Brasilien im deutschen Schlager

Jedes Klischee wird bedient

Sänger Heino bei der Eröffnung der Cranger Kirmes in Herne im August 2014.
Sänger Heino bei der Eröffnung der Cranger Kirmes in Herne im August 2014. © picture alliance / dpa / Ina Fassbender
Von Felicitas Förster · 12.08.2016
Die Schlagersänger Heino, Rex Gildo und Tony Holiday haben über Brasilien gesungen - nicht nur sie, sondern auch dutzende andere. Brasilien ist ein klassisches Thema im Schlager, aber nicht das echte Brasilien, sondern jenes Land, nach dem sich die Zuhörer sehnen.
Brasilien ist ein klassisches Thema im deutschen Schlager und das nicht erst in unseren Tagen. Wenn deutsche Schlagersänger allerdings von Brasilien singen, dann wird schamlos jedes Klischee bedient, schlimmer noch: Alles, was sich an Traditionen, Wörtern und Melodien auf dem lateinamerikanischen Kontinent finden lässt, wird in einen Topf geworfen und im Sonnenuntergang von Rio serviert.

Was sagen diese Schlager über ihr Publikum aus?

So singt Heino von brasilianischen Muchachos und Rudi Schurickes "Stern von Rio" ist eigentlich ein puertoricanischer Mambo. Und so weiter. Aber abgesehen von diesem lateinamerikanischen Eintopf: Was sagen diese Schlager über ihr Publikum aus? Träumt der deutsche Schlagerfreund von enthemmter Erotik vor subtropischer Kulisse?
Zwei Wissenschaftler, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, sind Wolfgang Dietrich, Professor für Politikwissenschaft in Innsbruck, sowie Julio Mendívil, Professor für Ethnomusikologie in Frankfurt/M. Ersterer sieht die Hauptschuld für diese Verklärung bei der Musikindustrie. Letzterer widerspricht in diesem Punkt und sagt, die Musikindustrie verstärke bloß die Vorurteile, die in Deutschland und sogar auch in Lateinamerika zu finden sind.
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