Brigitte Fehrle zur Zulassung von E-Tretrollern

"Krieg auf den Fuß- und Radwegen vorprogrammiert"

06:57 Minuten
Ein Radfahrer weicht auf einem Radweg in Kopenhagen einem umgekippten E-Scooter aus.
Könnte hier auch bald passieren: Ein Radfahrer weicht auf einem Radweg in Kopenhagen einem umgekippten E-Scooter aus. © dpa / picture alliance / Steffen Trumpf
Moderation: Korbinian Frenzel · 04.04.2019
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Nach den Ideen von Verkehrsminister Andreas Scheuer sollen demnächst E-Tretroller auf Geh- und Radwegen fahren dürfen. Das werde zu vielfältigen Konflikten führen, glaubt Brigitte Fehrle. Man könne nicht allen zusätzlichen Verkehr den Fußgängern überstülpen.
Es gibt sie schon länger: Elektrische Skateboards oder sogenannte E-Scooter, also Tretroller mit Elektroantrieb. Nur: Bislang durften sie nur auf Privatwegen oder in Parks gefahren werden. Abhilfe schaffen soll eine neue Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge. Geht es nach Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), sollen die E-Tretroller schon in diesem Frühjahr auf den Straßen bzw. Gehwegen unterwegs sein können.

Gefahr für Fußgänger?

"Das macht mir absolut Angst, das wird schrecklich werden!", fürchtet unser Studiogast Brigitte Fehrle, denn: Die Verordnung sieht vor, dass E-Tretroller mit einer Maximalgeschwindigkeit von 12 km/h auf Gehwegen fahren sollen.
"Das wird überhaupt nicht funktionieren in der Praxis", ist die Journalistin überzeugt, "selbst die Tretroller mit nur 12 km/h sind schon doppelt so schnell wie normale Fußgänger, von alten Leuten ganz zu schweigen."
E-Tretroller, die zwischen 12-20 km/h schnell sind, sollen auf den Radwegen fahren.
"Man lässt ein neues Verkehrsmittel zu, überlegt sich aber nicht, wie man das strukturell regeln kann, sondern überwölbt dieses Problem auf Fußgänger und auf Radfahrer."

Konflikte werden zunehmen

Damit, so Fehrle, sei ein "Krieg auf den Fuß- und Radwegen vorprogrammiert". Bereits jetzt gebe es zahlreiche Konflikte auf den Gehwegen, denn die Fußgänger müssten sich jetzt schon die Fußwege mit anderweitigen Nutzungen teilen.
"Man redet nie darüber, dass die Autos Straßenraum abgeben müssen. "
Die Politik drücke sich vor einer Entscheidung, wie der Straßenraum vernünftig aufgeteilt werden könne.
"Es hat keinen Sinn, die Autos komplett abschaffen zu wollen, das würde die Lebenswirklichkeit vieler Menschen überhaupt nicht treffen. Aber in der Stadt ist es etwas anderes. Die Städte sind entstanden in ihrer Struktur zu einer Zeit, als es Fußgänger und Pferdewagen gab, als es noch kein einziges Auto gab, kein Fahrrad, als noch niemand an E-Roller, E-Bikes usw. gedacht hat. Und zu glauben, man könnte in dieser Struktur einfach auf die Fußwege alles zusätzliche draufpacken – ich glaub, wenn man einmal drüber nachdenkt, merkt man, was das für ein Unfug ist."
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