesem legendären Pferderennen, diesmal waren es umgerechnet 325 Millionen Euro.
"Selbst Leute, die sonst nicht wetten, setzen ein, zwei oder fünf Pfund auf ein Pferd, vielleicht auch nur weil ihnen das Trikot des Jockeys gefällt", berichtet Alex Donohue, Sprecher des größten Wettanbieters auf der Insel, Ladbrokes.
Die Queen ist regelmäßig beim Pferderennen in Ascot.
Die Queen ist regelmäßig beim Pferderennen in Ascot.© afp / Carl Court
Sie wetten, ob das Siegerpferd aus Irland, England oder Schottland kommt. Wie alt ist der Sieger? Ist der Jockey ein Mann oder eine Frau? 99 Prozent wetten auf den Sieger, aber auch eben wie viele der 40 Pferde kommen durch, und normalerweise schafft es die Hälfte."
Die High Streets, die Hauptstraßen, sind auf der Insel gepflastert mit Wettbüros von Ladbrokes, Coral oder William Hill. 60 Prozent der Umsätze werden hier erzielt, meistens sind es Männer, die mehr oder weniger fachmännisch die ellenlangen Zeitungen an den Wänden studieren. Die anderen 40 Prozent wetten online – und darunter sind immer häufiger Frauen.
"Es gibt einen deutlichen Anstieg bei den Frauen, gerade dank der Apps auf dem Handy. Beim Grand National wetten Hunderttausende. Das Stereotyp 'ältere Männer' als Spieler gilt hier nicht mehr. Wenn Sie das im Fernsehen betrachten, da sind immer mehr Frauen im Publikum, die wetten."

Wetten, dass ein Monster in der Themse schwimmt?

Sportwetten liegen allgemein weit vorne. Wer wird Meister der Premier League? Wie steht es in der Halbzeit? Gibt es mehr als fünf Ecken?
Gewettet wird aber auch auf die Politik. Kommt es zum Brexit z.B.?
"Wenn Sie die Quoten nehmen, dann sind sie zwei zu fünf. Das heißt, wenn Sie fünf Pfund auf einen Verbleib in der EU wetten, können sie nur zwei gewinnen. Wir sagen also: mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent bleibt Großbritannien in der EU."
Das sehen die Meinungsforscher anders, aber die lagen bei der letzten Unterhauswahl krass daneben.
"Quite remarkable, the exit polls!"
Ein Mann schaut sich eine Internetseite für Online-Wetten an.
Wetten und Zocken - ein Milliardenmarkt, immer mehr auch im Internet.© picture alliance/dpa/Marcus Brandt
Die Konservativen von David Cameron gewannen haushoch letztes Jahr im Mai. Die Umfrageinstitute hatten ein Patt vorausgesehen, eine schwere Blamage für die Zunft. Die "Bookies" lagen wenigstens etwas besser.
"Die Institute fragen ein-, zwei- oder höchstens 5000 Leute. Bei uns wetten Hunderttausende. Wenn ich außerdem mein hart verdientes Geld aufs Spiel setze, dann entscheide ich danach, was ich wirklich glaube und nicht, was ich hoffe. Deswegen sind unsere Voraussagen recht akkurat."
Für die Präsidentschaftswahlen im November in den USA und das Referendum in Großbritannien im Juni erwartet allein Ladbrokes Wetteinsätze über jeweils zehn Millionen Pfund, also 12,5 Millionen Euro. Und dann gibt es die, die beim Buchmacher nachfragen, ob er auch außergewöhnliche Wetten annimmt.
"Einige haben gewettet, dass Elvis Presley lebend gefunden wird – irgendwann. 5000 zu 1 , 10 000 zu 1 die Quoten. Oder darauf, dass das Loch Ness-Monster die Themse herunterschwimmt. Oder dass die Mondlandung ein Fake war. Das sind nur eine Handvoll Leute, aber einige wollen eben einfach jedes Jahr auf etwas Verrücktes wetten.!
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