Adrenalinrausch im Eiskanal

Die Geburtsstätte des Bobsports in St. Moritz

24:05 Minuten
Linda Weiszewski aus Polen auf der Bob Rund bei der Weltmeisterschaft in St. Moritz 2023
Eine Fahrerin auf der Bobbahn in St. Moritz bei der Weltmeisterschaft 2023 © dpa / picture alliance / Memmler
Von Susanne von Schenck · 14.01.2024
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In St. Moritz in der Schweiz entsteht jedes Jahr neu die weltweit einzige Natureisbobbahn – nur aus Schnee und Wasser.  Amateure wie auch Profisportler jagen sie hinunter, wie erst vor Kurzem bei der Weltmeisterschaft im Bob, Skeleton und Parasport.
Den Kick bei der Fahrt durch den Eiskanal genießen Anfänger, aber auch Weltmeister wie Gregor Stähli oder Bobfahrerin Melanie Hasler. Wir hören noch von ihnen.

Gleiche Linienführung seit 125 Jahren

Die Bobbahn in St. Moritz – alle Jahre wieder entsteht sie neu: ein flüchtiges Kunstwerk aus Wasser und Schnee, gebaut ab Ende November für jeweils eine Saison. Sie entsteht zwar jedes Jahr neu, aber seit 125 Jahren immer in der gleichen Linienführung, mit nur minimalen Abweichungen.
Inzwischen wird dafür meist Kunstschnee verwendet, so Paul Weithaler, einer der Männer, die schon seit über 30 Jahren die Bahn bauen. 

„Die Bahn wird viel stabiler mit Kunstschnee. Es ist schwerer zum Bauen, es ist viel schwerer zum Schaufeln, dann zum Schneiden. Aber die Bahn ist weitaus stabiler wie mit Naturschnee.“
Mitverantwortlich für den Bau dieses einzigartigen Bob Run, wie die Strecke zwischen St. Moritz und Celerina genannt wird, ist Gregor Stähli, mehrfacher Weltmeister im Skeleton. Seit einem Jahr ist Geschäftsführer des St. Moritzer Olympia Bob Run.  
„Mit dem Pneulader wird ein bisschen vorgespurt, die Bahn so ein bisschen vorgezeichnet. Und wir sehen da schon den Reinhart, der schon mit Handarbeit daran ist, die Bahn zu modellieren. Da kommt dann auch noch Wasser drauf. Und zusammen mit Wasser und Schnee werden da 25.000 Kubikmeter Schnee und Wasser zu dieser zwei Kilometer langen Eispiste verbaut. Die gemessene Strecke ist 1722 Meter - und dann gibt es noch Auslauf, Bremsweg dazu.“ 

Bob Run wird in vier Wochen gebaut

14 Männer modellieren die Eisbahn, legen Wände und Kurven an, glätten sie mit Schaufeln und Leisten – es ist harte Arbeit. In knapp vier Wochen bauen sie den Bob Run und pflegen dann die Strecke bis zum Ende der Saison. Im Sommer kann man den Weg hinunterwandern. Die eher wortkargen Männer kommen alle aus der Südtiroler Gemeinde Naturns. Paul Weithaler gehört zu den gesprächigeren. In seiner Heimat arbeitet er als Maurer.

„Ja, jetzt beim Bauen sind wir alle in der Gruppe zusammen, und wenn die Bahn fertiggebaut ist, bekommt jeder seinen Abschnitt. Es ist schon harte Arbeit da, aber, ich bin da so richtig mit Herz dabei. Es zieht mich immer wieder hierher und sicher, die Löhne sind auch gut, im Verhältnis, was wir bei uns verdienen und was man hier verdient."
Donald Holstein ist der Erste, der die Bahn dann hinunterfährt, wenn sie fertig ist. Kaum einer kennt den Bob Run so gut wie er. 26 Jahre lang war er Bahnchef, er hat eine Bobschule in St. Moritz und trainiert auch das Bobteam aus Liechtenstein.

„Die Bahn ist in einem jungen Zustand, das heißt im Vergleich zu den Kunsteisbobbahnen, die eine Betonbasis hat und die eigentlich die Bahnform schon hervorragend vorgeben, wird hier die Bahn von Grund auf neu aufgebaut. Die hat am Anfang noch so kleine Tücken. Obwohl die Maße von Jahr zu Jahr von den einzelnen Bahnarbeitern, die die Kurve betreuen, übernommen werden, hat sie doch jedes Jahr ein bisschen Eigenheiten. Mal ist ein bisschen mehr Schnee vorhanden, mal ein bisschen weniger. Und deshalb sind die ersten Probefahrten immer sehr aufregend.“

Kurven des Bob Run haben Namen

„Sunny“, „Martineau“ oder „Gunter Sachs“ - die Kurven des St. Moritzer Bob Run haben Namen. Die berühmteste ist der „Horseshoe“, die Hufeisen-Kurve. Mit ihrer rasanten Biegung sieht sie auch von außen schwindelerregend aus.

