Biene Maja in der Häschenschule

Von Barbara Leitner und Barbara Zillmann · 22.03.2008
Struwwelpeter, das Nesthäkchen, der Nazi-Pimpf, Alfons Zitterbacke, Biene Maja oder Pippi Langstrumpf - sie und andere Fabelwesen haben Millionen von Kindern die Welt erklärt. Mutters Stimme am Abend trug Bilder und Helden sanft ins Unterbewusste. Was haben sie dort aus- oder angerichtet? Haben sie erfreut, getröstet, geholfen oder Angst gemacht? Um das heraus zu finden, lesen wir noch einmal aus Klassikern und Neuheiten vor. Und fragen Sammler, Pädagogen und Verlagsleute nach ihrem Zauber.
"Mein allerliebstes Kinderbuch ist "Peterchens Mondfahrt", sagt eine 23-Jährige. Die Bilder von den Mondmännchen und vielen Maikäfern vor Augen, sieht sie sich als kleines Mädchen im Bett, der Stimme ihrer Mutter lauschend.

"Ich erinnere mich an "Krabat" von Otfried Preußler", weiß ein 47-Jähriger, der mächtig unter der Enge und Beklemmung in seiner Schule litt. Das Buch, von seinem Vater bei Familienausflügen vorgelesen, gab ihm Hoffnung, dass seine strengen Lehrer durch einen Zauber besiegt werden könnten.

Und eine 66-Jährige kann noch heute einen Reim aus ihrem Kinderbuch "Die goldene Brücke" im Schlaf aufsagen. Hier fand sie endlich die Gefühle ausgedrückt, die sie bei Kriegsende, angesichts von Flucht, Hunger und Elend förmlich überwältigt hatten und für die es bis dahin keinen Raum gab. "Ich bin das dicke Ende. Hab große Pratzenhände. Komm immer dann, wenn's niemand denkt. Hab manchen schon an den Baum gehängt", rezitiert sie. In dem Reim fand das Grauen des Krieges einen Namen, wurde wahr.
"Es gibt vielleicht keine Tage unserer Kindheit, die wir so voll erlebt haben wie jene, die wir glaubten verstreichen zu lassen, (...) jene nämlich, die wir mit einem Lieblingsbuch verbracht haben", schreibt Marcel Proust in seinem Essay "Tage des Lesens". Kinderbücher verschrecken und sind voller Wucht, sind romantisch und kitschig, sind zärtlich und frech, und gerade in ihren Extremen spiegeln sich kindliche Seelen in ihren Widersprüchen und Konflikten, ihren Ängsten und Nöten, ihrer Hoffnung und ihrer Liebe. Noch bevor sie die Sprache beherrschen, finden Kinder in ihren ersten Büchern, wonach ihre Seele fragt. Die bunten Seiten sind denen, die sie besitzen, ein ganz eigener Kosmos und zugleich ein Schlüssel zur Welt. Wichtel, Räuber, Prinzessinnen oder Bären zeichnen Urmuster des Lebens in die kindliche Fantasie.
Kinderbücher: eine Schule der Wahrnehmung. Im 18. Jahrhundert kamen sie auf den Gabentisch - in der Zeit der "Aufklärung", des Erziehungseifers und der literarischen Salons in den bürgerlichen Schichten. Mit der Entwicklung des Buchmarktes für ein breites Publikum gerieten auch die Kleinsten in den Blick - die Kindheit wurde als eigene Entwicklungsphase entdeckt.
Aber wie viel Freiheit bekam die kindliche Fantasie? Für die Erwachsenen waren Kinderbücher oft eine pädagogische Maßnahme, von der Zuchtrute "Struwwelpeter" über die Nesthäkchen-Bände der Else Ury bis zum Pimpf in der NS-Zeit oder der frechen Pippi Langstrumpf. Da geht es ums Gehorchen, um die Mädchenrolle, um Pfiffigkeit oder Fahnentreue der lieben Kleinen, die als Erwachsene gebraucht werden - in einer Gemeinschaft der Bürger, der Demokraten, der Faschisten oder Sozialisten. Aber auch: der Frommen, der Freidenker, der Juden oder Christen.) Das Kinderbuch als politischer und religiöser Initiationsritus: sanfte Propaganda für die Psyche der Kleinsten.
Doch zu allen Zeiten wandten sich Literaten auch gegen die Moralpädagogik einer zweckgerichteten Kinderliteratur. Romantiker sahen das "fantasierende Kind" in einem Zwischenreich: auf einer geheimnisvollen Reise zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen der übersinnlichen und der vernünftigen Welt. Das Kinderbuch wird zu einem Spielfeld für Utopien, zu einer philosophischen und künstlerischen Miniatur - schön, berührend, fantastisch. Auch in Zeiten der Medienvielfalt hat es seinen Zauber nicht verloren, denn es bleibt auf einer schmalen Spur: auf der Suche nach dem unverstellten Blick des Kindes auf die Welt.
Barbara Leitner und Barbara Zillmann

