Botschafter der buddhistischen Spiritualität
Der in Kalifornien lebende Künstler Kazuaki Tanahashi ist Friedens- und Umweltaktivist, Kalligrafiezeichner, Zen-Lehrer und Übersetzer uralter japanischer Texte. Sein Wissen vermittelt er rund um den Globus. Einige Workshops für Profis und Laien gibt er jedes Jahr auch in Deutschland. Die einen fasziniert die Weisheit, die in der ostasiatischen Kunst steckt. Andere suchen einen Weg zur Persönlichkeitsentwicklung oder zur Inspiration ihrer eigenen Kunst.
Kazuaki Tanahashi bewegt sich fast lautlos zwischen den Tischen in dem hellen Künstleratelier, an denen Frauen jeden Alters japanische Schriftzeichen kopieren. Nur der Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselt und das Rascheln von Papierbögen ist zu hören. Immer wieder nehmen sie geduldig ein neues Blatt und malen mit Pinseln aus Wolfs-, Schafs- oder Pferdehaar die gleichen Zeichen. Melodisch geschwungene schwarze Tuschespuren auf weißem Papier. Die mehr als 2000 Jahre alten Symbole haben bis heute nicht an Bedeutung verloren, sagt der zierliche Lehrer:
"Oft verwenden wir Himmel und dann Erde und Mensch. Also, Himmel hat sehr viel mit Spiritualität zu tun. Erde ist Umwelt, Natur und Mensch ist natürlich man selbst und dann die anderen. Dazu gehören Lehrer, Schüler, Publikum, Nachbarn. All diejenigen sind wichtige Bestandteile von künstlerischer Kreativität. "
Kein Zeichen wird korrigiert. Es geht nur um den einzigartigen Moment und den persönlichen Ausdruck des Künstlers. Während des Kalligrafierens stellt sich nach einer Weile innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude ein. Solche Erfahrungen des Entspannens können die Teilnehmer später auch auf alltägliche Lebensbereiche übertragen. Nicht nur auf die Kunst. Wie bei einer Meditation verschwinden Anspannung und Alltagsstress:
" Ich schätze das Wunder eines jeden Moments. Es ist Freude. Ich glaube das ist Glück."
Kaz, so wird der Lehrer freundlich genannt, trägt einen langen grau-blauen Kittel, schulterlange braune Haare und einen dünnen Bart. Sein Gesicht hat junge Züge und die braunen Augen versprechen Schlagfertigkeit hinter fernöstlicher Gelassenheit. Geboren wurde er 1933 in Kokura City, auf einer winzigen Insel im Süd-Westen Japans als Sohn eines Shintopriesters. Noch während des Studiums der traditionellen Kalligraphie und Malerei bei japanischen Meistern suchte er nach spirituellen Idealen. Mit 25 traf er zunächst auf den Existentialismus, der jedoch genau dem Gegenteil von dem entsprach, was er insgeheim suchte:
"Die Literatur der Existentialisten ist sehr interessant und schön, sehr inspirierend, aber nun ja, die Grundidee ist, dass Menschen hoffnungslos und gelangweilt sind und wie kann man aus Verzweiflung und Langeweile so etwas wie wunderbare schöne Kunstwerke gestalten? Und ich hatte kein Interesse an Hoffnungslosigkeit oder Langeweile. Ich sah mich weiter um und las einige Zeilen des Zen-Meister Dogen. Ein großer Japaner, Zen-Meister, Denker und ein großartiger Poet. Wissen Sie, alle Buddhisten beginnen beim gleichen Ausgangspunkt. Wir sterben alle, unser Leben ist kurz, doch Dogens Idee ist, dass jeder Moment ein Wunder ist. Also sehr positiv, sehr ermutigend."
Den Regeln der buddhistischen Erfahrungslehre des Zen ist er treu geblieben. So beginnt jeder Arbeitstag zunächst mit einer Einstimmung, der Rezitation des Herz-Sutras. Der wohl bedeutensten und kürzesten Lehrrede im Zenbuddhismus:
" Das Herz-Sutra ist das meist rezitierte Schriftstück im Mahajana-Buddhismus."