Die Horseshoe-Kurve ist da seit 1903, und da ist die Linienführung eigentlich unverändert. Der Horseshoe war schon immer das Herzstück.

Donald Holstein

Der Kick: Mit 120 bis fast 150 Kilometern pro Stunde jagt man durch die schmale Bahn und spürt den Druck in den Kurven am eigenen Körper – bis zum fünffachen des eigenen Gewichts. Früher flogen die Bobfahrer auch mal aus den Kurven, erzählt Bahnchef Donald Holstein.
Aber das sei Geschichte.

„Wir hatten ja in den 40er-, 50er-Jahren Todesfälle am laufenden Band. Bobfahren war lebensgefährlich, weil die Kurven gegen oben offen waren. Hier sind Bobs über die Kurve geflogen. Dann wurde die Bahn umgebaut, dass der Bob in der Bahn bleibt, das heißt, die Kurven wurden überhöht.“ 

Hasler ist Hoffnung des Schweizer Bobsports

Weil es so warm ist, müssen auch die Trainingsfahrten immer wieder verschoben werden. Vor ein paar Tagen ist Melanie Hasler nach St. Moritz gekommen, wo sie trainiert, um bei der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Sie ist Mitte 20 und die Hoffnung des Schweizer Bobsports. Einige Male konnte sie den Bob Run schon hinunterfahren. Aber jetzt bringt sie ihren teuren Rennschlitten, der ungefähr 180 Kilogramm wiegt, in die Garage und hofft, dass es am nächsten Tag kälter ist.
„Ja, es lief eigentlich ganz gut. Ich bin Mono gefahren, im Monobob, bin alleine unterwegs gewesen. Das Schwierige beim Monobob ist, dass man nicht herumrutscht, sondern wirklich fahren kann. Und da es ein wenig wärmer wurde und sich so Wasser gebildet hatte auf der Bahn, wurde es das ziemlich rutschig.“ 

Wintersport in St. Moritz den Briten zu verdanken

Der Wintersport in St. Moritz ist den Briten zu verdanken. Ohne sie wäre die Stadt im Engadin nicht das geworden, was sie ist: „Top of the World“, wie die gut 1800 Meter hoch liegende Gemeinde für sich wirbt. Trotz negativer Kritik an St. Moritz - Zersiedelung und Ausverkauf, zu teuer, zu viel Jetset - hat der Ort für Rolf Sachs immer noch etwas Besonderes.
Seine Familie kommt schon seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Wie einst sein Vater Gunter Sachs ist auch er begeisterter Bob- und Skeletonfahrer und war auch Präsident des St. Moritz Bobsleigh Clubs.
Auf Gunter Sachs – Lebemann, Fotograf, Kunstsammler - geht nicht nur das heutige Starthaus am Bob Run zurück, sondern auch der legendäre „Dracula Club“ mit seinen wilden Partys.

St. Moritz ist meine zweite Heimat, und eine erste habe ich nicht. Und ich muss sagen: Mit Inbrunst stehe ich hinter Sankt Moritz und finde es auch einen ganz besonderen Ort. Aber ein Ort am Ende: was macht ihn aus? Es sind die Personen und natürlich die Natur. Natürlich hat man hier dieses breite Tal. Man hat einen See, man hat wahnsinnige Skimöglichkeiten. Es ist der einzige Ort mit zwei Eisbahnen, die Bob- und die Crestabahn, und das ist alles toll. Aber man trifft hier eine Mischung von Menschen mit Biss, irgendwie besondere Charaktere. Ich glaube, das müssen wir den Engländern verdanken.

