„Breites soziales Gefüge in den Streitkräften abbilden“

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, hat angesichts der auferlegten Sparziele für die Armee die Unterstützung der Politik eingefordert. Die Frage sei vor allem, bis wann der „Erwirtschaftungsgewinn“ aufzubringen sei.
Ein kurzfristiger Eingriff, wie er vielleicht in anderen Haushaltsbereichen möglich sei, könne in „einem solchen Großsystem wie den Streitkräften“ nicht umgesetzt werden, erklärte der General im Deutschlandradio Kultur. Von dem Sparziel von 8,3 Milliarden Euro müsse aber nicht abgerückt werden: „Mir geht es vielmehr um die Fragestellung: In welchem Zeitraum ist dieser Erwirtschaftungsgewinn aufzubringen?“

Im Hinblick auf das bevorstehende Ende der Wehrpflicht bezeichnete Wieker die künftige Rekrutierung von Soldaten als „strategische Herausforderung“. Es gehe darum, möglichst viele junge Menschen für eine Laufbahn in den Streitkräften anzusprechen: „Wenn uns das gelingt, dann habe ich keine Befürchtungen, dass wir auch weiterhin ein breites soziales Gefüge in den Streitkräften abbilden können.“

Ehrverletzende Rituale innerhalb der Bundeswehr, von denen jüngst berichtet wurde, wertete der Generalinspekteur als Einzelfälle: „Es sind Einzelverfehlungen, denen wir dann allerdings auch mit der gebotenen Härte nachgehen müssen.“ Rituale seien aber nicht prinzipiell abzulehnen, da sie, wie in anderen Bereichen der Gesellschaft auch, eine Zugehörigkeit vermitteln und eine Bindung erzeugen könnten: „Das ist auch bei uns der Fall. Aber es muss natürlich alles seine Grenze finden in Recht und Gesetz, in den Grundsätzen der inneren Führung, der Menschenwürde und unserem Verständnis eines Staatsbürgers in Uniform.“

Wieker will den zwei Vorfällen in Afghanistan nachgehen, bei denen leichtsinnig mit Waffen umgegangen wurde, in einem Fall kam ein Soldat ums Leben. Möglicherweise, sagte der Generalinspekteur der Bundeswehr, werde durch das ständige Tragen „der Respekt im Umgang mit der Waffe ein wenig abgeschleift.“ Auch die Vorgesetzten müssten angehalten werden darauf zu achten, dass die Soldaten ihre Waffen respektvoll behandeln.

Wieker wollte sich nicht festlegen, ob die Gorch Fock nach den beiden Todesfällen eine Zukunft als Schulschiff der Bundeswehr habe. Er unterstützte ausdrücklich die Entscheidung, diese Frage extern prüfen zu lassen: „Sonst geraten wir gleich wieder in Verdacht, gewissermaßen in Nabelschau die Dinge selbst entscheiden zu wollen.“

Das vollständige Interview mit Volker Wieker sendet Deutschlandradio Kultur in der Sendung „Tacheles“ am Samstag, 5. Februar ab 13.05 Uhr.