Bestseller in Russland

Historische Bücher auf dem Ladentisch

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Auch in Moskau wird heute weniger gelesen als früher. © picture alliance / dpa
Gesine Dornblüth im Gespräch mit Ute Welty  · 27.12.2014
Mit einem Roman über das Lagerleben schaffte es der Erfolgsautor Sachar Priljepin an die Spitze der Beststellerlisten in Russland. Moskau-Korrespondentin Gesine Dornblüth gibt einen Überblick über das literarische Jahr.
"Mich hat das gewundert, dass es in Russland immer noch so ein Interesse an der Lagervergangenheit gibt", sagte Moskau-Korrespondentin Gesine Dornblüth im Deutschlandradio Kultur. Das bisher nur auf russisch erschienene Buch "Obitjel" mit 700 Seiten spielt in den 20er-Jahren in einem Kloster auf den Salawetski-Inseln im Weißen Meer, das zu einem Arbeitslager umfunktioniert wurde. Der Held des spannenden Romans, Artjom, mache im Arbeitslager einiges durch und erlebe eine abwechslungsreiche Liebesgeschichte. "Interessant an dem Buch ist, denke ich – das haben auch die Rezensenten geschrieben – dass es ideologiefrei an die Sache herangeht." Jede Romanfigur habe ihre dunkle oder helle Seite.
Historische Bücher zum Krieg
Auf großes Interesse fielen in diesem Jahr auch wieder historische Bücher zum Krieg. "Die sind sowieso in Russland sehr populär", sagte Dornblüth. In der großen Buchhandlung "Haus des Buches" im Zentrum von Moskau lägen schon jetzt diverse Bücher zum bevorstehenden Großereignis im Mai 2015, dem 70-jährigen Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieges, aus. Darunter befänden sich auch Titel wie "Gott und der Sieg. Gläubige in den großen Kriegen um Russland" oder eine Geschichte der Krim, von einem Historikerkollektiv geschrieben. "Und da steht auf dem Umschlag: Die erste wirklich wissenschaftliche und objektive Geschichte der Krim", sagte Dornblüth. "Objektiv vermutlich aus russischer Sicht."
Mit dem E-Reader in der Metro
Wie überall auf der Welt läsen auch die Russen heute weniger als früher. Wer aber mit der Moskauer Metro unterwegs sei, sehr deutlich mehr Leute, die in ihren E-Reader vertieft seien, als beispielsweise in der Berliner U-Bahn.
Als persönlichen Buchtipp nannte die Moskau-Korrespondentin den Roman der georgischen Autorin Nino Haratischwili "Das achte Leben", der in Deutschland erschienen ist, nicht aber in Russland. "Das ist eine Familiengeschichte aus dem 20. Jahrhundert." Der Roman sei sehr spannend geschrieben und deshalb so interessant, weil er die russische Geschichte aus einer georgischen Perspektive erzähle.

Nino Haratischwili, Das achte Leben, Frankfurter Verlagsanstalt, 34 Euro

Mehr zum Thema