Möbeldesigner Rolf Sachs

Künstler Rolf Sachs in der Leica-Galerie in Salzburg
Rolf Sachs schätzt St. Moritz als zweite Heimat.© Imago / Tinkeres

Olympische Winterspiele in St. Moritz

Rolf Sachs, Möbeldesigner mit Wohnsitz in Rom, hat sich das ehemalige Olympiazentrum als Residenz umgebaut. Denn zweimal, 1928 und 1948, fanden in St. Moritz die Olympischen Winterspiele statt, außerdem zahlreiche Welt- und Europameisterschaften. Die dritten Olympischen Winterspiele hätten dort 2022 ausgetragen werden können, aber eine Volksabstimmung verhinderte sie.
Der erwähnte Cresta Run ist das Gegenstück vom Bob Run, liegt auf der anderen Straßenseite, ist etwas kürzer, wird privat betrieben und vor allem von den Briten genutzt. Cresta heißt die Bahn, weil das Ziel in dem gleichnamigen Ortsteil von Celerina liegt.

St. Moritz hat prachtvolle Grand Hotels, zahllose Nobelclubs und eine Dichte an Luxusgeschäften, die durchaus mit Paris konkurrieren kann. Seit 1985 ist „St. Moritz“ sogar als Marke eingetragen, erläutert Stadtführerin Susi Wiprächtiger und beschreibt den Ort. 

„1800 Meter über dem Meer auf der Alpensüdseite. Wir haben 5000 Einwohner plus im Winter kommen noch mal 3000 Saisoniers dazu, die im Tourismus arbeiten. Dann haben wir etwa 11.000 Betten, knapp die Hälfte ist die in 40 Hotels und die andere Hälfte in Ferienwohnungen. Und unter diesen 40 Hotels gibt es fünf Fünf-Sterne-Häuser, was auch relativ viel ist bei nur gerade 5000 Einwohnern. Und wir haben zwei Ortsteile. Da, wo wir jetzt sind, das ist Sankt Moritz- Dorf, und unten am See ist Sankt Moritz-Bad.“

Johannes Badrutt lockte Briten nach St. Moritz

Susi Wiprächtiger zeigt auf eine Bronzeskulptur an der Plazza Mauritius. Unter der Schneedecke ist die Büste eines bärtigen Mannes zu erkennen: Johannes Badrutt. Der clevere Hotelier lockte Mitte des 19. Jahrhunderts die Briten nach St. Moritz. Die kamen bisher nur in den Sommermonaten in die Berge, im Winter war ihnen die Reise von der grünen Insel ins Engadin zu beschwerlich und unbequem.
Aber er hat gesagt: "Kommt doch nächsten Winter nach Sankt Moritz. Sollte es euch hier nicht gefallen, dann würde ich euch die Reise bezahlen: London, Sankt Moritz, London. Und wenn es euch hier gefällt, dann dürft ihr, solange wie ihr wollt, gratis in meinem Hotel bleiben." Da sind die Engländer damals an Weihnachten gekommen und sind bis Ostern geblieben. Und während dieser Zeit haben sie ein bisschen mit Skifahren, Schlittenfahren begonnen. Und so hat die Wintersaison begonnen, im Winter 1864, 1865.
Die betuchte Kundschaft logierte damals in Johannes Badrutts Pension Faller, aus der später das „Kulm“ wurde, eines der fünf Grand Hotels in St. Moritz. Eine breite Auffahrt, ein imposantes Entrée und im Teesalon gediegene Eleganz: Eine Dame mit einem Pekinesen, eingepackt in ein Wintermäntelchen, bestellt Kaffee, ein paar Leute sitzen am Fenster und nippen an ihren Sherrygläsern, andere fotografieren die grandiose Aussicht auf See und Berge.
Blauer Himmel und verschneite Berge: Blick auf das winterliche St. Moritz in der Schweiz
Blick auf das winterliche St. Moritz © dpa / picture alliance / Andreas Lander
Heinz Hunkeler, seit 2013 Direktor des „Kulm“, nickt den Gästen zu. Schon sein Vater leitete das berühmte Hotel.

„Ich bin hier oben geboren und aufgewachsen und habe ganz klar hier im Engadin meine Wurzeln. Meine Eltern haben 35 Jahre lang oder 40 Jahre lang das Kulm-Hotel geführt. Ich durfte hier im Kulm-Hotel aufwachsen mit meinen beiden Schwestern, hatte den größten Spielplatz von allen Freunden, speziell in der Zwischensaison, wenn das Hotel geschlossen war. Das leere Schwimmbad war prädestiniert für Tennis oder Fußballturniere oder auch die langen Gänge zum Verstecken spielen. Und ich bin dann so ins Hotel reingerutscht, weil es mich fasziniert hat, schon als kleiner Bube.“

Viele britische Gäste auch heute noch

Zu seinen Gästen zählen neben vielen Prominenten des internationalen Jetsets - Diskretion garantiert - auch heute noch viele Briten. Der Schweiz habe das gut getan, sagt Heinz Hunkeler.

