Bessere Produkte haben ihren Preis
Nirgendwo sonst sind die Preise für Lebensmittel im weltweiten Vergleich relativ gesehen so billig wie in Deutschland. Und das hat seinen Preis, findet auch der österreichische Autor und Bio-Pionier Werner Lampert. In seinem Buch "Schmeckt’s noch? Was wir wirklich essen" zeigt Lampert all die Auswüchse der modernen Lebensmittelherstellung.
Schon wieder ein Buch über die Herstellung und Qualität von Lebensmitteln! Und dazu noch eines, dass dem Leser ganz gehörig den Appetit verderben kann. Will der Verbraucher überhaupt noch mehr über die Herstellungs-, Verarbeitungs- und Verschönerungsmethoden in der Lebensmittelproduktion erfahren? Oder will er lieber die Augen verschlossen halten, und im Supermarkt weiterhin zum Super-Sonderangebot in der ansprechenden Verpackung greifen? Das fragt Autor Werner Lampert gleich vorweg.
Doch die jüngsten Lebensmittelskandale um Gammelfleisch zeigen, dass solche Publikationen nach wie vor wichtig und nötig sind, um den Verbraucher daran zu erinnern, dass Lebensmittelherstellung auch anders gehen kann - nämlich umweltschonender, tierfreundlicher und vor allem appetitlicher.
Autor Lampert, prangert in seinem Buch "Schmeckt's noch? - Was wir wirklich essen" zwar vor allem die konventionellen Praktiken der Lebensmittelindustrie an und deckt die massiven Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft auf. Wer weiß schon, dass der Preis für die Produktion eines Hähnchen oft bei nicht mehr als 70 Cent liegen? Dass ein Tier aber, bis es an den Lebensmittelhandel verkauft werden kann, sechs Monate ernährt, gepflegt und anschließend geschlachtet werden muss?
Wie kommt da der Erzeuger noch auf seine Kosten, fragt Lampert und bittet den Leser, einmal zu überlegen, wie viel es beispielsweise kostet, ein Haustier ein halbes Jahr zu ernähren. Warum kostet Speiseöl im Schnitt fünfmal weniger als Motorenöl? Jeden Tag entscheiden die Verbraucher beim Einkauf aber über genau diese Produktionsmethoden, ob respektvoll mit Tieren und der Natur umgegangen wird oder eben nicht. Lampert räumt mit dem Vorurteil auf, dass in den Chefetagen der Lebensmittelkonzerne und in den Büros der EU-Bürokratie, wo über Umwelt schädigende, tier- und verbraucherfeindliche Subventionen entschieden wird, solche Fehlentscheidungen getroffen werden. Sowohl die EU-Beamten als auch die Lebensmittelkonzern-Chefs, sagt Lampert, machen allein das, was der Markt, also die Verbraucher wollen. Diese sind zwar für einen Großteil der Fehlentwicklung in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verantwortlich, Lampert nimmt aber genauso auch die Entscheidungsträger und die anderen Marktteilnehmer in die Pflicht, sichere Produkte herzustellen.
Die umfangreiche Listen über diverse chemische Zutaten oder die erstaunlich kurzen Zuchtzeiten von Turbokühen, Schweinen und Hähnchen können einem tatsächlich schließlich ganz und gar den Appetit verderben. Das macht die Lektüre dieses Buches mitunter so schwer verdaulich. Der Leser und Verbraucher wird aber nicht nur mit einer schönen Fotostrecke im Innenteil des Buches belohnt, mit ländlich-friedlichem Idyll, glücklichen Bauern mit ihren ebenso glücklichen Kühen auf grünen Wiesen, Kartoffeln und Lauch, biologisch gezogen und strotzend vor gesunden Inhaltsstoffen.
Lampert gibt dem Leser auch handfeste Tipps abseits jeder Dogmatik, worauf der Verbraucher achten, welche Fragen er beim Einkauf stellen soll. Man mag einwenden, dass dieses Idyll, das Lampert als Lösung aller landwirtschaftlichen Probleme weich zeichnet, eine Illusion war und ist. In der Tat ist für uns schwer vorstellbar, dass immer mehr Münder auch ganz ohne Chemie und Massentierhaltung gestopft werden können. Doch Lampert, gebürtiger Vorarlberger, wäre nicht Bio-Pionier der ersten Stunde, hätte er keine schlagkräftigen Gegenargumente parat. Schließlich überzeugte er schon vor mehr als 10 Jahren den damaligen Chef und Inhaber des österreichischen Lebensmittelkonzerns Billa von seinen "grünen" Konzepten und wurde Erfinder und Markenverantwortlicher von "Ja! Natürlich" - Bio-Produkten. Mit dieser Erfolgsgeschichte einer "Bio-Marke" konnte Lampert nachweisen, dass profitables Wirtschaften für Bauern und Handel, Kundenzufriedenheit und höchste Qualität kein Widerspruch sein muss.