Internetadressen:

Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
Stichwort Kinder- und Jugendbücher - Hinweise auf die bedeutendste Sammlung historischer deutscher Kinderbücher

Stiftung Lesen "Wir lesen vor!"
Eine Initiative der ZEIT und der Stiftung Lesen über Leseförderung

kinderbuch.net - Empfehlungen zu Kinder- und Jugendbüchern
lesen.de - jpc-schallplatten
Empfehlungen zu neuen Kinder- und Jugendbüchern und auch zum Jugendliteraturpreis

Bücher für junge Leser
Monatlich werden im Deutschlandfunk die besten sieben Kinderbücher des Monats vorgestellt

Elke Heidenreich
Nero Corleone
2 CD-Audio.
Gelesen von der Autorin.
95 Min.. Regie: Bernd Schroeder
2003 DHV - Der HörVerlag
Nero Corleone.
Kartoniert
Eine Katzengeschichte.
dtv Taschenbücher
m. farb. Illustr. v. Quint Buchholz.
ab 8 J.
2003 DTV

"Wer bist du denn? fragte die blonde Frau gerührt und kam näher. Sie kniete sich vors Sofa und streichelte ihn.

Du bist ja ein süßes Kerlchen, wo kommst du denn auf einmal her?

Wahrscheinlich bin ich durchs Fenster geflogen, sagte Nero, schmiegte seinen schwarzen Kopf an ihren Arm, in ihre Hand, und maunzte." In Nero Corleone schreibt Elke Heidenreich die Geschichte ihres Katers. Einer kleinen wilden Landkatze, aufgelesen im Italienurlaub. In der ordentlichen deutschen Wohnung entwickelt sie sich zum Monster. Welches Gefühl trieb die Autorin beim Schreiben? Elke Heidenreich: " Liebe und Zorn auf diesen Kater, der mein Leben so radikal verändert hat. Ein acht oder neun Kilo schwerer Mafiakater, in Italien, der alles kurz und klein gehackt hat was ich in meiner Wohnung lieb, der sich auf meinen Schoß schmiss wie ein Lover, wie es kein Kerl sich trauen würde und da drei Stunden lag und schnurrte brrr wie ein Atomkraftwerk surrte, ein wunderbarer Kater. Und als ich den so anguckte, da dachte ich, über den muss ich doch mal schreiben." Dass Elke Heidenreich Tiere liebt, ist eine lange Geschichte. Sie begann nicht erst mit den Teddys auf dem Sofa. Sie begann mit einem Kinderbuch. "Das Buch Dr. Doolittle und seine Tiere... ich weiß gar nicht, wann und wie ich es gekriegt habe. Vielleicht in der Schulbibliothek. Ich war als Kind in Büchereien eingeschrieben, weil wir nicht so viel Geld hatten und in diesem Dr. Doolittle hab ich mich gleich verliebt. Ein kleiner dicker Doktor, der auch im Urwald immer der Zylinder auf hat, also anständig gekleidet ist und der die Sprache der Tiere kann und zwar aus Mitleid. Er ist Menschenarzt eigentlich, und die Menschen sind so hochmütig so arrogant und besserwisserisch, dass er sie irgendwann nicht mehr behandeln will, und Tierdoktor wird und um das sein zu können lernt er die Sprache der Tiere."

