Beschauliches Problemviertel
Scandar Copti hat mit Yaron Shani den mehrfach ausgezeichneten Film "Ajami" gedreht. Ajami ist ein Teil von Jaffa und Jaffa gehört seit 1950 zu Tel Aviv. "Yafo Yefat Hayamim", so nennen die jüdischen Bewohner den Ort: Yafo, die Schönste der Meere. Die arabischen Einwohner nennen ihn "Braut Palästinas".
Südlich der Altstadt von Jaffa, zwischen Yefet Straße im Osten und dem Mittelmeer im Westen liegt Ajami. Lang und schmal hingestreckt.
Ein Gewirr von Gassen mit geduckten, quadratischen Häusern, von deren Fassaden der Putz abblättert. Knäuel aus Stromkabeln baumeln an großzügigen orientalischen Palazzi mit herrschaftlichen Treppenaufgängen. Dazwischen verlassene Häusergerippe ohne Fenster und Türen und Brachen, auf denen Bauschutt von einem Abriss zeugt.
Das Viertel wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und nach Ibrahim-el-Ajami benannt, einem Gefährten des Propheten Mohammed. Er soll hier begraben liegen. Nach der Gründung des israelischen Staates 1948 wurde ein Großteil der arabischen Bevölkerung Jaffas vertrieben. Inzwischen leben nur noch etwa 20.000 Araber in Jaffa, die Hälfte von ihnen ist unter 18.
Im Moment wird viel gebaut in Ajami. Philippinische und arabische Arbeiter klettern auf Gerüsten umher. Hämmern, bohren, schleifen. Die Wohnungen, die hier entstehen, haben viele Zimmer, hohe Decken, Marmorböden, ausladende Terrassen mit Meerblick und mindestens einen privaten Parkplatz. Manchmal sogar einen Pool. Der französische Botschafter zum Beispiel residiert in Ajami.
"Ein Haus in Jaffa ist sehr teuer."
Kamal Agbaria ist Vorsitzender des Stadtteil-Komitees von Ajami. Er ist 33, in Ajami geboren und aufgewachsen. Er lebt immer noch im Haus seiner Eltern. Eine kleine Wohnung kostet hier 250.000 Euro. Die hat Kamal Agbaria nicht. Er ist Lehrer.
"Es gibt Araber, die sagen, ich kann es mir nicht leisten, hier eine Wohnung zu kaufen. Sie haben drei oder vier Kinder und ziehen nach Umm El Fahem, Taibeh oder Lod, wo sie für das gleiche Geld ein großes Haus kaufen können. Und so gehen immer mehr Araber weg von hier."
Dina: "Es geht mir hier darum, Kontakt zur Lebenswelt der Araber zu bekommen."
Die jüdische Israelin Dina lebt seit zwölf Jahren in Ajami. Sie betreibt hier ein Café. Sie ist in der Schweiz geboren, in Nahariya im Norden Israels aufgewachsen, hat in Haiti, Genf und Jerusalem gelebt.
"Wie die meisten Israelis habe ich mein ganzes Leben lang nichts gewusst von den Arabern. Ich wusste nicht nur nichts über ihre Geschichte. Ich hatte keine Ahnung, wie sie leben. Im Alltag, meine ich."
Heute Vormittag ist in Ajami kein einziges Mal eine Polizeisirene zu hören. Das ist eher ungewöhnlich, sagt Kamal Agbaria.
"Es gibt hier Probleme mit der Polizei. Vor allem gegenüber Arabern demonstriert die Polizei, dass sie tun kann, was sie will. Du kannst hier sehr schnell von einem ganz normalen Menschen zum Kriminellen werden, einfach, weil die Polizei uns nicht als Bürger betrachtet, sondern in jedem Araber einen Drogendealer und Autoknacker sieht."
An diesem Vormittag ist es beschaulich in Ajami. Die engen Gassen sind verwaist und sauber gefegt. Doch hinter der friedlichen Stimmung verbergen sich die Probleme: Arbeitslosigkeit, Analphabetismus, Drogenhandel, Waffenschmuggel und Blutrache-Fehden zwischen Familienclans. Allein in Agbarias Straße hängen 24 Überwachungskameras. Sie wurden nicht von der Polizei installiert, sondern von Privatleuten. Sie wollen wissen, was da draußen, um ihre Grundstücke herum, vor sich geht.
