Botschafterin des aufstrebenden Afrika
Oumou Sy ist eine international bekannte Modeschöpferin aus Dakar. Die Autodidaktin verbindet für ihre Kollektionen traditionelle afrikanische Muster, Stoffe und Formen mit westlichen Elementen und Motiven. Ihre Modelle waren bereits in sämtlichen Modezentren des Westens zu sehen. Auch in muslimischen Ländern feiert die Mode der fünffachen Mutter aus dem Senegal große Erfolge. Nun zeigt sie ihre Arbeiten erstmals in Hamburg.
Sie heißen Lalmamie Fouta, Allez El Banasalle und Jamnaie All Mami. Und schon die Größe der Puppen wirkt königlich. An die zwei Meter sind die schlanken Figuren mit den würdigen schwarzen Gesichtern. Sie tragen Hosen und Hemden aus bunten Stoffen mit goldenen Kordeln verziert. Die Kollektion afrikanischer Königsgewänder ist das Herzstück der Ausstellung von Oumou Sy in Hamburg. Denn sie findet: Tradition ist wichtig.
" Hier in Europa wissen viele Leute nicht woher sie kommen. Vielleicht kennen sie gerade noch Oma und Opa. Damit hat es sich dann aber. Während bei uns viele Leute ihren Stammbaum aufsagen können bis runter zu Eva. Und weil sie ihre Vorfahren und deren Verwandte kennen, fühlen sich die Menschen bei uns einander näher. Hier scheint der Stammbaum eine völlig unwichtige Sache. Aber nur wer seine Wurzeln kennt, weiß auch, wohin er zu gehen hat. Das ist der Unterschied zwischen Europa und Afrika. "
Oumou Sy jedenfalls weiß, wohin sie zu gehen hat. Sie ist die berühmteste Modeschöpferin des schwarzen Kontinents. Hinter ihr steht eine ganze Industrie aus Modeschulen, Schneidereien, Webereien und Färbereien. Einmal jährlich richtet sie in Dakar die internationale Modewoche SIMOD aus.
Die schlanke, zierliche 50-Jährige, deren fein gezeichnetes Gesicht kein Alter verrät, stattet Ballettaufführungen in New York aus oder die Filme ihrer senegalesischen Landsleute Sembène Ousmane und Idrissa Ouédrago.
Auch der Weltmusik-Popstar Youssou N’Dour trägt Mode von Oumou Sy. Sie ist eine Frau der Widersprüche: Mutig und traditionell, Analphabetin und erfolgreiche Geschäftsfrau, als Unternehmerin global erfolgreich und dabei gehorsame Muslimin. Wie kann das zusammen funktionieren?
" Die mohammedanische Frau hat das Recht zu arbeiten. Sie hat das Recht, ohne ihren Mann und ohne ihren Bruder auf die Straße zu gehen. Wenn Sie im Grunde ihrer Seele weiß, dass sie keine Dummheiten machen wird, das heißt dass sie ihren Mann nicht betrügt, wenn sie weiß, dass sie eine ehrbare Frau sein kann, dann ist das alles nicht verboten. Verbote gelten nur für Frauen, die keinen klaren Kopf haben. Denn wenn man einen klaren Kopf hat, weiß man, dass man seinen Mann nicht betrügen darf.
Diese Religion, die sagt, eine Frau darf immer nur mit ihrem Mann oder ihrem Bruder ausgehen, die gibt’s nicht. Denn das würde bedeuten, die Frau wäre eine Gefangene.
Ich habe den Koran gelesen. Ich kenne die Scharia. Ich weiß, was mich erwartet. Und ich weiß, was ich zu tun habe. "
Durch meine Reisen erleichtere ich unseren Politikern ihre Arbeit im Ausland, sagt sie selbstbewusst. Denn Oumou Sys Geschäft ist nicht nur Mode, sondern auch Patriotismus. Sie ist die Botschafterin des aufstrebenden Afrika.
Den bei ihren Landsleuten beliebten westlichen Labels setzt sie traditionelle afrikanische Mode mit dem Label Oumou Sy entgegen. Und gegen die Masse von Second Hand Ware, die nach wie vor aus Europa in Afrika anlandet, kämpft sie mit dem Argument, man wisse nie, ob man davon nicht krank werden könne.