Kinder-Box, 10 Audio-CDs.
von Travers, Pamela L.; Baum, Lyman Fr.; Lofting, Hugh;
CD
Mary Poppins; Der Zauberer von Oz; Doktor Dolittle. 600 Min.. Sprecher: Heike Makatsch, Senta Berger, Elke Heidenreich u. a.
2004 Kein & Aber
Bilderbuchmuseum
Spezialmuseum mit Illustrationen aus Kinderbüchern.
Burg Wissem
Tel.: 02241/ 482-562
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag,
11:00 Uhr bis 17:00 Uhr
Janosch-Zentrum Burg Wissem
Horst Eckert, unter seinem Künstlernamen Janosch ohne Zweifel der bekannteste Bilderbuchkünstler im deutschsprachigen Raum, gab anlässlich der grossen Sonderausstellung zu seinem Werk im September 1999 der Öffentlichkeit bekannt, dass er mehr als 2000 seiner Originalillustrationen als Dauerleihgaben dem Museum "Burg Wissem" überreicht.

Erstmalig ging ein Bestand dieser Größe und Qualität in Museumshände über, und die "Burg Wissem" wird damit zum weltweiten Janosch-Zentrum.
Literaturtipps:

Monika Osberghausen: Was soll ich denn lesen? 50 beste Kinderbücher
DTV, ISBN: 978-3423621519, 7,00 Euro

Dieses Buch unternimmt auf unterhaltsame Weise einen Streifzug durch die besten und beliebtesten alten und neuen Kinderbücher. Das wichtigste Kriterium ist dabei deren Lesbarkeit und ihr aktuelles Vergnügungspotential. Nicht "Das muss man gelesen haben" ist Motto dieser Auswahl, sondern: "Dieses Buch sollte man auf keinen Fall verpassen". So stehen neben den allgemein bekannten Büchern auch ein paar Titel, die weniger bekannt sind, Lieblingsbücher, die "die Seele ansprechen" und die man nie vergisst.

Isa Schikorsky : DuMont Schnellkurs Kinder- und Jugendliteratur
DuMont Verlag, ISBN: 978-3832176006, 14,90 Euro

"Ich weiß nicht, wie ein gutes Kinderbuch sein soll." (Astrid Lindgren)
Pippi Langstrumpf, Jim Knopf und Winnetou - mit den Helden unserer eigenen Kindheit sind wir wohlvertraut, mit ihnen haben wir gelacht und gelitten. Doch ebenso wie sich die Vorstellungen von Kindheit im Lauf der Zeit immer wieder wandeln, verändert sich auch die Kinder- und Jugendliteratur.
So treibt Eltern von heute die Frage um, was sie von Mangas halten sollen oder ob der zaubernde Internatszögling Harry Potter als pädagogisch wertvoll gilt. Nicht nur für sie gibt es jetzt den Schnellkurs Kinder- und Jugendliteratur: der erste kompakte und leicht verständliche Überblick über die Entwicklung von den Anfängen bis zur unmittelbaren Gegenwart. Er bringt uns die alten und neuen Klassiker nahe, umreißt die Grundströmungen der Kinderliteratur und stellt sie in den gesellschaftlichen und pädagogischen Kontext. Ein unentbehrlicher Wegweiser, insbesondere für Lehrer und Kindergärtnerinnen, Bibliothekare und Buchhändler.

