Brandenburg

Bilderstreit in Potsdam

Umstrittene Ausstellung von Lutz Friedel im brandenburgischen Landtag
© picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger
Von Torsten Sydow · 14.01.2014
Dürfen Porträts von Hitler, Stalin und Ghaddafi im neuen brandenburgischen Landtag ausgestellt werden? CDU und FDP sagen Nein und fordern, dass die erste Ausstellung am neuen Standort abgesagt wird.
Der Künstler Lutz Friedel nennt die 112 Ölzeichnungen Selbstporträts - sie sind nicht filigran, sondern oft mit groben breiten Strich gezeichnet und nicht immer sind die Persönlichkeiten aus den vergangenen Jahrhunderten leicht zu erkennen. Ende November hatte die Kunstkommission der Landtages mehrheitlich entschieden, dass Friedel diese erste Ausstellung im neuen Brandenburger Landtagsgebäude präsentieren kann. Damals hatte die CDU in der Kommission dagegen gestimmt, die FDP war gar nicht erschienen.
Jetzt, wenige Tage vor der Eröffnung des Landtages und den Tagen der offenen Tür laufen Abgeordnete der Oppositionsparteien CDU und FDP Sturm gegen die Ausstellung. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter Dombrowski sagt, den künftigen Besuchern des Landtages sei eine Ausstellung, die auch Adolf Hitler, Josef Goebbels aber auch Josef Stalin und Walter Ulbricht zeigt nicht zuzumuten.
"Der Landtag Brandenburg ist keine Galerie, sondern ein politischer Raum, ein Raum der Demokratie und hier gibt es auch Beschränkungen, das muss man so sagen. Ansonsten könnte auch noch ein Künstler anfangen, Hakenkreuze in verschiedenen Formen zu malen und dies als Kunst bezeichnen. Dann könnte man die hier auch noch hinhängen."
Nein zur Friedel-Ausstellung sagen auch die sieben Abgeordneten der FDP-Fraktion. Die Bilder, die historische Persönlichkeiten zeigen, würden Besucher überfordern, seien nicht selbsterklärend. Friedel sagt, es seien Selbstporträts, ein Gedankenspiel dazu, was zu einer anderen Zeit und in anderen Umständen aus ihm hätte werden können. Das sieht man aber nicht, meinen die Gegner. Ohne zusätzliche Informationen, Einordnungen und Erklärungen dürfe die Ausstellung daher nicht im Landtag gezeigt werden, fordert der FDP-Fraktionsvorsitzende Andreas Büttner:
"Wenn sie nicht kommentiert ist, dann muss sie auch abgehangen werden. Ich habe betont, Freiheit der Kunst ist uns als Liberale wichtig. Ich glaube jedoch, dass Porträts, auch abgeänderte Porträts von Mördern und Tyrannen nichts in einem Parlamentsgebäude zu suchen haben."
Der Landtag ist der "richtige Ort"
Auch in den Fraktionen von SPD, Linke und Bündnis 90/Die Grünen ist ausführlich über die Ausstellung mit den 112 Porträts diskutiert worden. Doch die rot-rot-grünen Mehrheit bleibt bei ihrer Entscheidung: Die Ölzeichnungen werden nicht von den Landtagswänden abgenommen, sagt die stellvertretende Linke-Fraktionsvorsitzende Gerrit Große:
"Es geht nicht um die Huldigung, weder der Diktatoren. Es geht auch nicht um eine unkritische Sicht auf die Leute, die sowohl Opfer als auch Täter waren - auch solche hängen ja. Die Bürger werden diskutieren darüber. Wo wenn nicht hier in einem Parlament. Parlare - wo geredet wird. Und wo gerade wir uns auch verpflichtet fühlen sollten eine solche Debatte zu führen sollte sonst der richtige Ort sein."
SPD, Linke und Bündnisgrüne sind sich einig: Möglichst alle Landtagsbesucher sollen Informationszettel in die Hand bekommen, um die Bilder an den Landtagswänden zu verstehen - und auch der Künstler Lutz Friedel soll am Wochenende Fragen der Besucher zu seinen teils kontroversen Bildern beantworten. Das ist vor allem dem bündnisgrünen Fraktionsvorsitzenden Axel Vogel wichtig:
"Die Ausstellung ist keine Ahnengalerie und insofern sind wir auch der Auffassung, dass wir Provokationen und Diskussionen aushalten müssen. Was auch gar nicht geht, denke ich mal gegenüber dem Künstler gar nicht geht geht, ist, dass einzelne Bilder abgehängt werden."
Kunst muss provozieren, ist nicht immer auf ersten Blick durchschaubar, sagt Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke:
"Erstmal geht es um eine Ausstellung, die sicherlich provoziert. Es ist natürlich keine Glorifizierung. Das kann man überhaupt nicht behaupten. Und die Bilder erklären sich auch, wenn man den Hintergrund des Künstlers kennt. Aber ich glaube es ich auch notwendig eine Erklärung für die Öffentlichkeit vorzunehmen."
Dennoch wird die CDU im Ältestenrat des Brandenburger Landtages beantragen, die Bilder des Künstler Lutz Friedel noch in dieser Woche abzuhängen. Damit wird sie aber aller Voraussicht keinen Erfolg haben - genauso wenig wie zuvor mit dem Vorschlag, den vom Architekten Kulka entworfenen weißen Adler im Plenarsaal durch einen roten zu ersetzen - so wie im Landeswappen.