"Blackbird" in der Sprache kanadischer Ureinwohner

Mi’kmaq wird durch Beatles-Hit cool

03:47 Minuten
Still von Emma Stevens am Mikrofon aus dem "Blackbird"-Video auf Youtube der Allison Bernard Memorial High School
Auch Paul McCartney findet die "Blackbird"-Version der kanadischen Schülerin Emma Stevens auf Mi’kmaq "wirklich cool". © Youtube/Allison Bernard Memorial High School
Von Georg Schwarte · 11.06.2019
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Zum UN-Jahr der indigenen Sprachen haben kanadische Schüler einen Beatles-Hit in ihrer Sprache aufgenommen. Im Internet ein voller Erfolg. Und auch Paul McCartney ist begeistert.
"Ein sehr eindringlicher Song", sagt Emma Stevens im kanadischen Fernsehen über "Blackbird". 1968 haben ihn Paul McCartney und John Lennon komponiert. Jetzt singt ihn dieses 16-jährige First-Nations-Mädchen. Ein Beatles Lied in der Sprache der Ureinwohner.
Nicht nur Kanada hört verzaubert zu. Selbst Paul McCartney, der gerade durch die USA tourt, warb auf einem Konzert für Emma Stevens, und sagt, "es gibt eine unglaubliche ‚Blackbird‘-Version von einem kanadischen Mädchen. Auf Youtube. Es ist wirklich cool."

Mi’kmaq vor dem Verschwinden bewahren

Emma stammt aus der ostkanadischen Provinz Nova Scotia, die Sprache der Ureinwohner jener Gegend: Mi‘kmaq. 170.000 sprechen sie, eine Sprache die ausstirbt, deswegen brauche es mehr Menschen, die sie sprechen, sonst würde sie verschwinden, sagt Emma im kanadischen Fernsehen.
Ihr Song, ein Projekt ihrer Highschool. Jedes Jahr nimmt die First-Nations-Highschool auf der Kap-Breton-Insel ein Video auf. Üblicherweise komponieren sie selbst, singen auf Englisch. Dieses Jahr aber ein Beatles-Song, dafür auf Mi‘kmaq.
Das Lied macht die Runde. Immer mehr Klicks auf Youtube. Selbst Kanadas Premierminister Justin Trudeau teilte das professionell aufgenommene Musikvideo via Twitter. Katani Julian, eine Stammesälteste, die mithalf, den englischen Text zu übersetzen, sagt dem kanadischen Sender CBC: "Als das Lied herauskam, spielten alle – die Jungen, die Alten – den Song. Sie singen mit, obwohl manche die Sprache gar nicht mehr sprechen."

Die Familie half bei der Übersetzung

An der Highschool von Emma in Eskasoni wollten sie mit dem Video das UN-Jahr der indigenen Sprachen auf ihre Weise feiern. Mit einem Song in ihrer Sprache. Neben anderen half auch Emmas Vater bei der Übersetzung. Mehr als 70 indigene Sprachen gibt es in Kanada bis heute. Mi‘kmaq ist eine von ihnen.
Katani Julian, eine der Stammesältesten, ist sprachlos. Beinahe. Als sie das Video ihrem Vater zeigte, hatte sie Tränen in den Augen, erzählt sie, wollte aber nicht, dass er sie weinen sah. Aber als er die Musik hörte, musste auch er weinen, sagt Katani Julian im kanadischen Fernsehen.
Ihr größter Wunsch übrigens. Sie will jetzt Paul McCartney treffen. Schreibt ihm jeden Tag per Twitter. Ihre Version seines Liedes jedenfalls kennt er ja schon.
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