Rüdiger Steinlein/ Carola Pohlmann:
GeschichtsBilder: historische Jugendbücher aus vier Jahrhunderten.
Ausstellungskatalog. Staatsbibliothek zu Berlin -
Preußischer Kulturbesitz; Reichert Verlag, 2000

Hans-Heino Ewers
Lesen zwischen neuen Medien und Pop-Kultur
Kinder- und Jugendliteratur im Zeitalter multimedialen Entertainments.
Juventa- Verlag, 2002

Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur
von Kümmerling-Meibauer, Bettina;
Ein internationales Lexikon.
2004 Metzler
In diesem Nachschlagewerke kann man sich ausführlich über Inhalt, Bedeutung und Wirkung der international bekannten Kinderbücher kundig machen. Eine Fundgrube von 534 Kinderbüchern aus über 60 Ländern, davon ein Drittel aus der Zeit nach 1945.

Handbuch zur Kinderliteratur und Jugendliteratur.
Mitarbeit: Brunken, Otto; Hurrelmann, Bettina; Pech, Klaus-Ulrich.
Von 1800 bis 1850.
1998 Metzler (nur noch in Bibliotheken und Antiquariaten erhältlich)

Über DDR-Kinderliteratur:

Helden nach Plan?
Kinder- und Jugendliteratur der DDR zwischen Wagnis und Zensur
Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg,
Oldenburg 1993

Kinder brauchen Märchen
von Bruno Bettelheim
1980 DTV

Bettina Hurrelmann u. Susanne Becker (Hrsg.)
Kindermedien nutzen.
Medienkompetenz als Herausforderung für Erziehung und Unterricht.
2003 Juventa

Norbert Groeben u. Bettina Hurrelmann (Hrsg)
Lesesozialisation in der Mediengesellschaft.
Ein Forschungsüberblick.
2004 Juventa

Märchen als Therapie
von Verena Kast
2002 Patmos

Auszug aus dem Manuskript:
So begeistert Bettina Hurrelmann auch heute noch von Kinderbüchern ist, würde sie selbst aber niemals das Buch gegen ein Video oder einen Comic tauschen. Die Kinderbuchliebhaberin gehört nicht zu denen, die die Medienvielfalt verteufeln:

"Wir haben das, glaube ich, viel zu lange gemacht. Und wir kommen ja nicht umhin, zu sehen, dass wir mit verschiedenen Darstellungsformen umgeben sind und es geht, glaube ich, mehr darum, auf Qualität in verschiedenen Medien zu gucken. Kinder leben heute in einem ganzen Medienverbund und sie wählen auch aus und viele Kinder sind sehr kompetent darin, sich auch ihren eigenen Medienverbund zusammen zu stellen."

Doch darüber streiten sich die Geister. Denn in den Buchhandlungen füllt eine neue Art der Kinderbücher heute die Regale: Comics, zuallererst die so genannten "Mangas". Jene japanischen Bildgeschichten in Schwarz weiß, die Kinder mit großen Augen die Welt kommentieren lassen. Gewalt, Liebe, Verzweiflung und Spaß auf den Seiten. In Sprechblasen, die nur noch Wortfetzen enthalten. Die "Kinder von Hiroshima" erzählen zum Beispiel ihre Erlebnisse als Überlebende. Verena Kast, die Psychoanalytikerin aus der Schweiz:

