Brasilianische Musik in den 80ern

Englischer Post-Punk statt brasilianischer Klänge

Robert Smith
Sänger Robert Smith von The Cure während eines Konzerts in Moskau 2012. © picture alliance/dpa/Foto: Valeriy Melnikov
Von Thorsten Bednarz · 10.08.2016
In den 80er-Jahren war der Post-Punk in Brasilien angesagt, The Cure und Joy Division wurden gehört. Doch die Musikszene war unterentwickelt und auch das Festival Rock in Rio brachte die nationalen Musiker nicht sonderlich weiter.
Brasilien in den 80er-Jahren, das war keine Erfolgsgeschichte. Zwar wurden 1985 zum ersten Mal seit über 20 Jahren freie Wahlen zugelassen, aber das Land konnte nicht wirklich davon profitieren. Die Inflation galoppierte, die Wirtschaft steckte in einer tiefen Krise und vor allen Dingen blockierte die allgegenwärtige Korruption in der Verwaltung des Landes ein Vorankommen. Und auch musikalisch passierte nicht viel. Noch immer dominierte die Musica Popular Brasilieira die Musikszene, bis sich dann endlich auch in Brasilien der Post-Punk und New Wave durchsetzten.

Sie alle blieben der Heimat fern

Interessanter war vielleicht, was in dieser Zeit NICHT passierte – viele der im Ausland so erfolgreichen Musiker, die vor dem Zugriff der Militärdiktatur geflohen waren, kehrten nämlich nicht in die Heimat zurück. Die großen brasilianischen Stars der internationalen Jazzszene – Aerto Moreira, Hermeto Pascoal, Egberto Gismonti – sie alle blieben der Heimat fern. Und das hatte einen einfachen Grund, wie Ed Motta erklärt.
"Der stärkste Einfluss in den 80ern in Brasilien war der Post-Punk. Die Bands von damals hörten nur Joy Division oder The Cure. Deswegen kamen all die Jazzmusiker nach Europa oder in die USA. In Brasilien kümmerte diese Musik keinen."
Und so wurde Brasilien von einem international erfolgreichen Musikexport mehr und mehr abgekoppelt, während die Stars der Musica Popular Brasilieira erst relativ langsam diesen internationalen Markt für sich erschließen konnten. Auch später so erfolgreiche Bands wie Sepultura mussten noch lange kämpfen. Die musikalische Infrastruktur war hoffnungslos unterentwickelt und erst langsam entwickelte sich eine Clubszene, eine Szene von unabhängigen Plattenfirmen.

Junge Bands brauchten immense Unterstützung

Auch das 1985 erstmals veranstaltete Festival Rock in Rio schaffte kaum Anknüpfungspunkte für nationale Musiker an die internationale Szene – durch die jahrelange Abschottung Brasiliens war die Szene hoffnungslos unterentwickelt und noch immer wurden im Ausland gekaufte Instrumente mit horrenden Steuern belegt, so dass viele Musiker sich diese nicht leisten konnten. Und junge Bands brauchten noch immer immense Unterstützung von Managern oder befreundeten Musikern, um ihnen einen Plattenvertrag zu besorgen. Ed Motta selbst hatte Glück – sein Debütalbum erschien 1988 mit Unterstützung seines Onkels Tim Maia und es war auch Anfang einer neuen Funkwelle in Brasilien, die bis heute anhält.

Als "Land der Musik" sieht sich Brasilien selbst und meint damit bei weitem nicht nur Samba, Bossa Nova oder Choro. In einer fünfteiligen Reihe blicken wir mit dem brasilianischen Musiker Ed Motta auf die Entwicklung der letzten 50 Jahre.

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