Betriebsunfall mit Maschinenpistole
Die Kölner Oper hat - aus Sanierungsgründen - die Geschichte der Entführung, Befreiung und Begnadigung der standhaften Konstanze aus dem Harem des Bassa Selim im Palladium inszeniert. Das Singspiel entwickelt mit Liebe zum Detail jede Menge Klamauk - nur am Ende steht ein kleiner Betriebsunfall.
Der Kiosk am Eingang der Schanzenstraße demonstriert die Integration der Neu-Kölner "mit Migrationshintergrund" in die vorweihnachtliche Domstadt. Für eine Produktion im Vergnügungsquartier von Mülheim, in dem die "Harald-Schmidt-Show" nur noch matt glänzt, hat die Oper Köln die Hilfstruppen für "Die Entführung aus dem Serail" ausgehoben.
Das macht die Bauchtanz-Andeutungen der "Statisterie der Bühnen Köln" recht authentisch. Die umsichtigen Leute vom Palladium-Personal, Schließerinnen und Garderobieren, sprechen mit türkischem oder arabischem Akzent. Ob die neue Symbiose zwischen der Innenstadthochkultur und den DienstleisterInnen von der Peripherie der Millionenstadt sich als dauerhaft erweist, lässt sich am Premierenabend noch nicht entscheiden.
Das ausgedünnte Gürzenich-Orchester wird von Konrad Junghänel zu virbratolosem energischem Spiel angehalten. Intensives Espressivo unterstreicht die Momente der drohenden Martern und der Liebeszweifel. Die Musiker sitzen ebenerdig. Dadurch werden sie zu einem Teil des theatralen Geschehens erhoben. Auch wenn Olesya Goloneva über keine große Stimme zu verfügen scheint - in Rahmen dieser Halle aber sitzt sie hervorragend. Brad Cooper überzeugt als Belmonte mit leicht geführtem sauberem Tenor, Anna Palimina und John Heuzenroeder als glänzend agierendes Buffo-Pärchen (Blonde und Pedrillo).
Das Landhaus des Bassa Selim, der hartnäckig kurdisch spricht, liegt - von Erdbeben heimgesucht - hinter drei Blechrolläden und offensichtlich im heutigen Kurdistan. Ihsan Othmann nimmt sich aus wie ein jüngerer Bruder von Silvio Berlusconi. Wenn dieser Potentat sich niederlässt, beeilen sich die ihn umgebenden Damen, den Tschador fallen zu lassen und ihre Reize zu unmittelbarer Geltung zu bringen. Die Wachen und Kistenträger sehen aus wie Bilderbuch-Taliban.
Uwe Eric Laufenbergs Zubereitung des Singspiels entwickelt mit genauer Personenführung und Liebe zum Detail hurtigen Klamauk. Vor der von Osmin bewachten Tür zum Harem, in der weiteren Auseinandersetzung zwischen den Westlern und dem Oberaufseher, insbesondere in der Trinkszene und beim nächtlichen Aufbruch zur Flucht: alle Damen des Bassa haben rasch gepackt und wollen mit. Die von den Autoren und ihrem kaiserlichen Auftraggeber möglicherweise doch etwas tiefgründiger angelegte Entführungs- und Gnadengeschichte wird von Laufenberg strikt als halbwegs aktuelle Kolportagestory erzählt - der Aufklärungs-Hintergrund des Werks bleibt ausgeblendet.
In unerreichbarer Ferne bleibt am Horizont des Heiteren der Gedanke, dass Entführungen, wenn man sie denn erleiden muss, vielleicht gar nicht so lustig sind. Die für Konstanze vorbereitete Steinigung folgt dem Muster des Monty Python-Films "Life of Brian", erweist sich dann als Scheinhinrichtung. Dass Osmin dann kurz vor Schluss alle mit seiner Maschinenpistole niederstreckt, um ihnen zum lieto fine die Auferstehung zu ermöglichen, sollte nicht als theatrale Auseinandersetzung mit dem Terrorismus genommen werden, sondern als Betriebsunfall.
Das macht die Bauchtanz-Andeutungen der "Statisterie der Bühnen Köln" recht authentisch. Die umsichtigen Leute vom Palladium-Personal, Schließerinnen und Garderobieren, sprechen mit türkischem oder arabischem Akzent. Ob die neue Symbiose zwischen der Innenstadthochkultur und den DienstleisterInnen von der Peripherie der Millionenstadt sich als dauerhaft erweist, lässt sich am Premierenabend noch nicht entscheiden.
Das ausgedünnte Gürzenich-Orchester wird von Konrad Junghänel zu virbratolosem energischem Spiel angehalten. Intensives Espressivo unterstreicht die Momente der drohenden Martern und der Liebeszweifel. Die Musiker sitzen ebenerdig. Dadurch werden sie zu einem Teil des theatralen Geschehens erhoben. Auch wenn Olesya Goloneva über keine große Stimme zu verfügen scheint - in Rahmen dieser Halle aber sitzt sie hervorragend. Brad Cooper überzeugt als Belmonte mit leicht geführtem sauberem Tenor, Anna Palimina und John Heuzenroeder als glänzend agierendes Buffo-Pärchen (Blonde und Pedrillo).
Das Landhaus des Bassa Selim, der hartnäckig kurdisch spricht, liegt - von Erdbeben heimgesucht - hinter drei Blechrolläden und offensichtlich im heutigen Kurdistan. Ihsan Othmann nimmt sich aus wie ein jüngerer Bruder von Silvio Berlusconi. Wenn dieser Potentat sich niederlässt, beeilen sich die ihn umgebenden Damen, den Tschador fallen zu lassen und ihre Reize zu unmittelbarer Geltung zu bringen. Die Wachen und Kistenträger sehen aus wie Bilderbuch-Taliban.
Uwe Eric Laufenbergs Zubereitung des Singspiels entwickelt mit genauer Personenführung und Liebe zum Detail hurtigen Klamauk. Vor der von Osmin bewachten Tür zum Harem, in der weiteren Auseinandersetzung zwischen den Westlern und dem Oberaufseher, insbesondere in der Trinkszene und beim nächtlichen Aufbruch zur Flucht: alle Damen des Bassa haben rasch gepackt und wollen mit. Die von den Autoren und ihrem kaiserlichen Auftraggeber möglicherweise doch etwas tiefgründiger angelegte Entführungs- und Gnadengeschichte wird von Laufenberg strikt als halbwegs aktuelle Kolportagestory erzählt - der Aufklärungs-Hintergrund des Werks bleibt ausgeblendet.
In unerreichbarer Ferne bleibt am Horizont des Heiteren der Gedanke, dass Entführungen, wenn man sie denn erleiden muss, vielleicht gar nicht so lustig sind. Die für Konstanze vorbereitete Steinigung folgt dem Muster des Monty Python-Films "Life of Brian", erweist sich dann als Scheinhinrichtung. Dass Osmin dann kurz vor Schluss alle mit seiner Maschinenpistole niederstreckt, um ihnen zum lieto fine die Auferstehung zu ermöglichen, sollte nicht als theatrale Auseinandersetzung mit dem Terrorismus genommen werden, sondern als Betriebsunfall.