"Ich bin grundsätzlich immer noch der Ansicht, das die Geschichten vom Wort her - die Geschichten im Wort nur erlebbar sind, dass die die Phantasie sehr viel mehr anregen, der Kinder. Und ich denke einfach, dass ein Mensch, der viel Phantasie hat und ein gutes Vorstellungsvermögen in ganz vielen Lebenssituationen besser mit den Schwierigkeiten umgehen kann als ein Mensch mit wenig Phantasie. Und wenn dann in den Comics es so vereinfach wird, dann habe ich die Sorge, dass das die Phantasie nicht mehr so sehr anregt. Ich muss aber feststellen, dass, wenn ich mit Kinder spreche, die solche Comics anschauen, dass die auf ihre Art auch wieder ein wunderbares Phantasieleben haben. Gerade dass es verkürzt wird, scheint bei einigen, gerade die Phantasie anzuregen, scheint aber bei anderen auch so zu funktionieren, dass es immer schneller gehen muss, .. Also Phantasie braucht ja ein bisschen Zeit, wo die Phantasie sich auch entwickeln kann und wenn man das in drei, vier Comics sehen kann, dann gibt es so dieses Konsumentenverhalten. Ganz schnell muss irgendwas spannendes passieren. Ich glaube nicht, dass wir die Comics aus der Welt schaffen, die entsprechen auch einem gewissen Bedürfnis. Ich fände es nur schade, wenn man nicht mehr lesen, vor allem nicht mehr vorlesen würde."
Zoran Drvenkar, Martin Baltscheit
Der einzige Vogel, der die Kälte nicht fürchtet.
Gebunden
ab 8 J.
2001 Carlsen

Auszug aus dem Manuskript:
Zoran Drvenkar: "Ich mag den Sommer überhaupt nicht. Da ist es heiß am Schreibtisch..... es ist Hitze pur und ich kann dabei nicht denken, ich lieg dann irgendwo unterm Fenster. Ich bin so´n richtiges Herbstkind. Sobald es dann dunkler wird und kühler, dann atme ich richtig auf. Das hängt auch mit all den Gerüchen zusammen, die ich mag, mit all diesen Wurzelgerüchen von Duftölen und von Waldboden, ich glaub´, ich muss in den Norden nach Schweden oder mich in den Wäldern verstecken, da würd´ ich mich wohlfühlen, wenn der Schnee kommt, ist alles prima. Da wird´s ruhig, da wird´s still, und das mag ich." Deshalb schreibt Zoran Drvenkar gern Kinderbücher über den Winter. Zum Beispiel das "Vom einzigen Vogel, der die Kälte nicht fürchtet".
"Vieles von meinem Schreiben beginnt ja so, dass ich mich einfach hinsetze, eine kleine Idee hab, eine kleine Szene und bei dem Buch war einfach der Gedanke, wenn der Winter nicht aufhört, und ein Junge hat die Schnauze voll so gesehen, und ich hatte diese erste Szene geschrieben, die erste Seite, und es war so angenehm, ich schreib ja meistens Winterbücher im Sommer, weil mir da so warm ist, und dann kommen diese Temperaturen gut, und ich fing an zu schreiben und (..) dann tauchte der Vogel auf, und ich hatte keine Ahnung, was der Vogel sollte."
Zoran Drvenkar
Cengiz & Locke
Ausgezeichnet mit dem Martin Kinder- und Jugendkrimipreis 2003 und mit dem Hans-im-Glück-Preis 2004, Kategorie Jugendbuch. ab 12 J.
2004 Carlsen

Reime und Gedichte

Enne menne Tintenfaß
Komm herein und frag mich was.
Frag mich nach der guten Fee,
seh sie fahren durch den Schnee.
Frag mich nach den Tannenbaum,
träum darin den Kindertraum:
Sterne funkeln überm Dach,
zugefroren ist der Bach.
Aus dem Schornstein weißer Rauch.
Ofen, wärme uns den Bauch.


Benno Pludra

Hoppe, hoppe Reiter,
reite reite weiter
reite hin zum tiefen See,
drinnen schwimmt ein weißes Reh -
reite hin zum großen Wald,
drinnen ist es blau und kalt,
reite vor ein altes Haus,
drinnen schläft die Zaubermaus,
schläft und schläft, die Zaubermaus.
Eins, zwei drei
Und du bist raus.


Benno Pludra

Beide aus:
Drinnen schläft die Zaubermaus
Kinderbuchverlag
Berlin, 1980

Zitate:

Erich Kästner
"Der gute Kinderbuchautor hat den übrigen guten Schriftstellern eines voraus, und nur dies ist entscheidend: Er steht in unzerstörtem und unzerstörbaren Kontakt mit seiner eigenen Kindheit

Was ist das grausamste Schicksal, dass ein Klassiker erleiden kann?
Ignoriert, vergessen oder verloren zu sein? Nein, erniedrigt und trivialisiert und dann erinnert zu werden ist noch grausamer..."

