"Bombastisch und sehr direkt"
Das Porträt von Gerhard Schröder für das Bundeskanzleramt ist zwar noch nicht ganz fertig, doch klar zu erkennen ist, dass sich das Bild stark unterscheidet von den bisherigen Kanzler-Gemälden. Immendorff habe sich auf die Physiognomie des Kopfes konzentriert, urteilte Kunstexperte Stefan Koldehoff. Das Bild erinnere an Renaissance-Fürsten und enthalte eine Botschaft für die Kritiker des Ex-Kanzlers und des Malers.
Gabi Wuttke: "Gerhard der Große" titelt heute das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Goldfinger im Kanzleramt" die "Süddeutsche". Man staunt über Jörg Immendorffs Porträt von Altkanzler Schröder. Es ist noch nicht ganz fertig, aber der schwerkranke Jörg Immendorff lässt uns einen ersten Blick darauf werfen: Auf sein Porträt von Altkanzler Gerhard Schröder, das zu malen die beiden befreundeten Männer vor sechs Jahren verabredeten, um es demnächst im Kanzleramt aufhängen zu lassen.
Der Mittelpunkt ist der goldene, metallisch wirkende Kopf von Gerhard Schröder, auf den ersten Blick wirkt das wahnsinnig bombastisch.
Stefan Koldehoff: Ja, dadurch dass Immendorff sich anders als die Künstler, die die anderen Porträts der Kanzler im Bundeskanzleramt gemalt haben, auf den Kopf, auf die Physiognomie des Kopfes konzentriert hat, es ist tatsächlich nur das Gesicht von Gerhard Schröder zu sehen, natürlich mit einem Teil des Kragens, mit einem ordentlich gebundenen Schlips, ein bisschen vom Hemd, Jacket dann schon nicht mehr. Er schaut einen frontal an, also das wirkt in der Tat sehr bombastisch und sehr direkt.
Wuttke: Und wie ein Kupferstich in Gold.
Koldehoff: Ja, in der Tat und deshalb wird man wohl abwarten müssen, bis man das Original sehen kann. Ob es tatsächlich gold ist oder vielleicht eher so ein bisschen ins Bräunliche geht. Es ist ein sehr fein gemaltes Porträt, fast gestrichelt, jedes einzelne Haar ist zu erkennen … Ein Porträt, das in der Tat an Renaissance-Fürsten erinnern kann. Wenn Sie den Vergleich zum Kupferstich gewählt haben, dann war ja das damals die Technik, die entwickelt wurde, um solche Herrscher-Porträts auch hundert- und tausendfach reproduzieren zu können und im ganzen Reich verteilen zu können.
Wuttke: Rechts und links von Schröders Kopf herum tummeln sich Affen, die kennt man von Immendorff. Er hat sie immer als ironische Anspielung benutzt. Worauf glauben Sie spielt er hier an?
Koldehoff: Ich glaube nicht, dass das Immendorffs berühmte Maler-Affen sind. Da müssen wir jetzt fast ein bisschen zoologisch werden. Immendorff hat in seinen Bildern über Jahre und Jahrzehnte hinaus ein Alter Ego kreiert, das ist ein Schimpanse mit einem Pinsel. Was man hier rechts und links von Schröders Kopf sieht, das sind keine Schimpansen, sondern Paviane und nicht irgendwelche Paviane, sondern Affen, die es schon einmal gegeben hat auf einem berühmten Gemälde. Auf dem Bild "Affen als Kunstrichter" von Gabriel von Max, einem Münchner Maler, der 1889 dieses Bild gemalt hat. Da sieht man eben haargenau dieselben Affen vor einer Leinwand stehen und so tun, als hätten sie Ahnung von der Kunst. Da werden also Kritiker denunziert. Wenn man das jetzt überträgt auf das Bild von Immendorff und Schröder, dann kann man natürlich durchaus die Interpretation wagen, dass es auch hier darum geht, den Kritikern, sowohl des ehemaligen Kanzlers als auch des Künstlers, vielleicht sogar so etwas wie einen gemalten Mittelfinger entgegenzurecken.
Das gesamte Gespräch mit Stefan Koldehoff könne Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Der Mittelpunkt ist der goldene, metallisch wirkende Kopf von Gerhard Schröder, auf den ersten Blick wirkt das wahnsinnig bombastisch.
Stefan Koldehoff: Ja, dadurch dass Immendorff sich anders als die Künstler, die die anderen Porträts der Kanzler im Bundeskanzleramt gemalt haben, auf den Kopf, auf die Physiognomie des Kopfes konzentriert hat, es ist tatsächlich nur das Gesicht von Gerhard Schröder zu sehen, natürlich mit einem Teil des Kragens, mit einem ordentlich gebundenen Schlips, ein bisschen vom Hemd, Jacket dann schon nicht mehr. Er schaut einen frontal an, also das wirkt in der Tat sehr bombastisch und sehr direkt.
Wuttke: Und wie ein Kupferstich in Gold.
Koldehoff: Ja, in der Tat und deshalb wird man wohl abwarten müssen, bis man das Original sehen kann. Ob es tatsächlich gold ist oder vielleicht eher so ein bisschen ins Bräunliche geht. Es ist ein sehr fein gemaltes Porträt, fast gestrichelt, jedes einzelne Haar ist zu erkennen … Ein Porträt, das in der Tat an Renaissance-Fürsten erinnern kann. Wenn Sie den Vergleich zum Kupferstich gewählt haben, dann war ja das damals die Technik, die entwickelt wurde, um solche Herrscher-Porträts auch hundert- und tausendfach reproduzieren zu können und im ganzen Reich verteilen zu können.
Wuttke: Rechts und links von Schröders Kopf herum tummeln sich Affen, die kennt man von Immendorff. Er hat sie immer als ironische Anspielung benutzt. Worauf glauben Sie spielt er hier an?
Koldehoff: Ich glaube nicht, dass das Immendorffs berühmte Maler-Affen sind. Da müssen wir jetzt fast ein bisschen zoologisch werden. Immendorff hat in seinen Bildern über Jahre und Jahrzehnte hinaus ein Alter Ego kreiert, das ist ein Schimpanse mit einem Pinsel. Was man hier rechts und links von Schröders Kopf sieht, das sind keine Schimpansen, sondern Paviane und nicht irgendwelche Paviane, sondern Affen, die es schon einmal gegeben hat auf einem berühmten Gemälde. Auf dem Bild "Affen als Kunstrichter" von Gabriel von Max, einem Münchner Maler, der 1889 dieses Bild gemalt hat. Da sieht man eben haargenau dieselben Affen vor einer Leinwand stehen und so tun, als hätten sie Ahnung von der Kunst. Da werden also Kritiker denunziert. Wenn man das jetzt überträgt auf das Bild von Immendorff und Schröder, dann kann man natürlich durchaus die Interpretation wagen, dass es auch hier darum geht, den Kritikern, sowohl des ehemaligen Kanzlers als auch des Künstlers, vielleicht sogar so etwas wie einen gemalten Mittelfinger entgegenzurecken.
Das gesamte Gespräch mit Stefan Koldehoff könne Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.