Bildschirm für Blinde
An deutschen Universitäten lernen gerade einmal 0,05 Prozent Sehbehinderte. Dabei können Computer und elektronische Kommunikationsmittel ein Studium immer besser ermöglichen. Die sogenannte Brailleschrift lässt sich mailen, es gibt Braille-Tastaturen und -Bildschirme.
Die Kirche im Stephansstift Hannover. Michael Kuhlmann sitzt vor der Orgel, und nur die merkwürdig aussehenden Notenblätter lassen vermuten, dass hier ein außergewöhnlicher Musiker spielt. Die Noten sind kleine Erhebungen im Papier, die nur mit den Fingerspitzen ertastet werden können. Michael Kuhlmann ist blind.
"Es steht, das mag jetzt vielleicht ein bisschen verwirrend klingen, ist aber ganz deutlich, wenn ich’s gleich erkläre - für ein 'C' steht der Buchstabe 'D' da, was mit dem französischen Notensystem 'Do Re Mi Fa So La', und 'Do', also was wir als 'C' bezeichnen, beginnt im Französischen logischerweise mit einem 'D', und deshalb hat sich Louis Braille wohl gedacht, dann schreiben wir hier ein 'D'."
Louis Braille, der im Kindesalter erblindete, entwickelte 1825 die Blindenschrift. Da der Franzose gerne musizierte, schuf er die "Brailleschrift" auch für Noten, die heute - im Zeitalter der Datenverarbeitung - digital verfügbar sind. Die "Deutsche Zentralbücherei für Blinde in Leipzig" verschickt die Noten als Dateien. Ein wichtiger Service für Michael Kuhlmann. Er studiert an der Musikhochschule Hannover.
Der Fahrstuhl führt in die dritte Etage. Hier, im ehemaligen "Contihochhaus" am Königsworther Platz, liegt die Juristische Fakultät der Uni Hannover. Für blinde Studierende, unabhängig vom Studienfach, eine Adresse von zentraler Bedeutung. Sie alle klopfen beim sogenannten "Auflesedienst" an:
"Offenbarung, die als solche mitgeteilt wird, muss eine Gestalt in der Welt haben …"
Mitarbeiterin Angelika Luckert liest gerade aus dem Buch "Sein wie Gott - Aspekte des Religiösen im schizophrenen Erleben" von Ronald Mundhenk. Direkt vor ihr auf dem Schreibtisch steht ein Mikrofon, denn die Texte werden hier auch aufgezeichnet. Es handelt sich um Bücher, die für das Studium von Bedeutung sind.
"Mein Hauptaufgabengebiet ist zurzeit, dass ich die Texte einscanne und den Studierenden dann zuschicke. Sie brauchen dann also gar nicht mehr hierher zu kommen. Sie drucken sich dann entweder zuhause an ihrem Brailleschriftdrucker die Texte in Blindenschrift aus. Oder Sie lassen sie sich vorlesen von ihrer Sprachausgabe am PC."
Nur einen Steinwurf vom Contihochhaus entfernt liegt die Fachbibliothek für Erziehungswissenschaften. In der dritten Etage öffnet Rita Sander den Blinden- und Sehbehinderten-Arbeitsraum:
"Hier stehen einige Geräte, unter anderem große Bildschirme, ein PC, ein Drucker, Blindenschriftdrucker, Schwarzschriftdrucker, und auch eine Tastatur mit einer Brailleschriftzeile."
Michael Kuhlmann nutzt diesen Arbeitsraum häufig, obwohl er eigentlich gar nicht zur Universität Hannover gehört. Der angehende Musiklehrer lässt sich hier Fachbücher aus der Musikdidaktik ausdrucken oder aber Notenblätter für sein Orgelspiel.
"Es gibt hier an diesem Computer einen sogenannten Brailleschrift- oder auch Blindenschriftdrucker, der den Text auf Papier in Blindenschrift ausdruckt, und ich klicke hier auf Umsetzen und dann müsste er gleich anfangen."
Der Spezialdrucker, der eher einer Nähmaschine ähnelt, stanzt punktförmige Erhebungen in das Papier: Brailleschrift. So ist der schwierige Text nun auch für Lucia Hoffmann lesbar. Sie ertastet die Wörter mit den Fingerspitzen.
"Also das hat für mich auch noch einen hohen Stellenwert, weil ich immer so ein Mensch bin, ich brauche die Sachen immer direkt unter den Fingern, wenn ich mir jetzt längere philosophische Texte durchlese, wo die Satzstruktur oftmals auch ziemlich verschachtelt ist, mit Sprachausgabe könnte ich das nicht."
Computer unterstützen blinde Menschen in vielfältiger Weise: Sogenannte Brailleschrift-Tastaturen zum Beispiel haben neben den normalen Tastenfeldern noch eine Braille-Zeile mit 80 Zeichen. Es handelt sich um bewegliche Stifte, die mit den Fingerspitzen ertastet werden. Die Rolle des Computers möchte der Orgelmusiker aber nicht überbewerten.
"Vor 40 oder 50 Jahren, als es Computer noch nicht gab, haben auch schon Blinde studiert. Und es gibt auch blinde Juristen, die mittlerweile im Ruhestand sind, die das irgendwann mal studiert haben müssen, und diese wahnsinnige Flut von Informationen auch bewältigt haben müssen. Nur, es ist natürlich so, dass das Internet und die ganzen digitalen Medien auch aus dem Studium für Sehende gar nicht mehr wegzudenken sind, und dann wären wir – würde ich mal sagen – hoffnungslos hintendran."