Ernst Beer
"Kinderbücher waren der unbekannten Kontinent, bei dessen Erforschung wir nichts anderes lernten als die eigenen Gefühle"

John Ronald Reuel Tolkien
" Wahrscheinlich ist es sogar besser für sie , wenn ihre Bücher sie ein wenig überfordern. Ihre Bücher sollten immer, ebenso wie ihre Anziehsachen, die Möglichkeit lassen, hinein zu wachsen, und wenigstens die Kinderbücher sollten dieses Wachsen gerade zu ermutigen."

S. Fraiberg
"Unter magisch verstehe ich nicht, dass das Kind in einer verzauberten Welt
lebt, in der alle seine tiefsten Sehnsüchte befriedigt werden. Eine magische
Welt ist eine unbeständige, zu Zeiten sogar gespenstige Welt und wenn das Kind im
Dunkeln tastet auf seinem Weg zur Vernunft und zu einer objektiven Welt, muss
es mit den gefährlichsten Geschöpfen seiner Vorstellung kämpfen und mit den
wirklichen und realen Gefahren der äußeren Welt."

Greenarce PH
"Es gibt viele Kinder, die vor dieser Geschichte zurückschrecken oder sich vor
ihr fürchten, wahrscheinlich weil sie sich auf einer Entwicklungsstufe
befinden, wo solche primitiven Instinkte gerade erst mit Mühe bewältigt werden. Im
allgemeinen ist aber der Sadismus der Alice-Geschichten so offen ausgesprochen
und so grotesk karikiert, dass er eher schützt als aufreizt"

Ein Stück Geschichte aus einem "subversiven" DDR-Kinderbuch - eine
individualistische Graugans auf einem normalen kuschelig miefigen Hühnerstall

Frank Weymann
Gwendolas Abenteuer
1986 im Kinderbuchverlag

Eine junge Graugans, die sich nach einem übermütigen, ausschweifenden Flug
über die Seen und Felder im Hühnerstall landet. "Na endlich! Wir dachten schon, mit dir ist es aus. Wir freuen uns nämlich über jeden Besuch, weil es hier so langweilig ist. Vom Gähnen tun uns schon die Schnäbel weh. Immer nur auf diesen Hof hier. Tagein, tagaus. Erzähle. Ist das nicht wunderschön dort oben." "Schön?" Gwendola stöhnte. Ich falle vom Himmel, und die fragen, ob es schön da oben ist. Dachte sie. "Was stöhnst du fortwährend? Kannst fliegen und stöhnst. Wir hätten Grund zum Stöhnen. Jeden Tag sehen wir den Möwen, den Schwänen, den Kranichen zu, wie sie über uns hinwegfliegen. Sogar den Spatzen, die sich über uns lustig machen." Gwendola wußte von Menschen zu berichten, die mit Gewehren nach Graugänsen schießen. Sie erzählte vom Adler, der sich aus dem hohen Himmel auf die Beute stützte. Und die Hühner hörten vom Sturm, der die Vögel aufs offene Meer hinausbläst, vom Fischotter, der die jungen Gänse unsers Wasser sieht. Den Hühnern trat vor Staunen die Augen aus dem Kopf. Dann aber redete Gwendola von ihrem Waldsee. "In ihm kann ich mich wie im Spiegel sehen, und ihr glaubt nicht, wie schön
das ist. Ich schlage Saltos, schieße im Sturzflug nieder, segle darüber hin, und alles kann ich sehen.."
Walter Benjamin in seiner Geschichte: Schmöker
Das Buch lag auf dem viel zu hohen Tisch. Beim Lesen hielt ich mir die Ohren zu. So lautlos hatte ich doch schon einmal erzählen hören. Den Vater freilich nicht. Manchmal jedoch, im Winter, wenn ich in der warmen Stube am Fenster stand, erzählte das Schneegestöber draußen mir so lautlos. Was es erzählte, hatte ich zwar nie genau erfassen können, denn zu dicht und unablässig drängte zwischen dem Altbekannten Neues sich heran. Kaum hatte ich mich einer Flockenschar inniger angeschlossen, erkannte ich, dass ich mich einer anderen hatte überlassen müssen, die plötzlich in sie eingedrungen war. Nun aber war der Augenblick gekommen, im Gestöber der Lettern den Geschichten nachzugehen, die sich am Fenster mir entzogen hatten.
Kinder, spricht die Mutter Hase
putzt euch noch einmal die Nase
mit dem Kohlblatt Taschentuch!
Nehmt nun Tafel, Stift und Buch!
Tunkt auch eure Schwämmchen ein!
Sind denn eure Pfötchen rein?
Ja nun marsch zur Schule gehn.
Mütterchen auf wiedersehn.

