Boos: Unbekannte Kultur Koreas besonders reizvoll

18.10.2005
Die politischen Verhältnisse und die unbekannte Kultur machen nach Meinung des Direktors der Frankfurter Buchmesse, Jochen Boos, den Reiz Koreas aus, das in diesem den Schwerpunkt der Messe ausmacht.
Die nordkoreanische Delegation sei nach Ab- und Zusagen noch nicht eingetroffen, sagte Boos heute im Deutschlandradio Kultur. Er hoffe aber, dass zumindest noch zwei Autoren kommen. Es sei sehr schwierig, den Kontakt zu Nordkorea herzustellen. Gelungen sei es über südkoreanische Schriftsteller. Auch gebe es inzwischen einen deutschen Lesesaal in Pjöngjang.

In Korea sei Lyrik sehr wichtig. Sie finde sehr große Leserkreise, sagte Boos.

"Aber was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Situation des koreanischen Schriftstellers."

Zeitgenössische Autoren seien beispielsweise im Zweiten Weltkrieg geboren, hätten den Korea-Krieg und die Militärdiktatur erlebt. Boos habe einen Autor kennen gelernt, dessen Vater nach Nordkorea gegangen sei, woraufhin die Familie in Sippenhaft genommen worden sei. Ein anderer Autor sei nach seiner Rückkehr aus dem Exil in den frühen neunziger Jahren sofort wieder ins Gefängnis eingesperrt worden.

"Diese Erfahrungen prägen vor allen Dingen auch die Literatur."

Um die koreanische Literatur in Deutschland bekannt zu machen, seien seit März 16 Autoren zu Lesungen in Deutschland unterwegs gewesen. Auch sei ein Übersetzungsprogramm auf den Weg gebracht worden, so dass mehr als 100 neue Bücher in Deutschland erhältlich seien. Es hätten sich einige wenige Verlage in Deutschland auf koreanische Literatur spezialisiert und es mache Sinn, eine ganze Reihe mit koreanischer Literatur aufzulegen.

Auch wenn es jetzt eine Diskussion darüber gegeben habe, ob dieses Übersetzungsprogramm in die richtigen Kanäle gelaufen sei, so sei man doch jetzt an einem Startpunkt und es werde in den Medien über Korea geredet, sagte Boos. Die Buchmesse sei auch dazu gedacht, das komplette Kulturumfeld von Korea bekannt zu machen.