Boxlegende Muhammad Ali

Von der Popkultur geliebt

Muhammed Ali im Ring mit den Beatles am 19. Februar 1964.
Ein Star auch in der Popkultur: Muhammad Ali im Ring mit den Beatles am 19. Februar 1964. © imago/United Archives International
Von Klaus Walter · 10.06.2016
Muhammad Ali war nicht nur ein begnadeter Faustkämpfer, er war auch der größte Popstar des Boxens. Kein Sportler wurde häufiger besungen - und ganz nebenbei war er der erste Rapper dieser Welt.
"Muhammad Ali gibt nicht klein bei, schwarze Inspiration für den Rest der Nation", so würdigt Chuck D sein Idol Muhammad Ali. Mit seiner Band Public Enemy setzt Chuck D in den 80er- und 90er-Jahren im Hip-Hop fort, was Ali einst im Boxring begonnen hatte. Den Kampf um Sichtbarkeit, um Anerkennung und Respekt.
"Er ist der wunderbarste Boxer der Gegenwart, er ist einfach der Größte", behauptet Cassius Clay - über Cassius Clay. 1963, da ist er gerade 21 Jahre alt, noch nicht einmal Weltmeister und er trägt noch seinen sogenannten Sklavennamen – Cassius Clay. Zu Muhammad Ali wird er erst Monate später.

"Seine Grazie war beinahe erschreckend"

Schweben wie ein Schmetterling, stechen wie eine Biene, so bewegt sich der junge Ali durch den Boxring, er tanzt den Ali Shuffle.
Sprecherin Toni Morrison:
"Ali war ein schöner Krieger, und er reflektierte eine neue Haltung für einen Schwarzen. Ich mag Boxen nicht, aber er war etwas ganz Besonderes. Seine Grazie war beinahe erschreckend."
Erschrocken über die Grazie des schönen Kriegers Muhammad Ali ist die afroamerikanische Schriftstellerin Toni Morrison. Was meint die Literaturnobelpreisträgerin, wenn sie sagt, Ali reflektierte eine neue Haltung für einen Schwarzen?
"Er war der erste und bis heute einzige Boxer, der sowohl ethnische, religiöse wie politische Tabus nicht nur im Boxring sondern auch vorher und nachher im Umfeld seiner Kämpfe verhandelte. Es war eine kompromißlose Haltung, die er an den Tag legte, die damals die Welt schockiert hat."

Die Welt erschüttert

Ali hat die Welt erschüttert – so sieht es Peter Kemper, Autor einer Biografie über den Größten. Oder zumindest den größten Boxer des 20. Jahrhunderts.
"Es war seine Fähigkeit zur Selbstinszenierung. Er war sehr eloquent, er wirkte frech und unverfroren, angriffslustig, er hatte gestische Ausdrucksformen, schon seine Bewegungen, wenn er den Mund so weit aufriss und mit den Augen rollte und so schon den Onkel Tom-Typen quasi parodierte, all das hat Ali als eine Art Popstar des Boxens kenntlich gemacht."
Ein Popstar im Boxring, ein Popstar, der singt. Ja, singen kann er auch, der Popstar des Boxens. Cassius Clay traut sich, er traut sich alles zu. Cassius Clay reißt sein Großmaul auf, er riskiert eine dicke Lippe, dafür nennen sie ihn auch The Louisville Lip, die dicke Lippe aus Louisville/Kentucky.
Die dicke Lippe ist auf einem groovy Trip, er ist der Größte, meint der Rhythm & Blues-Veteran Eddie Curtis. Einer von zahllosen Songs über Muhammad Ali, meistbesungener Boxer der Popgeschichte, ja vermutlich der meistbesungene Sportler der Popgeschichte.
Den Ruf des Großmauls erkämpft sich schon der junge Cassius Clay. Mit 21 bringt er ein Album heraus, es heißt ganz bescheiden: "I am the greatest."

Clay über Clay: "Der hat Tempo und Ausdauer"

"Bei diesem jungen Boxer, da gibt's was zu sehen, der ist der geborene Schwergewichtschampion."
Sagt Clay über Clay, und weiter: "Der Junge hat Tempo und Ausdauer, wenn du gegen den boxen willst, dann schließt du besser eine hohe Versicherung ab."
Der schöne junge Boxer aus Kentucky ist schlagfertig. Das Großmaul Cassius Clay bekämpft seine Gegner mit Fäusten und mit Worten.
Als Bragadoccio wird die gereimte Angeberei von Muhammad Ali bezeichnet, und viele erkennen in Alis Bragadoccio einen Vorläufer des modernen Rap. Dieser Typ legt sich mit Aligatoren an, er hat einen Felsen ermordet, Ali ist so böse, er macht sogar Medizin krank…
Muhammad Ali bleibt der größte Box-Popstar des 20.Jahrhunderts, eine Symbolfigur der schwarzen Emanzipation und so ganz nebenbei einer der Erfinder des Rap. Dafür wird er geliebt rund um den Globus, von Kinshasa bis Rio, von Louisville/Kentucky bis Kingston/Jamaica.
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