Blick in die USA

"Amerika wird anders werden"

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"Protect the results" steht auf einem Plakat von Demonstranten.
"Protect the results" fordern Demonstranten in den USA. Das Land ist zerrissen. © imago images / Pacific Press Agency / Paul Weaver
Katja Zelljadt im Gespräch mit Vladimir Balzer · 05.11.2020
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Die US-Amerikanerin Katja Zelljadt zog 2017 nach Deutschland - wegen Trumps Wahlerfolg 2016. Nun erkundigen sich zahlreiche Freunde bei ihr, ob sie auch auswandern könnten. Auf den politischen Wandel in den USA hofft sie jedoch ungebrochen.
Wer der künftige US-Präsident wird, ist noch nicht entschieden. Für Kulturmanagerin Katja Zelljadt ist es eine existenziell Frage. "Für mich ist die Frage, ob ich im Exil bin oder ob ich eine Migrantin bin", sagt sie. Die US-Amerikanerin lebt seit 2017 in Deutschland. "Wenn Donald Trump noch mal Präsident wird, werde ich wahrscheinlich meinen Lebensmittelpunkt für immer in Deutschland finden müssen, weil ich nicht mehr moralisch in Amerika wohnen kann."
Für Zelljadt war Trumps Sieg 2016 der Grund, die USA zu verlassen. "Ich habe in der staatlichen Kulturförderung gearbeitet. Wir haben bei dem Regierungswechsel einen Trump-Menschen eingesetzt bekommen und ich habe mich nicht wohlgefühlt unter diesem Menschen zu arbeiten." Da sie einen deutschen Ehemann hat, konnte sie relativ leicht nach Deutschland auswandern.

Was schreiben die US-Zeitungen über die Wahl? USA-Korrespondentin Kerstin Zilm mit einem Überblick:
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In der Zeit vor der Wahl hätten immer mehr Freunde und Bekannte bei ihr angerufen, erzählt Zelljadt. Sie wollten wissen, ob man nach Europa kommen könne und dort Arbeit fände. "Ich hätte nie gedacht, dass viele Menschen wahlweise aus politischen Gründen nach Deutschland wollen."

Die positiven Entwicklungen erkennen

Auch nach vier Jahren in Deutschland, bleibe sie US-Amerikanerin, sagt Zelljadt. "Mein kulturelles Empfinden ist eher amerikanisch."
Und sie bleibt optimistisch: "Wir vergessen in dieser Zeit, dass Amerika nicht nur Trump ist und nicht nur schlechtes bedeutet, sondern dass auch während dieser Zeit in den letzten vier Jahren so viel wichtige gesellschaftliche, politische Entwicklungen stattgefunden haben", sagt sie und weist zum Beispiel auf die "Black lives Matter"-Bewegung hin.
Sie glaubt, dass solche positive Entwicklungen auch bleiben werden: "Amerika wird anders werden."

Trump habe es geschafft, Ängste zu bedienen, sagt US-Autorin Regina Porter. Doch glaubt sie auch, dass das überwunden werden könne - es brauche nur Zeit. Hören Sie hier unser Gespräch mit ihr:
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(nho)
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