Blumeninsel oder Bananenrepublik?

Von Jochen Faget · 14.05.2012
Den Namen "Blumeninsel" im Atlantik trägt Madeira nicht zu Unrecht: Subtropisches Klima, vulkanische Felsen, unberührte Natur, exotische Pflanzen und gepflegte Parks - all das bietet die vor der Küste Afrikas gelegene autonome Region Portugals. Doch Madeira hat Probleme, die portugiesische Krise wirft ihre Schatten auch auf das Paradies.
Die Inselregierung ist praktisch pleite und wegen ihrer umstrittenen Infrastrukturprojekte ins Gerede gekommen. Sie hat Madeira mit Autobahnen und Tunnel überzogen, die Milliarden gekostet haben. Jetzt reicht das Geld nicht für den Unterhalt.

Erst im vergangenen Oktober ist Madeiras Regionalfürst und starker Mann Alberto Jardim zum zehnten Mal wiedergewählt worden, allen schwarzen Löchern im Haushalt des Archipels zum Trotz. Seit 1978 regiert der Populist, der für einen autoritären und rüden Stil bekannt ist, die überschuldete Region mit 268.000 Einwohnern. Jardim dürfte trotz häufig geäußerter Kritik an Klientelismus auf Madeira nicht zuletzt von der Angst vor einem Wandel profitiert haben.

In Portugal erklärt man seine politische Langlebigkeit mit vollbrachten Leistungen, aber auch mit dem auf der Insel entstandenen Geflecht von Abhängigkeiten. Die Schulden, die der 68-jährige Regierungschef inzwischen angehäuft hat, wurden kürzlich vom Lissabonner Finanzminister auf 6,3 Milliarden Euro beziffert, "Portugals griechische Insel" ist daher auch ein Spitzname für die Perle im Atlantik. Denn die Schulden und das Defizit der Insel schlagen national zu Buche, Jardim aber wehrt sich bislang erfolgreich gegen Sanierungsprogramme aus Lissabon. Viele seiner Insulaner verehren ihn, hat sich doch das Leben der Einwohner, die vor allem im Tourismus arbeiten, verbessert: Madeira ist nicht mehr das Armenhaus des armen Portugals.