Klimaschäden im Branitzer Park

Eine Universität für Bäume soll beim Wandel helfen

06:47 Minuten
Eine bepflanzte Steinpyramide in einem See, der von herbstlich gefärbten Bäumen umstanden ist
Der schöne Blick trügt: Im Fürst-Pückler-Park Branitz starben allein in den letzten zwölf Monaten 500 Altbäume infolge des Klimawandels ab. © picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Patrick Pleul
Christoph Haase im Gespräch mit Ute Welty · 21.10.2022
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Die Bäume im 175 Jahre alten Fürst-Pückler-Park Branitz leiden extrem unter den Folgen des Klimawandels. Für das wertvolle Gartendenkmal braucht es widerständigere Arten. Der Landschaftsarchitekt Christoph Haase setzt auf die Baumuniversität.
Vor 175 Jahren legte Fürst Hermann von Pückler-Muskau in Branitz in der brandenburgischen Lausitz einen mehr als 100 Hektar großen Landschaftspark neu an. Spektakulär gestaltete er auch seine letzte Ruhestätte dort – in einer Seepyramide. Der Fürst-Pückler-Park, zu dem auch ein Schloss gehört, ist ein Kulturdenkmal.
Blick von oben auf eine begrünte Steinpyramide in einem großen Park
Fürst Pückler ließ 1862 in Branitz auch eine Landpyramide errichten. Den 100 Hektar großen Landschaftspark gestaltete er.© SFPM/Christiane Schleifenbaum
Doch Hitze und Trockenheit infolge des Klimawandels setzen der historischen Parklandschaft extrem zu: "Wir haben allein in den letzten zwölf Monaten etwa 500 Altbäume verloren", sagt Christoph Haase, Referent für Gartendenkmalpflege in Branitz. "Das ist dann schon kritisch. Wir merken jetzt, dass sich die Parkbilder, wie wir sie gewohnt sind, beginnen zu verändern."

Besonders Stieleichen versagen Stück für Stück

Besonders schlimm steht es demnach um die Stieleichen, die einen Großteil des Baumbestandes ausmachen. Sie würden jetzt "Stück für Stück versagen", so Haase. Nun wird eine Einrichtung besonders wichtig für den Erhalt des Parks: die Baumuniversität. Fürst Pückler hatte sie angelegt, um besonders große Bäume aufzuziehen und zu verpflanzen.
Bis Ende des Zweiten Weltkriegs lieferte diese besondere Baumschule in der Historischen Schlossgärtnerei Pflanzen, die an den kargen Boden der Lausitz angepasst waren. Im Jahr 2011 gab es eine Neugründung am ursprünglichen Standort. Jetzt soll mit der Neuen Branitzer Baumuniversität, vom Bund bis 2024 mit fünf Millionen Euro gefördert, die nächste Etappe beginnen: Es ist ein Vorbildprojekt für Deutschlands Gärten in Zeiten des Klimawandels.

In der Baumuniversität sollen robuste Arten wachsen

"Wir versuchen, alternative Baumarten, -sorten oder auch -kreuzungen zu finden, die den ursprünglichen Baumarten so ähnlich wie möglich sind", erklärt Haase das Projekt. "Da schauen wir, welche Eichen könnten die Stieleiche ersetzen." Das sei nicht so einfach: Hunderte Eichen kämen infrage. Aber in der Lausitz gebe es neben Hitze und Trockenheit auch Spätfröste, dazu die schlechten Böden – der "worst case", wie Haase sagt.
Zwar sieht er "Hoffnungsträger" wie die Zerreiche, die Ungarische oder Libanesische Eiche. "Trotzdem müssen wir Geduld haben. Wir können nicht die Parkbilder, die über Jahrzehnte bis Jahrhunderte entstanden sind, von heute auf morgen ersetzen", so der Landschaftsarchitekt.
Gerade angesichts der Erderwärmung sind historische Gärten wie der Branitzer Park Haase zufolge "ökologisch enorm wertvoll". Sie seien ein großer CO2-Speicher, böten eine hohe Artenvielfalt und seien für die Gesundheit der Menschen nützlich. "Sie sind aber auch Orte der Kultur und Teil des Kulturerbes", betont er. "Insofern lohnt es sich allemal, die historischen Gärten zu erhalten und für die Zukunft zu entwickeln."
(bth)

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