Bikini statt Scharia
Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin präsentiert sich Ägypten in diesem Jahr als das offizielle Partnerland. Hintergrund sind die während der "Arabellion" eingebrochenen Besucherzahlen. Aus Sicht des ägyptischen Politologen Hamed Abdel-Samad ist es richtig, eine neue Tourismus-Initiative zu starten.
Wie Deutschlandradio-Korrespondent Jürgen König aus Berlin berichtet, will Ägypten auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin ausdrücklich darauf hinweisen, dass das Land nicht nur für Journalisten interessant ist, die die Arabellion beobachten wollen. Ägypten, so heißt es, sei
Korrespondentenbericht von Jürgen König (MP3-Audio)
ein sicheres Reiseland.
Auch der ägyptische Politologe und Autor Hamed Abdel-Samad ist auf der ITB vertreten. Dort nimmt er unter anderem an einem Workshop teil, bei dem es um die Frage geht, welche Rolle der Tourismus bei politischen Veränderungen spielen kann. Wie Abdel-Samad sagt, hat der Tourismus durchweg positive Seiten:
"Tourismus kann zum Beispiel zu mehr Pragmatismus unter den Islamisten führen, die jetzt die Verantwortung für das Land übernommen haben. Und sie müssen sich jetzt darum kümmern, 85 Millionen Ägypter zu ernähren und Arbeitsplätze zu schaffen, sie müssen sich langsam von diesen alten Scharia-Konzepten verabschieden, dass man Alkohol verbieten muss, dass man Badestrände säubern muss von Bikinis und so weiter und dass alles islamisch konform wird."
Die Muslim-Brüderschaft habe bereits einen Rückzieher gemacht und sich zum Tourismus bekannt. Allen sei klar, dass der Fremdenverkehr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung des Landes spielen könne, "natürlich auch, indem Arbeitsplätze geschaffen werden. Dann kann die junge Generation auch ruhiger werden, dass dieser Protest auch irgendwann beendet wird."
Wenn sich die ägyptische Regierung ausschließlich an der Scharia orientieren und das Land in einer streng religiösen Weise führen würde, würde sich Ägypten ins eigene Fleisch schneiden und Arbeitsplätze vernichten. Der Tourismus dagegen werde für neuen Aufschwung sorgen und eine positive gesellschaftliche Entwicklung befördern. Den Dialog mit den westlichen Ländern werde niemand in Ägypten verhindern können, sagte Abdel-Samad:
"Es gibt Touristen, die interessiert sind, neugierig sind, die neue Aspekte und neue Seiten an Ägypten kennenlernen, indem sie sich auf so ein Abenteuer einlassen, dass sie mal von der vorgeschriebenen Touristenroute oder von der Autobahn der Vorurteile sich abweichen und mehr Kontakt mit den Menschen haben, und es gibt auch Ägypter – das sind viele, die junge Generation vor allem –, die sehr neugierig ist, die will mit Westlern diskutieren, sie wollen auch über Politik mit denen reden, über ihre Gesellschaften: Wie funktioniert Demokratie, wie haben sie das geschafft?"
Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie in unserer Sendung "Radiofeuilleton"
Links auf dradio.de:
Urlaub im Arabischen Frühling - ITB-Reisemesse öffnet mit Ägypten als Partnerland
Auch der ägyptische Politologe und Autor Hamed Abdel-Samad ist auf der ITB vertreten. Dort nimmt er unter anderem an einem Workshop teil, bei dem es um die Frage geht, welche Rolle der Tourismus bei politischen Veränderungen spielen kann. Wie Abdel-Samad sagt, hat der Tourismus durchweg positive Seiten:
"Tourismus kann zum Beispiel zu mehr Pragmatismus unter den Islamisten führen, die jetzt die Verantwortung für das Land übernommen haben. Und sie müssen sich jetzt darum kümmern, 85 Millionen Ägypter zu ernähren und Arbeitsplätze zu schaffen, sie müssen sich langsam von diesen alten Scharia-Konzepten verabschieden, dass man Alkohol verbieten muss, dass man Badestrände säubern muss von Bikinis und so weiter und dass alles islamisch konform wird."
Die Muslim-Brüderschaft habe bereits einen Rückzieher gemacht und sich zum Tourismus bekannt. Allen sei klar, dass der Fremdenverkehr ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung des Landes spielen könne, "natürlich auch, indem Arbeitsplätze geschaffen werden. Dann kann die junge Generation auch ruhiger werden, dass dieser Protest auch irgendwann beendet wird."
Wenn sich die ägyptische Regierung ausschließlich an der Scharia orientieren und das Land in einer streng religiösen Weise führen würde, würde sich Ägypten ins eigene Fleisch schneiden und Arbeitsplätze vernichten. Der Tourismus dagegen werde für neuen Aufschwung sorgen und eine positive gesellschaftliche Entwicklung befördern. Den Dialog mit den westlichen Ländern werde niemand in Ägypten verhindern können, sagte Abdel-Samad:
"Es gibt Touristen, die interessiert sind, neugierig sind, die neue Aspekte und neue Seiten an Ägypten kennenlernen, indem sie sich auf so ein Abenteuer einlassen, dass sie mal von der vorgeschriebenen Touristenroute oder von der Autobahn der Vorurteile sich abweichen und mehr Kontakt mit den Menschen haben, und es gibt auch Ägypter – das sind viele, die junge Generation vor allem –, die sehr neugierig ist, die will mit Westlern diskutieren, sie wollen auch über Politik mit denen reden, über ihre Gesellschaften: Wie funktioniert Demokratie, wie haben sie das geschafft?"
Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie in unserer Sendung "Radiofeuilleton"
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