Fazit des Autors: Bessere Produkte haben ihren Preis.
Damit das Essen wieder schmeckt, sollten diese gekauft werden. Wenn das flächendeckend einträte, dann würde auch dieses zweifellos lesenwerte Buch gänzlich überflüssig werden.
Lampert, Werner:
Schmeckt's noch? Was wir wirklich essen
ecowin-verlag Salzburg 2005,
ISBN: 3-902404-26-4,
22 Euro.
Doch die jüngsten Lebensmittelskandale um Gammelfleisch zeigen, dass solche Publikationen nach wie vor wichtig und nötig sind, um den Verbraucher daran zu erinnern, dass Lebensmittelherstellung auch anders gehen kann - nämlich umweltschonender, tierfreundlicher und vor allem appetitlicher.
Autor Lampert, prangert in seinem Buch "Schmeckt's noch? - Was wir wirklich essen" zwar vor allem die konventionellen Praktiken der Lebensmittelindustrie an und deckt die massiven Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft auf. Wer weiß schon, dass der Preis für die Produktion eines Hähnchen oft bei nicht mehr als 70 Cent liegen? Dass ein Tier aber, bis es an den Lebensmittelhandel verkauft werden kann, sechs Monate ernährt, gepflegt und anschließend geschlachtet werden muss?
Wie kommt da der Erzeuger noch auf seine Kosten, fragt Lampert und bittet den Leser, einmal zu überlegen, wie viel es beispielsweise kostet, ein Haustier ein halbes Jahr zu ernähren. Warum kostet Speiseöl im Schnitt fünfmal weniger als Motorenöl? Jeden Tag entscheiden die Verbraucher beim Einkauf aber über genau diese Produktionsmethoden, ob respektvoll mit Tieren und der Natur umgegangen wird oder eben nicht. Lampert räumt mit dem Vorurteil auf, dass in den Chefetagen der Lebensmittelkonzerne und in den Büros der EU-Bürokratie, wo über Umwelt schädigende, tier- und verbraucherfeindliche Subventionen entschieden wird, solche Fehlentscheidungen getroffen werden. Sowohl die EU-Beamten als auch die Lebensmittelkonzern-Chefs, sagt Lampert, machen allein das, was der Markt, also die Verbraucher wollen. Diese sind zwar für einen Großteil der Fehlentwicklung in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verantwortlich, Lampert nimmt aber genauso auch die Entscheidungsträger und die anderen Marktteilnehmer in die Pflicht, sichere Produkte herzustellen.
Die umfangreiche Listen über diverse chemische Zutaten oder die erstaunlich kurzen Zuchtzeiten von Turbokühen, Schweinen und Hähnchen können einem tatsächlich schließlich ganz und gar den Appetit verderben. Das macht die Lektüre dieses Buches mitunter so schwer verdaulich. Der Leser und Verbraucher wird aber nicht nur mit einer schönen Fotostrecke im Innenteil des Buches belohnt, mit ländlich-friedlichem Idyll, glücklichen Bauern mit ihren ebenso glücklichen Kühen auf grünen Wiesen, Kartoffeln und Lauch, biologisch gezogen und strotzend vor gesunden Inhaltsstoffen.
Lampert gibt dem Leser auch handfeste Tipps abseits jeder Dogmatik, worauf der Verbraucher achten, welche Fragen er beim Einkauf stellen soll. Man mag einwenden, dass dieses Idyll, das Lampert als Lösung aller landwirtschaftlichen Probleme weich zeichnet, eine Illusion war und ist. In der Tat ist für uns schwer vorstellbar, dass immer mehr Münder auch ganz ohne Chemie und Massentierhaltung gestopft werden können. Doch Lampert, gebürtiger Vorarlberger, wäre nicht Bio-Pionier der ersten Stunde, hätte er keine schlagkräftigen Gegenargumente parat. Schließlich überzeugte er schon vor mehr als 10 Jahren den damaligen Chef und Inhaber des österreichischen Lebensmittelkonzerns Billa von seinen "grünen" Konzepten und wurde Erfinder und Markenverantwortlicher von "Ja! Natürlich" - Bio-Produkten. Mit dieser Erfolgsgeschichte einer "Bio-Marke" konnte Lampert nachweisen, dass profitables Wirtschaften für Bauern und Handel, Kundenzufriedenheit und höchste Qualität kein Widerspruch sein muss.
Fazit des Autors: Bessere Produkte haben ihren Preis.
Damit das Essen wieder schmeckt, sollten diese gekauft werden. Wenn das flächendeckend einträte, dann würde auch dieses zweifellos lesenwerte Buch gänzlich überflüssig werden.
Lampert, Werner:
Schmeckt's noch? Was wir wirklich essen
ecowin-verlag Salzburg 2005,
ISBN: 3-902404-26-4,
22 Euro.