„Ja, ich denke schon, dass es da eine gewisse Verrücktheit und gewisse Dinge braucht, wo der Brite wahrscheinlich mehr mit sich gebracht hat als der Schweizer. Man muss sagen, die Engländer sind hier hochgekommen, da war hier noch nicht so viel zu bieten. Sie haben das Wetter, den Schnee und das weg von zu Hause sicherlich sehr, sehr genossen. Aber es ist ihnen dann irgendwie langweilig gewesen. Und so hat man dann diese amusements comitees - das sind die Gäste, wo sich zusammengetan haben und 'mascerades‘, also Partys organisiert haben, die auch die Zeit hatten und vielleicht auch etwas die Verrücktheit. Das Geld muss man auch dazu haben, einen ganzen Winter einfach mal im Engadin zu verbringen. Und sicherlich war der Brite da prädestiniert für solche ‚Entwicklungsarbeiten‘.“

Die Briten spielten Curling und Polo auf dem zugefrorenen St. Moritzer See, rauschten auf Schlitten und mit reichlich Alkohol die Hauptstraße nach Celerina hinunter, sehr zum Ärger der einheimischen Bevölkerung. Deshalb erbaute Johannes Badrutt für seine betuchten Gäste 1885 neben der Straße den „Cresta Run“.

Die Finanzierung des Bob Run

Badrutts Sohn sorgte dann 20 Jahre später auf der gegenüberliegenden Seite für den Bau des Bobbrun. Beide Bahnstrecken entstehen jedes Jahr neu von Hand. Die eine wird privat von den Mitgliedern finanziert, die andere, der Olympia Bob Run, inzwischen von Gemeinde, Kanton, Swiss Olympic, Sponsoren und dem, was er selbst erwirtschaftet.

Zum Beispiel durch Gästefahrten. Elke Frey hat sich für eine solche angemeldet. Umgerechnet 270 Euro hat sie dafür bezahlt, dass sie einmal, zwischen Pilot und Bremser sitzend, den Bob Run hinunterfährt. Nun wartet sie im Café an der Startbahn, bis sie an der Reihe ist.

„Ja, ich muss jetzt erst mal ein bisschen Glühwein trinken, um mir den Mut hier anzutrinken. Es ist schon etwas aufregend. Also, ich bin sehr gespannt, was hier auf mich zukommt. Aber ich habe die Hoffnung, es geht ja nur geradeaus. Also passieren kann nicht viel. Ich bin sehr gespannt.“

Währenddessen brettern die Briten auf der anderen Straßenseite auf dem Cresta Run unermüdlich in Richtung Celerina. 1200 Meter ist er lang. Hier geht es ausschließlich mit dem Skeleton hinunter: bäuchlings, Kopf voran. Im Clubhaus, aus dem die Sicht auf die Bahn besonders gut ist, haben nur die Mitglieder des exklusiven Tobogganing Clubs Zutritt.

Der einzige Cresta Run der Welt

Anfangs gehörten ihm nur Engländer und Amerikaner an, inzwischen ist er international geöffnet. Aber die Klubsprache ist nach wie vor Englisch. Gary Lowe aus der britischen Grafschaft Yorkshire war bis vor kurzem Sekretär des Tobogganing Clubs.

„Das hier ist der einzige Cresta Run der Welt. Bobbahnen hingegen gibt es viele. Die in St. Moritz ist die älteste, von Hand gebaut, wie auch der Cresta Run. Aber beim Bob Run kann man nicht aus den Kurven fliegen, bei uns geht das. Wenn die Linienführung oder das Timing nicht stimmen, man zu schnell ist und den Schlitten nicht mehr kontrollieren kann, dann fliegt man komplett aus der Spur. Wir bauen das extra in die Kurven ein. Es ist sehr gefährlich. Das ist uns klar, und wir achten darauf, dass Anfänger sich dessen bewusst sind."

Kaum ist das Crestarennen beendet, eilen alle ins Hotel Kulm. Denn dort, in der berühmten Sunny Bar, werden die Ergebnisse verkündet.

In der Sunny Bar wurde auch der erste Bobclub gegründet. 125 Jahre ist das her. An den Wänden hängen Fotos von Rennen und Preisverleihungen, zahlreiche silberne Pokale stehen in Vitrinen, und von der Decke hängen Ringe, an denen die Briten gerne turnten - und sich dabei auch mal nackt ablichten ließen.

