Bloß nicht bügeln

Von Anne Christine Heckmann |
In Frankreich sind mehr Frauen in führenden Positionen, die Kinderbetreuung ist besser ausgebaut und das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern erscheint geringer als in Deutschland. Doch von Gleichberechtigung im Haushalt können die Französinnen nur träumen.
Der eine putzt, der andere kocht. Der eine kontrolliert die Hausaufgaben, der andere bringt die Kinder ins Bett. Teamarbeit im Haushalt – das bleibt eine Traumvorstellung für die französische Frau. Meistens macht sie alles: Neben dem Job schmeißt sie auch noch den Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Von Arbeitsteilung zu Hause hält der französische Mann meistens nicht so viel. Das bestätigt eine Studie der Statistikbehörde Insee unter Leitung von Michel Duée:

„Die Männer haben ihr Verhalten seit 25 Jahren kaum verändert. Sie widmen der Hausarbeit heute gerade mal sechs Minuten mehr pro Tag als vor 25 Jahren. Sie kommen damit im Durchschnitt auf zweieinviertel Stunden pro Tag.“

In diesen zweieinviertel Stunden picken sich Männer allerdings die Rosinen der Hausarbeit raus, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Saugen, putzen oder bügeln ist eher nicht so ihr Ding. Deshalb gehen sie lieber einkaufen oder spielen mit den Kindern. Frauen arbeiten zu Hause also nicht nur doppelt so viel, an ihnen bleiben auch die eher lästigen Tätigkeiten hängen:

„Wir haben in unserer Studie nach der schlimmsten Art von Hausarbeit gefragt. Es kam heraus, dass Bügeln als besonders unangenehm empfunden wird. Und genau diese Tätigkeit übernehmen die Männer am wenigsten.“

Von einer Gleichberechtigung bei Erziehung und Haushalt ist man in Frankreich noch weit entfernt. Die Dinge veränderten sich langsam, so die Analysten der Statistikbehörde Insee. Das beunruhigt viele Frauen, vor allem junge Französinnen. Sie bestätigen, dass sie von ihrem Partner im Alltag wenig Unterstützung bekommen:

„Es stimmt, dass wir Frauen uns um viel kümmern müssen. Wirklich viel. Frauen sind heute ehrgeizig, sie haben Uni-Abschluss und arbeiten. Das ist auch wichtig für ihre Unabhängigkeit. Aber sie müssen ihre Kinder fast alleine großziehen und die Hausarbeit bleibt auch noch an ihnen hängen.“

Das Rollenverständnis in Frankreich ist traditioneller als in Deutschland. Zwar gibt es mittlerweile in Frankreich auch eine Art Elternzeit für Väter. In Anspruch nimmt die aber kaum jemand. Das habe unter anderem mit der französischen Unternehmenskultur zu tun, meint die Wissenschaftlerin und Autorin Ariane Pailhé:

„Die Männer haben Angst, stigmatisiert zu werden, wenn sie sich als Väter engagieren. In den französischen Unternehmen gibt es eine Art Anwesenheits-Kultur. Nur wer lange im Büro bleibt, gilt als engagierter Mitarbeiter. Früher gehen, um sich um die Kinder zu kümmern, das wird nicht gerne gesehen.“

Der moderne Mann lässt in Frankreich also weiter auf sich warten. In den letzten 25 Jahren ist die Zeit, die ein französischer Vater mit seinen Kindern verbracht hat, nur sehr leicht gestiegen. Pro Tag sind es gerade mal neun bis zehn Minuten mehr. Da ist noch Luft nach oben.
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