Blutige Kunst
Die Meinungen der Kunstkritiker über das Werk von Hermann Nitsch gehen weit auseinander. Während manche ihn für überschätzt halten, würdigen andere ihn als den bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus. Nun ist in Berlin eine Retrospektive des Erfinders des Orgien-Mysterien-Theaters zu sehen.
Zu Hermann Nitsch gibt es keinen Konsens. Die Zeiten der Hetzkampagnen, Anzeigen und gerichtlichen Verurteilungen sind zwar vorbei. Das heißt aber noch lange nicht, dass das Werk des Hermann Nitsch nun Teil des Kanons wäre, wie gern behauptet wird. Nicht wenige Kunstinteressierte halten ihn für überschätzt; nicht wenige Kritiker nennen ihn zwar historisch wichtig, aber altmodisch geworden, weil er sich nur mehr wiederhole.
Das ambivalente Image des Hermann Nitsch rührt daher, dass bloß ein kleiner Teil des Kunstpublikums sein Hauptwerk kennt, das Orgien-Mysterien-Theater. Wer nicht wenigstens einmal dabei war, kann sich in Wahrheit nur schwer eine Meinung über diesen Künstler bilden.
Hermann Nitsch ist der international bekannteste Vertreter des Wiener Aktionismus und der einzige, der bis heute bei der Aktionskunst geblieben ist. Diese Strömung entstand in den 60er Jahren als österreichische Parallele zu Fluxus und Happening; nur dass die Wiener Aktionisten auf viel schockierendere Weise Tabus überschritten. Ein Rudolf Schwarzkogler oder Günter Brus fügten sich bei den Aktionen selbst Verletzungen zu oder gebrauchten Exkremente. Der Wiener Aktionismus war nicht zuletzt eine theatrale Form des Protests gegen die kollektive Verdrängung der österreichischen Beteiligung am Nationalsozialismus und gegen das Fortwirken von Nazi-Gedankengut insbesondere in der Kulturpolitik.
Auch Hermann Nitsch reagierte mit seiner Kunst auf das stickige, reaktionäre Klima im Nachkriegsösterreich; aber er entwickelte eine andere Form des aktionistischen Rituals. Das Orgien-Mysterien-Theater ergibt ein theatralisch-bildnerisch-musikalisches Gesamtkunstwerk. Tiere werden geschlachtet, nackte Akteure mit den Eingeweiden bedeckt, mit dem Blut begossen und an Kreuze gebunden. Hunderte Blasmusiker erzeugen einen orgelnd brausenden Klang. Bei den meisten Zuschauern, die sich über Tage auf das Orgien-Mysterientheater einlassen, erreicht Hermann Nitsch sein Ziel: Als Haupteindruck bleibt nicht Ekel, sondern dionysische Freude an der Ganzheit der Sinneseindrücke; an der kathartischen Wirkung eines Ritus, der nichts anderes ist als ein erweitertes Schlachtopfer.
Bei den Aktionen beschüttet Nitsch Leinwände mit Kübeln von Blut; diese von ihm so genannten Schüttbilder gehören zu den musalisierbaren Relikten des Orgien-Mysterientheater. Andere monumentale Leinwandbilder entstehen in gestischen Malprozessen mit breiten Pinseln im Atelier. Ob der Maler Nitsch dem Aktionskünstler Nitsch Paroli bieten kann, darüber sind die Meinungen geteilt. Aber dass die neuere österreichische Kunstgeschichte nicht an ihm vorbeikann, scheint insgesamt unbestritten.
Das ambivalente Image des Hermann Nitsch rührt daher, dass bloß ein kleiner Teil des Kunstpublikums sein Hauptwerk kennt, das Orgien-Mysterien-Theater. Wer nicht wenigstens einmal dabei war, kann sich in Wahrheit nur schwer eine Meinung über diesen Künstler bilden.
Hermann Nitsch ist der international bekannteste Vertreter des Wiener Aktionismus und der einzige, der bis heute bei der Aktionskunst geblieben ist. Diese Strömung entstand in den 60er Jahren als österreichische Parallele zu Fluxus und Happening; nur dass die Wiener Aktionisten auf viel schockierendere Weise Tabus überschritten. Ein Rudolf Schwarzkogler oder Günter Brus fügten sich bei den Aktionen selbst Verletzungen zu oder gebrauchten Exkremente. Der Wiener Aktionismus war nicht zuletzt eine theatrale Form des Protests gegen die kollektive Verdrängung der österreichischen Beteiligung am Nationalsozialismus und gegen das Fortwirken von Nazi-Gedankengut insbesondere in der Kulturpolitik.
Auch Hermann Nitsch reagierte mit seiner Kunst auf das stickige, reaktionäre Klima im Nachkriegsösterreich; aber er entwickelte eine andere Form des aktionistischen Rituals. Das Orgien-Mysterien-Theater ergibt ein theatralisch-bildnerisch-musikalisches Gesamtkunstwerk. Tiere werden geschlachtet, nackte Akteure mit den Eingeweiden bedeckt, mit dem Blut begossen und an Kreuze gebunden. Hunderte Blasmusiker erzeugen einen orgelnd brausenden Klang. Bei den meisten Zuschauern, die sich über Tage auf das Orgien-Mysterientheater einlassen, erreicht Hermann Nitsch sein Ziel: Als Haupteindruck bleibt nicht Ekel, sondern dionysische Freude an der Ganzheit der Sinneseindrücke; an der kathartischen Wirkung eines Ritus, der nichts anderes ist als ein erweitertes Schlachtopfer.
Bei den Aktionen beschüttet Nitsch Leinwände mit Kübeln von Blut; diese von ihm so genannten Schüttbilder gehören zu den musalisierbaren Relikten des Orgien-Mysterientheater. Andere monumentale Leinwandbilder entstehen in gestischen Malprozessen mit breiten Pinseln im Atelier. Ob der Maler Nitsch dem Aktionskünstler Nitsch Paroli bieten kann, darüber sind die Meinungen geteilt. Aber dass die neuere österreichische Kunstgeschichte nicht an ihm vorbeikann, scheint insgesamt unbestritten.