Die besten Filme über den Abschied

Adieu, Goodbye, Farewell!

06:08 Minuten
Immer wieder übel: Abschied, so wie hier in unserem Top-Five-Film "The Searchers" mit John Wayne. Im Vordergrund stehen zwei Frauen und winken, im Hintergrund reitet ein Cowboy aus dem Bild.
Immer wieder übel: Abschied, so wie hier in unserem Top-Five-Film "The Searchers" mit John Wayne. © picture-alliance / Mary Evans Picture Library
Von Hartwig Tegeler · 03.09.2022
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Abschied ist ein scharfes Schwert. Wissen wir. Wie es sich anfühlt, auch: Kino-Experte und Top-Five-Legende Hartwig Tegeler geht in Rente. In seiner letzten Kinokolumne geht es um Filme über den Abschied. Was uns tröstet: Niemals geht man so ganz.
Es ist eine krumme Zahl. Dies ist die 309. Top Five von Hartwig Tegeler. Acht Jahre lang hat sich der Filmkritiker, Journalist und Regisseur jede Woche aufs Neue durch die Filmgeschichte gegraben. Hat sich mit Aliens, 9/11, US-Präsidentschaftskandidaten und Halloween im Kino auseinandergesetzt. Viele viele, unzählige Telefonate haben wir geführt und immer wieder Themen und Ansätze diskutiert.
Das Thema für diese Kolumne ergab sich quasi von selber: Denn es ist die letzte. Hartwig Tegeler geht in Rente. Glauben können wir das nicht. Aber auch das ist wohl Teil des Prozesses, den wir Abschied nennen. Hartwig Tegelers Top Five zum Abschied im Film. Und ein dickes Dankeschön!

Platz 5 – „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Miloš Forman (1975)

Randle – Jack Nicholson – hat die Psychiatrie aufgemischt. Nach seinem Versuch, die bösartige Stationsschwester zu erwürgen, legt der Pfleger ihn eine Nacht danach in sein Bett. „Chief“, der angeblich gehörlose Indianer, schleicht zu seinem Freund. Doch Randle ist nicht ansprechbar, an seinem Kopf die vernähten Schnitte einer Lobotomie. Sein Freund erstarrt. „Chief“ nimmt Abschied, erstickt Randle mit dem Kissen, um dann auszubrechen. Im Kino sind wir bereit, diesen letzten Akt einer Freundschaft zu akzeptieren. Im Leben … andere Geschichte.

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Platz 4 – „Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ von Peter Jackson (2003)

Was wäre das Kino, wenn wir uns nicht immer wieder auch hemmungslos Kitsch gönnten? Die Saga ist zu Ende, Gandalf verabschiedet die Gefährten. Vier Überlebende, aber einer von ihnen, Frodo, der Ringträger, wurde von einer magischen Klinge verletzt. Er muss die Menschenwelt mit den Elben und Gandalf verlassen. Sam kann es nicht fassen. Sam Gamdschie, am Anfang „nur“ Frodos Gärtner, dann der eigentliche Held des Epos. Er verlor nie das Ziel, den Kampf gegen das Böse, aus den Augen. Sam muss nun seinen Freund ziehen lassen. Tränenreicher, kitschiger, aber auch kaum berührender vorstellbar ist dieser Abschied zweier Freunde – der eine geht, der andere bleibt. Wundervoll! „War im Kino, habe geweint!“

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Platz 3 – „Das Beste kommt zum Schluss“ von Rob Reiner (2007)

Schlechte Nachrichten kommen im Kino gern so: Telefon klingelt. Morgan Freeman alias Carter geht ran. Die Kamera fährt auf sein Gesicht, die Zigarette fällt ihm aus der Hand. Krebs. Noch sechs Monate. Auf zum Abschied. Im Krankenhaus trifft der Mechaniker den ebenfalls krebskranken Milliardär Edward – Jack Nicholson. Das ungleiche Paar beginnt, die „Löffelliste“ abzuarbeiten, die Carter im Studium erstellte. „Wir sollten“, erklärt Carter, „eine Liste von allem schreiben, was wir im Leben tun wollten, bevor wir …“ „Den Löffel abgeben“, fügt Edward wissend hinzu. In Carters Leben, in Edwards auch, kam alles anders als gedacht, geplant, erhofft. Nun einen Punkt nach dem anderen dieser Liste leben. Wie: einmal Himalaja. Nichts Unerledigtes zurücklassen, das – philosophiert Rob Reiner – ist das beste Mittel, um zufrieden den letzten Abschied zu vollziehen.

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Platz 2 – „Logan – The Wolverine“ von James Mangold (2017)

Kurz bevor er stirbt, sagt Logan, der Ex-Superheld mit den ausfahrbaren Krallen, zu Laura: „Sei nicht, wozu sie dich gemacht haben!" Laura, die junge Mutantin mit eben solchen tödlichen Krallen. Das Bild, wenn die beiden vom „X-Men“-Anführer Professor Xavier an dessen Grab Abschied nahmen, dieses Bild nimmt der Film am Ende wieder auf. Als Verbeugung vor dem Western-Klassiker „Mein großer Freund Shane“ von 1953, den sich Laura mit Xavier im Hotel angeschaut hatten. Jetzt ist auch Logan gestorben, und Laura zitiert zum Abschied die Sätze, die Shane sagte: "Man bleibt immer, was man ist, Joey, keiner kann aus seiner Haut. Was man einmal getan hat, kann man nicht ungeschehen machen. Es bleibt an einem haften. Ob es gut oder schlecht war. “ Es ist, als ob Laura noch einmal zärtlich Logans Hand greift, wie am Anfang. Dann geht sie weg.

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Platz 1 – „The Searchers/Der Schwarze Falke“ von John Ford (1956)

Die Kamera zeigt ihn von hinten, wenn er aus der Tür des Farmhauses heraustritt in die Wüste des Monument Valley. Der schwarze Türrahmen wirkt dabei wie ein Gemälderahmen. Ethan Edwards hat seine von den Komantschen entführte Nichte nach Hause gebracht und die Natives massakriert. Psychopathologie des Eroberers. Doch drinnen bei der Familie findet er kein Zuhause. Einmal fällt der Satz: „Er muss ewig zwischen den Winden wandern.“ So weit eine Deutung. Aber wie in den besten Momenten im Kino lösen sich Bilder von der Story ab, gewinnen Bedeutung jenseits von ihr. Und so geht dieser einsame Wanderer wohl allein aus dem Haus, nimmt Abschied, betritt aber auch einen neuen, noch nicht definierten Raum. Das Abschiedsbild von „The Searchers“ hat mythische Kraft.

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