Brasilien

Ein Knacki for President?

Der früherer brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (re.) und die Präsidentin der Arbeiterpartei PT, Gleissi Hoffmann, (Mitte) sowie Dilma-Rousseff, da Silvas inzwischen des Amtes enthobene Nachfolgerin im Präsidentenamt, bei einem Parteitreffen in Sao Paulo, Brasilien, am 25. Januar 2018.
Lula will erneut für das Präsidentenamt in Brasilien kandidieren © imago / Fernando Bizerra
Ivo Marusczyk im Gespräch mit Isabella Kolar · 06.02.2018
Der Karneval in Rio wird in diesem Jahr mit der Politparty in der Hauptstadt Brasília konkurrieren müssen. Denn Luiz Inácio Lula da Silva, der aussichtsreichste Kandidat für die Präsidentschaftswahl, steht gerade dem Knast näher als dem Palast.
Im Oktober wählen die Brasilianer einen neuen Präsidenten. Der 72-jährige ehemalige Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, Politiker der Arbeiterpartei und so etwas wie eine linke Galionsfigur in Brasilien, will bei der Wahl zum dritten Mal antreten.
Doch es gibt ein Problem: Zwar liegt Lula in Umfragen klar in Führung. Doch gerade hat ein Berufungsgericht in Porto Alegre seine Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche bestätigt und das Strafmaß von neuneinhalb auf zwölf Jahre erhöht.
In Porto Allegre wurde gegen den früheren Präsidenten Lula da Silva demonstriert. Demonstranten halten eine Puppe in Gefängniskleidung.
In Porto Allegre wurde gegen den früheren Präsidenten Lula da Silva demonstriert. Demonstranten halten eine Puppe in Gefängniskleidung.© AFP
Noch ist er auf freiem Fuß, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Doch das kann sich täglich ändern, sagt unser Südamerika-Korrespondent Ivo Marusczyk im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.

Marusczyk: Keine Verschwörung gegen Lula

Es handele sich aber nicht um eine Verschwörung der Institutionen gegen Lula, sagt Marusczyk. Die Haltung zum Thema Korruption habe sich in Brasilien geändert, man schaue jetzt genauer hin und gehe sehr scharf dagegen vor, im Unterschied zu früher. Sieben bis acht weitere Verfahren sind gegen Lula da Silva anhängig.
Trotzdem führt er weiter in den Umfragen. Wie ist das zu erklären? Finden die Brasilianer Korruption vielleicht sexy?
Nein, sagt Ivo Marusczyk: "Die Brasilianer machen gerade die Erfahrung, dass die Politiker aller Parteien korrupt sind." Dazu gehöre auch der aktuelle Präsident Temer, der nur durch seine Immunität vor ähnlichen Verfahren geschützt sei. Das Ansehen der ganzen politischen Klasse liege völlig am Boden. Deshalb sei es aus Sicht der Brasilianer immer noch das geringere Übel, jemanden zu wählen, unter dem es einem früher besser ging (Lula da Silva regierte von 2003 bis 2011).
Der Karneval in Rio sei gegen das Spektakel, das sich derzeit in der brasilianischen Politik abspiele, geradezu eine Schwarz-Weiß-Veranstaltung, findet Ivo Marusczyk.

Die komplette "Weltzeit" vom 6.2. hören Sie hier:
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