In der Kernaussage des Herz-Sutras geht es um Mitgefühl und die unendliche Verbundenheit mit allen Lebewesen und Dingen. Gegensätze und Grenzen werden aufgehoben. Erfahrungen, die in seinen und in den künstlerischen Schaffensprozess der Schüler fließen. Kazuaki Tanahashis Bilder zeigen z.B. breite wellenförmige farbige Striche - "Ocean beyond" - jenseits des Meeres heißt ein Bild oder Zen-Kreise in Riesenformat. Wie z.B. "miracles of each moment", der Zauber eines jeden Augenblicks. "One stroke painting", heißt dieses Genre. Die Kalligrafietechnik des einen Strichs, oft in nur einem Atemzug gemalt. Hinter der Einfachheit der Bilder steckt die Vision des Künstlers einer heilen Natur, einer Welt, in der Gegensätze friedlich zusammen leben.
" Malen ist ein Ausdruck, aber ich sehe auch keinen Unterschied zwischen Ausdruck und den tieferen Schichten des Bewusstseins. So versuchen wir so etwas wie dieses tiefe Verständnis, tiefe Sehnsucht in die Kunst zu integrieren. Hoffnung auf Frieden. Die Hoffnung auf eine zukünftige Welt ohne Krieg wird ein Teil des künstlerischen Ausdrucks. "
Die großen Bilder entstehen meist bei einer Performance vor Publikum. Kazuaki Tanahashi malt sie dann mit mannshohen Pinseln. Seine Gemälde sind in Universitäten z.B. in Harvard oder in Galerien und Museen zu sehen. Doch, obwohl er die ostasiatische Kalligrafie und den Zen-Buddhismus kennt und als erster die Texte des Zen-Meisters Dogen in modernes Japanisch übersetzte, sieht er sich selbst zwischen allen Religionen und Kunstrichtungen.
" Ich nenne mich nicht Zen-Künstler, aber von mir aus können das die Leute tun. Ich studiere Zen, ich schreibe über Zen, ich bin ein Künstler. Es ist okay, wenn mich die Leute so nennen. Aber...ich stehe zwischen allen Glaubensrichtungen. Ich bin weder Buddhist, noch Shinto oder irgendetwas anderes. "
Das Kalligrafieren bedeutet für Kazuaki Tanahashi nicht rational, sondern mit dem Herzen, spontan aus dem Gefühl heraus zu malen. Losgelöst von äußeren Vorstellungen, im gegenwärtigen Moment.
"Oft verwenden wir Himmel und dann Erde und Mensch. Also, Himmel hat sehr viel mit Spiritualität zu tun. Erde ist Umwelt, Natur und Mensch ist natürlich man selbst und dann die anderen. Dazu gehören Lehrer, Schüler, Publikum, Nachbarn. All diejenigen sind wichtige Bestandteile von künstlerischer Kreativität. "
Kein Zeichen wird korrigiert. Es geht nur um den einzigartigen Moment und den persönlichen Ausdruck des Künstlers. Während des Kalligrafierens stellt sich nach einer Weile innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude ein. Solche Erfahrungen des Entspannens können die Teilnehmer später auch auf alltägliche Lebensbereiche übertragen. Nicht nur auf die Kunst. Wie bei einer Meditation verschwinden Anspannung und Alltagsstress:
" Ich schätze das Wunder eines jeden Moments. Es ist Freude. Ich glaube das ist Glück."