Betroffene sind immer doppelt und dreifach gefordert. Noten in Brailleschrift zum Beispiel müssen zuvor komplett auswendig gelernt werden. Denn beim Orgelspiel braucht Michael Kuhlmann die Hände allein für die Tasten.
"Es steht, das mag jetzt vielleicht ein bisschen verwirrend klingen, ist aber ganz deutlich, wenn ich’s gleich erkläre - für ein 'C' steht der Buchstabe 'D' da, was mit dem französischen Notensystem 'Do Re Mi Fa So La', und 'Do', also was wir als 'C' bezeichnen, beginnt im Französischen logischerweise mit einem 'D', und deshalb hat sich Louis Braille wohl gedacht, dann schreiben wir hier ein 'D'."
Louis Braille, der im Kindesalter erblindete, entwickelte 1825 die Blindenschrift. Da der Franzose gerne musizierte, schuf er die "Brailleschrift" auch für Noten, die heute - im Zeitalter der Datenverarbeitung - digital verfügbar sind. Die "Deutsche Zentralbücherei für Blinde in Leipzig" verschickt die Noten als Dateien. Ein wichtiger Service für Michael Kuhlmann. Er studiert an der Musikhochschule Hannover.
Der Fahrstuhl führt in die dritte Etage. Hier, im ehemaligen "Contihochhaus" am Königsworther Platz, liegt die Juristische Fakultät der Uni Hannover. Für blinde Studierende, unabhängig vom Studienfach, eine Adresse von zentraler Bedeutung. Sie alle klopfen beim sogenannten "Auflesedienst" an:
"Offenbarung, die als solche mitgeteilt wird, muss eine Gestalt in der Welt haben …"
Mitarbeiterin Angelika Luckert liest gerade aus dem Buch "Sein wie Gott - Aspekte des Religiösen im schizophrenen Erleben" von Ronald Mundhenk. Direkt vor ihr auf dem Schreibtisch steht ein Mikrofon, denn die Texte werden hier auch aufgezeichnet. Es handelt sich um Bücher, die für das Studium von Bedeutung sind.
"Mein Hauptaufgabengebiet ist zurzeit, dass ich die Texte einscanne und den Studierenden dann zuschicke. Sie brauchen dann also gar nicht mehr hierher zu kommen. Sie drucken sich dann entweder zuhause an ihrem Brailleschriftdrucker die Texte in Blindenschrift aus. Oder Sie lassen sie sich vorlesen von ihrer Sprachausgabe am PC."
Nur einen Steinwurf vom Contihochhaus entfernt liegt die Fachbibliothek für Erziehungswissenschaften. In der dritten Etage öffnet Rita Sander den Blinden- und Sehbehinderten-Arbeitsraum:
"Hier stehen einige Geräte, unter anderem große Bildschirme, ein PC, ein Drucker, Blindenschriftdrucker, Schwarzschriftdrucker, und auch eine Tastatur mit einer Brailleschriftzeile."
Michael Kuhlmann nutzt diesen Arbeitsraum häufig, obwohl er eigentlich gar nicht zur Universität Hannover gehört. Der angehende Musiklehrer lässt sich hier Fachbücher aus der Musikdidaktik ausdrucken oder aber Notenblätter für sein Orgelspiel.
"Es gibt hier an diesem Computer einen sogenannten Brailleschrift- oder auch Blindenschriftdrucker, der den Text auf Papier in Blindenschrift ausdruckt, und ich klicke hier auf Umsetzen und dann müsste er gleich anfangen."
Der Spezialdrucker, der eher einer Nähmaschine ähnelt, stanzt punktförmige Erhebungen in das Papier: Brailleschrift. So ist der schwierige Text nun auch für Lucia Hoffmann lesbar. Sie ertastet die Wörter mit den Fingerspitzen.
"Also das hat für mich auch noch einen hohen Stellenwert, weil ich immer so ein Mensch bin, ich brauche die Sachen immer direkt unter den Fingern, wenn ich mir jetzt längere philosophische Texte durchlese, wo die Satzstruktur oftmals auch ziemlich verschachtelt ist, mit Sprachausgabe könnte ich das nicht."
Computer unterstützen blinde Menschen in vielfältiger Weise: Sogenannte Brailleschrift-Tastaturen zum Beispiel haben neben den normalen Tastenfeldern noch eine Braille-Zeile mit 80 Zeichen. Es handelt sich um bewegliche Stifte, die mit den Fingerspitzen ertastet werden. Die Rolle des Computers möchte der Orgelmusiker aber nicht überbewerten.
"Vor 40 oder 50 Jahren, als es Computer noch nicht gab, haben auch schon Blinde studiert. Und es gibt auch blinde Juristen, die mittlerweile im Ruhestand sind, die das irgendwann mal studiert haben müssen, und diese wahnsinnige Flut von Informationen auch bewältigt haben müssen. Nur, es ist natürlich so, dass das Internet und die ganzen digitalen Medien auch aus dem Studium für Sehende gar nicht mehr wegzudenken sind, und dann wären wir – würde ich mal sagen – hoffnungslos hintendran."
Betroffene sind immer doppelt und dreifach gefordert. Noten in Brailleschrift zum Beispiel müssen zuvor komplett auswendig gelernt werden. Denn beim Orgelspiel braucht Michael Kuhlmann die Hände allein für die Tasten.