Brigitte Bardot gestorben

Eine Ausnahmeschauspielerin, die zur Weltmarke wurde

05:32 Minuten
Brigitte Bardot im Jahr 2005
Brigitte Bardot © AFP / VALERY HACHE
Von Beatrix Novy |
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Brigitte Bardot war Film-Legende, Sexsymbol und Tierschützerin. Zuletzt war sie vor allem für ihre kontroversen politischen Positionen bekannt. Nun ist die Ausnahmeschauspielerin im Alter von 91 Jahren gestorben.
Auf dem Bett neben ihrem Ehemann liegt bäuchlings die Frau. Sie ist nackt, er nicht. Gefallen dir meine Füße? Fragt sie ihn. Meine Beine? Meine Schenkel?
Dass man sich diese berühmte Szene aus Jean-Luc Godards Film "Die Verachtung" mit einer anderen Schauspielerin als Brigitte Bardot nur schwer vorstellen kann, liegt am kongenialen Verhältnis von Spiel und Wirklichkeit. Mit so viel unbefangener Selbstgewissheit, ja Selbstverliebtheit wie sie, hatte damals noch keine Filmschauspielerin ihre Nacktheit inszeniert.
Und das, was Godard in diesem Film facettenreich thematisierte, die Doppelfigur von benutzen und benutzt werden im Filmgeschäft, das stand auch über dem Leben dieser Ausnahmeschauspielerin, die zur Weltmarke wurde.
Filmszene mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli in "Die Verachtung" (Le Mepris) von 1963.
Brigitte Bardot und Michel Piccoli in "Die Verachtung" (Le Mepris) von 1963.© imago / Everett Collection

Kind einer großbürgerlichen Industriellenfamilie

1934 geboren, Kind einer großbürgerlichen Industriellenfamilie. Brigitte Bardot siezte ihre Eltern, aber schon ihr unheilverkündend aufgeworfener Schmollmund schien mit dem elitären Geist der französischen Oberschicht kollidieren zu müssen.
Das passierte, als sich die damals noch braunhaarige 16-Jährige nach Tanzausbildung und ersten Model- und Filmversuchen vom angehenden Regisseur Roger Vadim verführen ließ, wie das damals hieß. Zwei Jahre später heiratete sie Vadim, der gezielt ihr Image formte, aber damit ihren eigenen Wünschen durchaus entgegenkam.

Ihr Kapital war die radikale Hingabe an jede Rolle

Brigitte Bardot sagte selbst, sie sei keine hochbegabte Schauspielerin gewesen. Ihr Kapital war die radikale Hingabe an jede Rolle. Und sie betonte sogar, dass sie von den Dutzenden Filmen, die sie nun in schneller Folge drehte, die meisten zu Recht vergessen hatte.
Allein im Jahr 1956 spielte die Bardot in sechs Produktionen. Eine davon war Roger Vadims "Et Dieu... créa la femme". Der deutsche Titel "Und immer lockt das Weib" setzte noch bewusster auf die schwülen Erwartungen, die eine sich lasziv windende, die Lüsternheit der Männer bedienende und beherrschende Bardot weckte.
Solche Szenen verkniffen sich auch Regisseure wie Henri-Georges Clouzot nicht. Wenn Brigitte Bardot in seinem Gerichtsdrama "Die Wahrheit" ihren Hintern unter der Bettdecke im Takt einer Jazzmelodie zucken lässt, kann man sich vorstellen, welche Rolle diese Kombination aus Frechheit und Schönheit beim Aufweichen der Konventionen ihrer Zeit spielte.
Unverfrorene Posen sind heute, wenngleich nach wie vor ambivalent, Mainstream. Damals konnten sie, das glaubte selbst Simone de Beauvoir, noch weibliche Lust und sexuelle Selbstbestimmung gegen mächtige Tabus setzen.
Viel und leidenschaftlich zu lieben, sagte Brigitte Bardot, liege in ihrer Natur. Aber diesem "je ne regrette rien" stand, wenn sie im Alter über ihr Leben sprach, oft das Eingeständnis einer Enttäuschung gegenüber. So viele unnütze Filme, so viele Liebhaber. Immerhin waren das Männer wie Serge Gainsbourg, Jean-Louis Trintignant, Sacha Guitry.

Beachtliche Erfolge im Kampf gegen Tierqual

Bardot, dieser Name stand auch für das Saint-Tropez und das umsonnte Leben der Schönen und Reichen. Als sie ihre dritte Ehe mit dem deutschen Industriellenspross Gunter Sachs einging, waren viele Franzosen fassungslos. Auch diese Ehe scheiterte. Ihren Sohn aus der zweiten Ehe mit Jacques Charrier hatte sie, nicht imstande, sich als Mutter zu sehen, gleich an die Großeltern abgegeben.
1974 verließ Brigitte Bardot abrupt das Filmgeschäft, das sie liebte und hasste. Sie ging dahin, wo sie immer ihr Leben fantasiert hatte, zu den Tieren. Ihnen widmete sie ihren Namen und ihr Geld. Im Kampf gegen Tierqual und Ausbeutung erzielte sie beachtliche Erfolge.

Sympathien für den Front National

Was ja auch für dieses Engagement förderlich war, die Lust an der Provokation, begann zu befremden, als sie in den 90er-Jahren ihren Sympathien für den Rechtsextremismus des Front National offen Ausdruck verlieh, in mitunter mehr als grenzwertigen Kommentaren.
Es war der Abstieg einer Bürgerlich-konservativen in die Denkfaulheit des Populismus. Sie, die 1964 in Louis Malles Revolutionskomödie "Viva Maria" die ersten Funken der deutschen Studentenbewegung mitzündete, hatte immer rechts gewählt und es auch gesagt. So zurückgezogen sie nach ihrem Abschied vom Film lebte, die Person Brigitte Bardot verschwand nie ganz hinter ihrem Mythos. Sie blieb bemerkenswert real.
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