Betont langsamer Thriller über Verlust und Trauer

Von Vanja Budde · 13.08.2010
Der Mädchenmord-Roman "Das Schweigen" von Jan Costin Wagner wurde vor zwei Jahren mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Jetzt wurde der düstere Psycho-Thriller verfilmt – von dem erst 32 Jahre alten Nachwuchs-Regisseur Baran "Bo" Odar.
"Sommer 1986. Die Hitze war unerträglich. An diesem Tag war das Böse unter uns."

Die elfjährige Pia wird vergewaltigt und ermordet, der Täter nie gefunden. Mehr als 20 Jahre später verschwindet an derselben Stelle im Kornfeld wieder ein Mädchen. Das neue Verbrechen lässt die unbewältigte Vergangenheit mit voller Wucht über die Einwohner der sommerlichen Kleinstadt hereinbrechen. Obwohl gerade eben erst pensioniert, sieht Kommissar Mittich seine letzte Chance, den Fall von einst doch noch zu lösen.

"Irgendwas habe ich damals übersehen. Das ist Derselbe, da bin ich ganz sicher. Diesmal darf er nicht davon kommen, diesmal nicht."

Kollege: "Bisher gilt sie als vermisst."

Mittich: "Sinnika ist tot! Irgendwo da draußen liegt ihre Leiche! Ist nur eine Frage der Zeit, wann Ihr sie findet!"

Wie die Romanvorlage ist auch der Film "Das letzte Schweigen" weniger ein klassischer Krimi als ein betont langsam erzählter Thriller, der um Verlust und Trauer kreist und um dunkle, lange verdrängte Abgründe in der Psyche der Figuren. Mittich bittet seinen Kollegen David Jahn um Hilfe bei der neuen Jagd nach dem alten Täter, doch der junge Kommissar ist vor Verzweiflung über den Krebstod seiner Frau halb wahnsinnig.

Pias Mutter ist seit dem Verbrechen an ihrer Tochter in Trauer erstarrt, die Eltern der nun verschwundenen Sinnika zerfleischen sich in Selbstvorwürfen. Und dann sind da noch der pädophile Mörder von einst und sein Zeuge.

"'Warum hast Du das getan?'
'Warum hab ich was getan?'
'Das mit dem Mädchen, das verschwunden ist.'
'Ach so. Das hab ich nicht getan, ehrlich.'
'Genau wie damals.'
'Das muss ein Zufall sein.'"

Ulrich Thomsen, Wotan Wilke Möhring, Sebastian Blomberg, Burghart Klaußner und Kathrin Sass: "Das letzte Schweigen" ist wahrlich hochkarätig besetzt. Wegen Baran "Bo" Odars Drehbuch und der Vielschichtigkeit seiner Figuren haben die Stars mitgemacht.

Ihre Schauspielleistung trägt den Film – und die starken Bilder, die der junge Nachwuchs-Regisseur gefunden hat: Slow Motion, Rückblenden und immer wieder Kamerafahrten über Felder und Wälder, in denen in sommerlicher Hitze das Böse brütet. Ein Debüt, das auch den Autor der Romanvorlage überzeugt hat.

Jan Costin Wagner: "Und zwar aus dem Grund, dass der Erzählkern erhalten geblieben ist. Der Film erschafft meinem Empfinden nach Bilder, die der Sprache des Romans entsprechen."

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Filmhomepage "Das letzte Schweigen"