Die Häschenschule von Fritz Koch-Gotha
Carola Pohlmann, Kinderbuchexpertin:
Sie hütet in Berlin, Unter den Linden, einen großen Schatz. Sie leitet die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek. 160.000 Bände aus vier Jahrhunderten stehen ihr zu Gebote.

Kinder- und Jugendbuchabteilung der Deutschen Staatsbibliothek
Alte deutscher Kinderbücher

In der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Deutschen Staatsbibliothek wurden seit 1951 (neben der Erwerbung aktueller KJL) alte Kinderbücher, auch fremdsprachige, aus Bibliotheken und Privatsammlungen der DDR zusammengeführt. Auf den Kinderbuchbestand der ehemaligen Preußischen Bibliothek konnte nicht zurückgegriffen werden, da er als "restlos verloren gegangen betrachtet werden musste",1997 verfügte die Abteilung über einen Gesamtbestand von 145.000 Bänden, deren historische Bestände in den Wegehaupt-Bänden (1979, 1985) dokumentiert sind und die ab 1995 in Auswahl (meist) halbjährlich in Akzessionslisten veröffentlicht werden. Aber auch in anderen Bibliotheken der ehemaligen DDR sind Kinderbuchbestände vorhanden und wurden beziehungsweise werden auch gepflegt, zum Beispiel in der StB Magdeburg, der UB Berlin (Humboldt-Universität), der SLB Dresden, der FLB Gotha, der ULB Halle, der ULB Jena, der UB Leipzig, der HAAB Weimar, zudem in Spezialbibliotheken und Museen wie der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung in Berlin (die ehemalige Deutsche Lehrerbücherei), im Deutschen Buch- und Schriftmuseum Leipzig oder im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
Weiterlesen: Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg: Alte deutsche Kinderbücher

Stiftung Lesen
Römerwall 40
55131 Mainz
Tel.: 06131/28890-0
Fax: 06131/230333

Gibt jeweils im Frühjahr und Herbst Leseempfehlungen für Kinder und Jugendliche heraus.


Und das besondere Kinder"buch":

Astrid Lindgren / Marcus Sauermann
Tomte Tummetott und der Fuchs (DVD)
Erschienen im November 2007

Nach der Buchvorlage von Astrid Lindgren / Marcus Sauermann
Basiert auf Zeichnungen von Harald Wiberg
Ein Film von Sandra Schießl
Verlag Oetinger, in Zusammenarbeit mit TRIKK17 Animationsraum.
Auszeichnungen
2/2008: Pulcinella Award/Cartoons on the Bay (Nominierung)
2/2008: Prix Jeunesse International (Nominierung)
1/2008: Kulturpreis des Landes NRW (beim Adolf-Grimme-Preis, Nom.)
12/2007: Prädikat besonders wertvoll
11/2007: Grand Prix Award (Animation Contest of Folktales and Fables)

www.trikk17.de