Brahms und Schönberg aus Köln

Arnold Schönberg und Johannes Brahms in einem Konzert - auf den ersten Blick scheint es nicht Gegensätzlicheres zu geben als diese beiden Komponisten - aber natürlich gibt es Bezugspunkte: So schreibt der Jüngere in seinem Essay "Johannes Brahms, der Fortschrittliche", "dass Brahms, der Klassizist, der Akademische, ein großer Neuerer, ja, tatsächlich ein großer Fortschrittler im Bereich der musikalischen Sprache war".
Neu ist der Gedanke nicht, denn schon Robert Schumann hatte ja in seinem berühmten Artikel "Neue Bahnen" Brahms als genialen Neuerer tituliert. Schönberg geht sogar soweit, in den Melodien von Brahms Vorgriffe auf seine eigene zwölftönige Kompositionsmethode entdecken zu wollen - wahrscheinlich ein Versuch, sich selbst in die Reihe der großen Klassiker einzuordnen. Schönberg hatte den Essay 1933 geschrieben, in dem Jahr, als er von den Nazis als Jude zur Aufgabe seines Amtes als Kompositionslehrer in Berlin gezwungen und seine Musik als "entartet" diffamiert worden war.
Seine Sinfonische Dichtung "Pelléas und Mélisande" allerdings ist ein 1903 vollendetes Frühwerk, in dem er noch in spätromantischer Oppulenz in der Nachfolge von Wagner und Strauss - und damit auch Brahms schwelgt.

Das Brahmssche Violinkonzert war dem berühmtesten Geiger seiner Zeit und Freund des Komponisten, Joseph Joachim, gewidmet und gilt als eines der technisch anspruchsvollsten seiner Art. Als "Konzert gegen die Violine" wird es manchmal bezeichnet, weil Solostimme und Orchestersatz meist in sinfonischer Weise miteinander verquickt sind.

Gemeistert wird diese schwierige Aufgabe in unserer Konzertaufzeichnug vom 14. Januar aus der Kölner Philharmonie von Arabella Steinbacher. Mit drei Jahren fing sie schon mit dem Geigenspiel an, und mit neun wurde sie die jüngste Studentin an der Münchner Musikhochschule. 2004 gelang ihr der internationale Durchbruch, 2007 erhielt sie den ECHO Klassik und wurde, damit verbunden, zur "Nachwuchskünstlerin des Jahres" gekürt und und und...
Arabella Steinbacher spielt die "Booth"-Violine von Antonilo Stradivari, Cremona 1716.



Kölner Philharmonie
Aufzeichnung vom 14.1.11
Johannes Brahms
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77
ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Arnold Schönberg
"Pelléas und Mélisande", Sinfonische Dichtung op. 5


Arabella Steinbacher, Violine
WDR Sinfonieorchester
Leitung: Jukka-Pekka Saraste