Aber heute ist es ruhig in Ajamis engen Gassen. Es gibt eben solche Tage und solche.
Ein Gewirr von Gassen mit geduckten, quadratischen Häusern, von deren Fassaden der Putz abblättert. Knäuel aus Stromkabeln baumeln an großzügigen orientalischen Palazzi mit herrschaftlichen Treppenaufgängen. Dazwischen verlassene Häusergerippe ohne Fenster und Türen und Brachen, auf denen Bauschutt von einem Abriss zeugt.
Das Viertel wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und nach Ibrahim-el-Ajami benannt, einem Gefährten des Propheten Mohammed. Er soll hier begraben liegen. Nach der Gründung des israelischen Staates 1948 wurde ein Großteil der arabischen Bevölkerung Jaffas vertrieben. Inzwischen leben nur noch etwa 20.000 Araber in Jaffa, die Hälfte von ihnen ist unter 18.
Im Moment wird viel gebaut in Ajami. Philippinische und arabische Arbeiter klettern auf Gerüsten umher. Hämmern, bohren, schleifen. Die Wohnungen, die hier entstehen, haben viele Zimmer, hohe Decken, Marmorböden, ausladende Terrassen mit Meerblick und mindestens einen privaten Parkplatz. Manchmal sogar einen Pool. Der französische Botschafter zum Beispiel residiert in Ajami.
"Ein Haus in Jaffa ist sehr teuer."
Kamal Agbaria ist Vorsitzender des Stadtteil-Komitees von Ajami. Er ist 33, in Ajami geboren und aufgewachsen. Er lebt immer noch im Haus seiner Eltern. Eine kleine Wohnung kostet hier 250.000 Euro. Die hat Kamal Agbaria nicht. Er ist Lehrer.
"Es gibt Araber, die sagen, ich kann es mir nicht leisten, hier eine Wohnung zu kaufen. Sie haben drei oder vier Kinder und ziehen nach Umm El Fahem, Taibeh oder Lod, wo sie für das gleiche Geld ein großes Haus kaufen können. Und so gehen immer mehr Araber weg von hier."
Dina: "Es geht mir hier darum, Kontakt zur Lebenswelt der Araber zu bekommen."
Die jüdische Israelin Dina lebt seit zwölf Jahren in Ajami. Sie betreibt hier ein Café. Sie ist in der Schweiz geboren, in Nahariya im Norden Israels aufgewachsen, hat in Haiti, Genf und Jerusalem gelebt.
"Wie die meisten Israelis habe ich mein ganzes Leben lang nichts gewusst von den Arabern. Ich wusste nicht nur nichts über ihre Geschichte. Ich hatte keine Ahnung, wie sie leben. Im Alltag, meine ich."
Heute Vormittag ist in Ajami kein einziges Mal eine Polizeisirene zu hören. Das ist eher ungewöhnlich, sagt Kamal Agbaria.
"Es gibt hier Probleme mit der Polizei. Vor allem gegenüber Arabern demonstriert die Polizei, dass sie tun kann, was sie will. Du kannst hier sehr schnell von einem ganz normalen Menschen zum Kriminellen werden, einfach, weil die Polizei uns nicht als Bürger betrachtet, sondern in jedem Araber einen Drogendealer und Autoknacker sieht."
An diesem Vormittag ist es beschaulich in Ajami. Die engen Gassen sind verwaist und sauber gefegt. Doch hinter der friedlichen Stimmung verbergen sich die Probleme: Arbeitslosigkeit, Analphabetismus, Drogenhandel, Waffenschmuggel und Blutrache-Fehden zwischen Familienclans. Allein in Agbarias Straße hängen 24 Überwachungskameras. Sie wurden nicht von der Polizei installiert, sondern von Privatleuten. Sie wollen wissen, was da draußen, um ihre Grundstücke herum, vor sich geht.
Aber heute ist es ruhig in Ajamis engen Gassen. Es gibt eben solche Tage und solche.