Oumou Sy macht afrikanische Mode im Land und zwar für Jedermann.
" Auf jeden Fall sind meine Sachen nicht teuer. Denn meine Mutter wollte nicht, dass ich teuer verkaufe. So ist das."
Auch die religiösen Autoritäten sind mit Oumou Sys Kreationen einverstanden. Deshalb verkaufen sich ihre Kollektionen auch gut in anderen muslimischen Staaten. Decolletés sind nicht drin, meint Oumou Sy, aber …
" Man hat alle Freiheiten, sich etwas auszudenken, aber es muss dezent sein und der Körper muss bedeckt sein. Ein Schlitz im Kleid ist kein Problem, aber untendrunter muss ein anderes Kleidungsstück sein. Damit die Frau auch spielen und arbeiten kann, ohne sich nackt zu fühlen. "
Seit ihrer ersten Ausstellung in Deutschland auf der Expo 2000 war Oumou Sy nun schon häufiger zu Vorträgen und Lehraufträgen in Deutschland. Wie findet sie sind die Deutschen gekleidet?
" Was ich sehe ist, dass sie manchmal sehr ernst sind. Und sie sind sehr reserviert. Die Frauen weniger als die Männer. Ich würde es gerne sehen, wenn sich die deutschen Männer ein wenig öffnen würden, sich ein bisschen mehr gehen lassen.
Zum Beispiel in der Kultur meiner Ethnie - der Peule - es ist eine sehr tiefe aber auch sehr sensible Kultur - da empfindet der Mann einen Binder um den Hals als Zeichen für Sklaverei oder Symbol für ein gefangenes Tier. So etwas trägt eine Kuh oder ein Schaf. Aber unsere Männer schaffen es trotzdem, einen Anzug mit Krawatte anzuziehen - obwohl sich die Krawatte für sie immer noch wie eine Schlinge um den Hals anfühlt. Aber sie akzeptieren es. Das heißt, sie akzeptieren die europäische Zivilisation. Aber warum schaffen die europäischen Männer es im Gegenzug nicht, sich ein wenig zu entspannen. Das ist für mich schwer zu verstehen.
Außerdem: Sie sollten wirklich ein bisschen moderner werden, denn ich finde, wer Angst vor Farben hat, ist nicht modern. Immerhin schaffen es ja manche schon bunte Krawatte anzuziehen. "
Ausstellung: Oumou Sy - Mode Made in Africa
Vom 24. September bis 30. Oktober 2005 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
Interner Link:
Beiträge Fazit - Mode aus Afrika *
" Hier in Europa wissen viele Leute nicht woher sie kommen. Vielleicht kennen sie gerade noch Oma und Opa. Damit hat es sich dann aber. Während bei uns viele Leute ihren Stammbaum aufsagen können bis runter zu Eva. Und weil sie ihre Vorfahren und deren Verwandte kennen, fühlen sich die Menschen bei uns einander näher. Hier scheint der Stammbaum eine völlig unwichtige Sache. Aber nur wer seine Wurzeln kennt, weiß auch, wohin er zu gehen hat. Das ist der Unterschied zwischen Europa und Afrika. "
Oumou Sy jedenfalls weiß, wohin sie zu gehen hat. Sie ist die berühmteste Modeschöpferin des schwarzen Kontinents. Hinter ihr steht eine ganze Industrie aus Modeschulen, Schneidereien, Webereien und Färbereien. Einmal jährlich richtet sie in Dakar die internationale Modewoche SIMOD aus.
Die schlanke, zierliche 50-Jährige, deren fein gezeichnetes Gesicht kein Alter verrät, stattet Ballettaufführungen in New York aus oder die Filme ihrer senegalesischen Landsleute Sembène Ousmane und Idrissa Ouédrago.
Auch der Weltmusik-Popstar Youssou N’Dour trägt Mode von Oumou Sy. Sie ist eine Frau der Widersprüche: Mutig und traditionell, Analphabetin und erfolgreiche Geschäftsfrau, als Unternehmerin global erfolgreich und dabei gehorsame Muslimin. Wie kann das zusammen funktionieren?