Deutschland zählt zu den stärksten Bobnationen

Bei der Siegerehrung geht es lässig und stilvoll gleichermaßen zu. Es herrscht Sportsgeist, die Gewinner nehmen Pokale und eine Flasche Champagner entgegen. Das Publikum isst, trinkt und applaudiert.

Der Höhepunkt der Siegerehrung ist das sogenannte Feuerwerk. Alle erheben sich von ihren Sitzen, trampeln kurz und heftig mit den Füßen, werfen die Arme hoch und lassen sie langsam sinken, während sie einen Zischlaut von sich geben. 

Auf der Bobbahn ist wieder Betrieb. Melanie Hasler hat ihren Monobob aus der Garage geholt und kann endlich trainieren. Wie die meisten Schlitten stammt auch ihrer aus einer lettischen Produktion. Nur Deutschland, das zu den stärksten Bobnationen zählt, stellt seine Bobs selbst her.

„Ich denke, die Deutschen setzen mehr auf den Bobsport als die Schweiz, also das Land, der Staat und investieren ein bisschen mehr Geld. Wir sind da ein bisschen kleiner unterwegs als Deutschland."
Bobfahrerin Melanie Hasler im Gespräch mit unserer Autorin Susanne von Schenck
Melanie Hasler gilt als Hoffnung des Schweizer Bobsports (hier im Gespräch mit unserer Autorin Susanne von Schenck).© Susanne von Schenck
Erst seit 2002, seit den Winterspielen in Salt Lake City, sind auch Frauen im Bobsport zu olympischen Wettkämpfen zugelassen. Sie mussten lange dafür kämpfen.

Melanie Hasler setzt den Helm auf, nimmt Anlauf, schiebt ihren Bob an und springt hinein. Knapp 90 Sekunden später ist sie im Ziel. Und schon steht der nächste am Start.

Die Grundvoraussetzungen beim Bobsport

Präzision und Kraft gehören zu den Grundvoraussetzungen beim Bob- und Skeletonsport. Viele kommen von der Leichtathletik.

Nach dem offiziellen Training dürfen dann die Gäste hinunterfahren. Menschen mit Rückenproblemen oder Herzbeschwerden wird abgeraten, in einen Bob zu steigen. Die Fahrten gelten als sicher, aber zuweilen kommt doch mal eins der Gefährte etwas aus der Spur.
Dann wird der Bildschirm, auf dem man die Abfahrten verfolgen kann, kurz schwarz. Elke Frey ist nicht mehr ganz so euphorisch wie im Café, steht etwas zögerlich am Startpunkt.

„Gleich geht es los. Das Herz klopft, und wie verrückt, da weiß ich gar nicht so richtig, was ich sagen soll. Also im Moment würde ich ehrlich gesagt, wenn ich könnte zurücktreten, geht leider nicht mehr.

Sie setzt den Helm auf und steigt in den Bob. Los geht’s.

Die Bahn ist frei, der Bob wird angeschoben, Elke sitzt zwischen Pilot und Bremser. Die ersten Meter sind gemächlich.

Aber bald erreicht der Bob eine Geschwindigkeit von knapp 130 Kilometern pro Stunde. Nach gut 90 Sekunden trifft Elke Frey im Ziel ein.

„Mega-Erlebnis, hammergeil die Geschwindigkeit also, ich stehe voll unter Strom. Ich würde sofort noch mal fahren, sofort am liebsten hoch und wieder runter.“

Wie sich der Klimawandel auswirkt

Technik und Geschwindigkeit faszinieren. Aber: Der Klimawandel macht auch vor dem Wintersportparadies St. Moritz nicht halt. Schon jetzt wurde das Training auf dem Bob Run wiederholt abgesagt, werden die Sonnensegel jedes Jahr früher aufgestellt, um die Bahn zu schützen.
In 30 Jahren, so die Prognose des Internationalen Olympischen Komitees, wird es vermutlich 50 bis 60 Prozent der heute noch als schneesicher geltenden Wintersportgebiete in Europa nicht mehr geben. Keine rosigen Aussichten. Aber der St. Moritzer Bob Run hat schon viele Krisen überstanden, meint Geschäftsführer Gregor Stähli.

„Dass es den Klimawandel gibt, das ist ja nicht abzustreiten, das ist so. Wie wirkt er sich effektiv dann aus? Wir hoffen natürlich durch die Höhenlage, dass von der Kälte her dann immer noch reicht, eine Natureisbobbahn zu betreiben.“

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