Kaz, so wird der Lehrer freundlich genannt, trägt einen langen grau-blauen Kittel, schulterlange braune Haare und einen dünnen Bart. Sein Gesicht hat junge Züge und die braunen Augen versprechen Schlagfertigkeit hinter fernöstlicher Gelassenheit. Geboren wurde er 1933 in Kokura City, auf einer winzigen Insel im Süd-Westen Japans als Sohn eines Shintopriesters. Noch während des Studiums der traditionellen Kalligraphie und Malerei bei japanischen Meistern suchte er nach spirituellen Idealen. Mit 25 traf er zunächst auf den Existentialismus, der jedoch genau dem Gegenteil von dem entsprach, was er insgeheim suchte:
"Die Literatur der Existentialisten ist sehr interessant und schön, sehr inspirierend, aber nun ja, die Grundidee ist, dass Menschen hoffnungslos und gelangweilt sind und wie kann man aus Verzweiflung und Langeweile so etwas wie wunderbare schöne Kunstwerke gestalten? Und ich hatte kein Interesse an Hoffnungslosigkeit oder Langeweile. Ich sah mich weiter um und las einige Zeilen des Zen-Meister Dogen. Ein großer Japaner, Zen-Meister, Denker und ein großartiger Poet. Wissen Sie, alle Buddhisten beginnen beim gleichen Ausgangspunkt. Wir sterben alle, unser Leben ist kurz, doch Dogens Idee ist, dass jeder Moment ein Wunder ist. Also sehr positiv, sehr ermutigend."
Den Regeln der buddhistischen Erfahrungslehre des Zen ist er treu geblieben. So beginnt jeder Arbeitstag zunächst mit einer Einstimmung, der Rezitation des Herz-Sutras. Der wohl bedeutensten und kürzesten Lehrrede im Zenbuddhismus:
" Das Herz-Sutra ist das meist rezitierte Schriftstück im Mahajana-Buddhismus."
In der Kernaussage des Herz-Sutras geht es um Mitgefühl und die unendliche Verbundenheit mit allen Lebewesen und Dingen. Gegensätze und Grenzen werden aufgehoben. Erfahrungen, die in seinen und in den künstlerischen Schaffensprozess der Schüler fließen. Kazuaki Tanahashis Bilder zeigen z.B. breite wellenförmige farbige Striche - "Ocean beyond" - jenseits des Meeres heißt ein Bild oder Zen-Kreise in Riesenformat. Wie z.B. "miracles of each moment", der Zauber eines jeden Augenblicks. "One stroke painting", heißt dieses Genre. Die Kalligrafietechnik des einen Strichs, oft in nur einem Atemzug gemalt. Hinter der Einfachheit der Bilder steckt die Vision des Künstlers einer heilen Natur, einer Welt, in der Gegensätze friedlich zusammen leben.
" Malen ist ein Ausdruck, aber ich sehe auch keinen Unterschied zwischen Ausdruck und den tieferen Schichten des Bewusstseins. So versuchen wir so etwas wie dieses tiefe Verständnis, tiefe Sehnsucht in die Kunst zu integrieren. Hoffnung auf Frieden. Die Hoffnung auf eine zukünftige Welt ohne Krieg wird ein Teil des künstlerischen Ausdrucks. "
Die großen Bilder entstehen meist bei einer Performance vor Publikum. Kazuaki Tanahashi malt sie dann mit mannshohen Pinseln. Seine Gemälde sind in Universitäten z.B. in Harvard oder in Galerien und Museen zu sehen. Doch, obwohl er die ostasiatische Kalligrafie und den Zen-Buddhismus kennt und als erster die Texte des Zen-Meisters Dogen in modernes Japanisch übersetzte, sieht er sich selbst zwischen allen Religionen und Kunstrichtungen.
" Ich nenne mich nicht Zen-Künstler, aber von mir aus können das die Leute tun. Ich studiere Zen, ich schreibe über Zen, ich bin ein Künstler. Es ist okay, wenn mich die Leute so nennen. Aber...ich stehe zwischen allen Glaubensrichtungen. Ich bin weder Buddhist, noch Shinto oder irgendetwas anderes. "
Das Kalligrafieren bedeutet für Kazuaki Tanahashi nicht rational, sondern mit dem Herzen, spontan aus dem Gefühl heraus zu malen. Losgelöst von äußeren Vorstellungen, im gegenwärtigen Moment.