" Die mohammedanische Frau hat das Recht zu arbeiten. Sie hat das Recht, ohne ihren Mann und ohne ihren Bruder auf die Straße zu gehen. Wenn Sie im Grunde ihrer Seele weiß, dass sie keine Dummheiten machen wird, das heißt dass sie ihren Mann nicht betrügt, wenn sie weiß, dass sie eine ehrbare Frau sein kann, dann ist das alles nicht verboten. Verbote gelten nur für Frauen, die keinen klaren Kopf haben. Denn wenn man einen klaren Kopf hat, weiß man, dass man seinen Mann nicht betrügen darf.
Diese Religion, die sagt, eine Frau darf immer nur mit ihrem Mann oder ihrem Bruder ausgehen, die gibt’s nicht. Denn das würde bedeuten, die Frau wäre eine Gefangene.
Ich habe den Koran gelesen. Ich kenne die Scharia. Ich weiß, was mich erwartet. Und ich weiß, was ich zu tun habe. "
Durch meine Reisen erleichtere ich unseren Politikern ihre Arbeit im Ausland, sagt sie selbstbewusst. Denn Oumou Sys Geschäft ist nicht nur Mode, sondern auch Patriotismus. Sie ist die Botschafterin des aufstrebenden Afrika.
Den bei ihren Landsleuten beliebten westlichen Labels setzt sie traditionelle afrikanische Mode mit dem Label Oumou Sy entgegen. Und gegen die Masse von Second Hand Ware, die nach wie vor aus Europa in Afrika anlandet, kämpft sie mit dem Argument, man wisse nie, ob man davon nicht krank werden könne.
Oumou Sy macht afrikanische Mode im Land und zwar für Jedermann.
" Auf jeden Fall sind meine Sachen nicht teuer. Denn meine Mutter wollte nicht, dass ich teuer verkaufe. So ist das."
Auch die religiösen Autoritäten sind mit Oumou Sys Kreationen einverstanden. Deshalb verkaufen sich ihre Kollektionen auch gut in anderen muslimischen Staaten. Decolletés sind nicht drin, meint Oumou Sy, aber …
" Man hat alle Freiheiten, sich etwas auszudenken, aber es muss dezent sein und der Körper muss bedeckt sein. Ein Schlitz im Kleid ist kein Problem, aber untendrunter muss ein anderes Kleidungsstück sein. Damit die Frau auch spielen und arbeiten kann, ohne sich nackt zu fühlen. "
Seit ihrer ersten Ausstellung in Deutschland auf der Expo 2000 war Oumou Sy nun schon häufiger zu Vorträgen und Lehraufträgen in Deutschland. Wie findet sie sind die Deutschen gekleidet?
" Was ich sehe ist, dass sie manchmal sehr ernst sind. Und sie sind sehr reserviert. Die Frauen weniger als die Männer. Ich würde es gerne sehen, wenn sich die deutschen Männer ein wenig öffnen würden, sich ein bisschen mehr gehen lassen.
Zum Beispiel in der Kultur meiner Ethnie - der Peule - es ist eine sehr tiefe aber auch sehr sensible Kultur - da empfindet der Mann einen Binder um den Hals als Zeichen für Sklaverei oder Symbol für ein gefangenes Tier. So etwas trägt eine Kuh oder ein Schaf. Aber unsere Männer schaffen es trotzdem, einen Anzug mit Krawatte anzuziehen - obwohl sich die Krawatte für sie immer noch wie eine Schlinge um den Hals anfühlt. Aber sie akzeptieren es. Das heißt, sie akzeptieren die europäische Zivilisation. Aber warum schaffen die europäischen Männer es im Gegenzug nicht, sich ein wenig zu entspannen. Das ist für mich schwer zu verstehen.
Außerdem: Sie sollten wirklich ein bisschen moderner werden, denn ich finde, wer Angst vor Farben hat, ist nicht modern. Immerhin schaffen es ja manche schon bunte Krawatte anzuziehen. "
Ausstellung: Oumou Sy - Mode Made in Africa
Vom 24. September bis 30. Oktober 2005 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
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