Blutkonserven
Mediziner Siegfried Görg appelliert, Blut zu spenden. Jeder Mensch könne schon morgen eine Bluttransfusion benötigen. © picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd
Die Reserven gehen zur Neige
09:12 Minuten

Es ist Sommer und da werden die Blutkonserven meist knapp. Wenn die Spendebereitschaft in den kommenden Wochen nicht ansteigt, müssten erste Operationen verschoben werden, warnt Transfusionsmediziner Siegfried Görg.
Die Blutkonserven werden knapp. Das meldet das Deutsche Rote Kreuz. Aktuell gebe es deutlich weniger Blutspenden und die Reserven seien fast aufgebraucht.
Die Situation sei „akut“, sagt auch Siegfried Görg, der das Institut für Transfusionsmedizin am Uniklinikum Schleswig-Holstein leitet. So würden auf Gelenkoperationen spezialisierte Kliniken zurzeit nur 60 bis 70 Prozent der benötigten Blutkonserven erhalten. Verantwortlich dafür seien das „alljährliche Sommerloch“ und die „Nachwehen“ der Coronapandemie.
Für Notfälle oder Patienten, die regelmäßig eine Blutspende benötigen, seien allerdings genügend Reserven vorhanden, beruhigt Siegfried Görg. Betroffen seien zurzeit vor allem Patienten, die vor einer längerfristig geplanten Operation stehen, wie zum Beispiel einem Gelenkersatz.
Folgen des Blutspendemangels
Seine Prognose: Wenn die Blutspendebereitschaft in den nächsten ein, zwei Wochen nicht ansteigt, müssten die ersten Operationen verschoben werden. „Dann sind unsere Reserven aufgebraucht."
Gründe für den Rückgang der Blutspenden seien zum einen soziodemografischen Aspekte: Es gebe immer mehr älterer Menschen, die nicht spenden sollen oder dürfen, und immer mehr Jüngere, die nicht spenden können oder wollen. Zum anderen komme ein Fachkräftemangel hinzu. Auch die Arbeit im Homeoffice wirke sich auf die Zahl der Spenden aus, erklärt Siegfried Görg. Zu Hause erreiche man Menschen schlechter mit Blutspendeaufrufen.
Fehlende Wertschätzung für Blutspendedienste
Mit Newslettern, Blutspende-Apps und mobilen Blutspendediensten versuche man, dem entgegenzuwirken. Grundsätzlich wünscht sich Siegfried Görg aber auch wieder eine größere gesellschaftliche Wertschätzung von der Politik, Krankenkassen und auch von Arbeitgebern für die Blutspendedienste: „Dass Firmen wieder überlegen, ob sie nicht Mitarbeiter dafür mal freistellen.“
Görg würde das begrüßen. Denn: Jeder Mensch könnte schon morgen auf eine Bluttransfusion angewiesen sein.