Murals in Oakland
"Willkommen in Oakland", heißt es auf diesem Wandgemälde. Kunst findet sich in der Stadt an jeder Ecke. © Arndt Peltner
Eine riesige Open-Air-Galerie
05:04 Minuten

Mehr als 1000 riesige Wandgemälde, sogenannte Murals, lassen sich in der US-amerikanischen Stadt Oakland entdecken. Die Bilder zeugen von der Geschichte der Stadt: der dortigen Gründung der Black Panther Party und der Black-Lives-Matter-Bewegung.
Wenn man über die Bay Bridge nach Oakland fährt, liegt direkt neben dem 580er-Freeway das “California Hotel”, das auf den ersten Blick so wirkt, als ob die Eagles einst genau für dieses Gebäude die Textzeile schrieben: “You can check-out any time you like, but you can never leave!'”
Doch der Eindruck täuscht, das denkmalgeschützte Backsteingebäude aus den 1930er-Jahren war lange Zeit ein Zentrum der afroamerikanischen Community in der Stadt, und genau hier im Erdgeschoss findet man die Räume des “Bay Area Mural Programs” (BAMP) einer gemeinnützigen Organisation, die die Stadt durch öffentliche Kunst verschönert und bereichert.
„Für mich ist Oakland einfach ein Ort, an dem die Leute wissen, hier können sie sich ausdrücken, konnten das schon immer“, sagt BAMP-Gründer und -Geschäftsführer Andre Jones. Das habe viele Leute nach Oakland gebracht.
„Sie blieben hier, ließen ihre Stimmen hören. Das ist hier die treibende Kraft.“ Der 44-jährige Afroamerikaner kam selbst vor etlichen Jahren aus Philadelphia nach Oakland, in eine Stadt, die bekannt, berühmt und ja auch berüchtigt ist für ihren politischen Aktionismus.
Die Stadt der Black Panthers
Hier wurde 1966 die radikale schwarze Black Panther Party gegründet, die in den Folgejahren Oakland prägte und noch immer nachwirkt. Heute sind es die Aktivisten von Black Lives Matter, die sich besonders auf diesen Teil der Stadtgeschichte berufen.
All das drückt sich in Hunderten von Wandbildern aus, Murals, die teils mehrere Stockwerke hoch sind. Doch nicht immer seien Murals politisch, sagt Jones. „Mir geht es nicht darum, das Denken von Politikern zu verändern.“
Aber die Bilder sollten einen sozialen Kontext haben, der die Leute anspricht. Denn für Jones gehen öffentliche Kunst und der Kampf für soziale Gerechtigkeit Hand in Hand.
„Die Stadt Oakland muss wissen, dass Black Lives Matter, schwarze Leben zählen“, sagt Jones. „Jeder hat seine Rolle in der Gesellschaft. Ich glaube, wir Künstler haben genau diese Rolle. Kunst ist wie ein Zugang, um ganze Zivilisationen darüber aufzuklären, was vor sich geht. Genau das machen diese Kunstwerke in Oakland.“

Politische Kunst und jüngste Stadtgeschichte: Das Mural zeigt Oscar Grant, der 2009 in Oakland von einem Polizisten getötet wurde.© picture alliance / dpa / EPA / Susana Bates
Nur ein paar Straßenblocks vom California Hotel entfernt, an der Ecke 30th Street und San Pablo, ist eines der Murals, die Andre Jones selbst gemalt hat. Ein Wandbild, fünf Meter hoch, acht Meter breit, bei dem er die Community mit einbezog, vorab wissen wollte, was sie an dieser Stelle sehen will.
„Zuallererst sollte es eine Ehrung der Black Panthers sein, dann auch eine Nennung von schwarzen Politikern, die in der Nachbarschaft lebten.“ Auch lokale Gärten und Aktionismus sollten vorkommen. Das alles griff er auf, malte in gut 80 Stunden ein Bild, vor dem man stehen, es erkunden, erfahren, erleben muss.
Knallig und farbenfroh
Der Verkehr rauscht vorbei, es ist nicht die beste Gegend der Stadt und doch, diese Wandbilder drücken all das aus, was Oakland ausmacht. Eine riesige und kostenlose Open-Air-Galerie, mit Kunst an quasi jeder Ecke. Oftmals knallig und farbenfroh, mit viel Liebe zum Detail, die Vorbeikommende nahezu auffordern, stehen zu bleiben und in die Bilder einzutauchen. Bilder, die an keinen Stil und keine Technik gebunden sind.
Immer wieder treten Hauseigentümer, Unternehmen, Besitzer von Werkstätten und Corner Stores an die Künstler von BAMP heran mit der Bitte, doch ein Mauerbild an ihrem Gebäude zu realisieren. Für Jones ist klar, die Community selbst will diesen Teil der eigenen History bewahren, denn die Message der Panthers war seitdem mehr als wichtig für Oakland.
„Auch, wenn wir nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um Einfluss nehmen zu können, wir haben People Power“, so Jones. „Das ist eine der wichtigsten Spuren, die die Panthers in Oakland und in diesem Land hinterlassen haben: People Power. Das Wichtigste für eine Community, ein Land, eine Nation ist der Einsatz, den wir selbst bereit sind zu geben.“
Oakland ist die Stadt der Black Panthers. Diese Geschichte, das selbstsichere Auftreten, die Botschaft der Black Panthers nach Social Justice und all das, was daraus entstand, ist auf unzähligen solcher Murals in der ganzen Stadt verewigt worden.