Besatzungsmacht im Nachkriegsdeutschland: Belgien
Am 2. August 1945, vor 60 Jahren, endete die Potsdamer Konferenz. Die drei Siegermächte USA, UdSSR und Großbritannien konnten sich nur auf ein Abkommen mit vagen Absichtserklärungen verständigen – zu groß waren bereits die Interessenunterschiede zwischen Ost und West. In einem Punkt waren sich die Regierungschefs allerdings einig: für einen längeren Zeitraum sollte Deutschland militärisch besetzt sein. Amerikaner, Sowjets, Briten und Franzosen hatten eine eigene Zone – aber auch Soldaten anderer Nationen wurden in Deutschland stationiert. Ein Beispiel: die Belgier.
Le Page: „Mein Vater, der war Berufssoldat und der hatte sofort Verbindung mit Polizisten und ist bei denen auch in die Familie gekommen und deswegen waren wir offener zu den Deutschen als die meisten anderen. Wir waren die Ausnahme. "
Clemond le Page war 17 Jahre, als er 1946 mit seiner Familie nach Deutschland kam.
Le Page: „Es waren viele Belgier, die hatten einen Hass auf die Deutschen, nach zwei Weltkriegen war das mehr oder weniger normal. Aber ich persönlich muss sagen, ich hatte sofort gute Verbindungen zu viele deutsche Leute. Ich hab unter anderem 1947 als einer der ersten Belgier Fußball gespielt gegen eine deutsche Mannschaft, nämlich gegen die Polizei. "
Als Besatzer traten die Belgier offiziell am 4. Oktober 1946 zum ersten Mal in Erscheinung. Sie unterstützten die Briten bei der Kontrolle des Landes, beteiligten sich aber nicht an der Verwaltung und wirkten auch nicht bei der Entnazifizierung und der Umerziehung der Deutschen mit. Ihre Mission war ausschließlich militärischer Natur. Hans-Rudolf Hartung erlebte den Einzug der belgischen Truppen in Soest als sechzehnjähriger Schüler.
Zunächst übernahmen die Belgier die von den Briten beschlagnahmten Kasernen und Wohnungen.
Hartung: „Wobei es einen bemerkenswerten Unterschied gab, die Engländer beschlagnahmten Häuser und wollten da alleine drin wohnen, da durfte keiner drin wohnen und die Belgier sagten, ist egal, wenn ein Haus zwei Wohnungen hat, dann kann in einer Wohnung eine deutsche Familie drin leben und wir leben in der zweiten. Das ist auch vielfach der Fall gewesen.
Die Belgier haben, nachdem sie ein paar Tage da waren, weitere dreiundvierzig Beschlagnahmungen ausgesprochen, darunter waren sechsunddreißig Wohnungen für belgische Familien.“
Die neuen Besatzer demonstrierten ihre Macht mit einer eigenwilligen Vorschrift. Ein wenig, erinnert sich die damals dreiundzwanzigjährige Helene Poller-Meersmann,
wirkte das tägliche Schauspiel wie eine Szene aus Wilhelm Tell.
Poller-Meersmann: „Jacobi Tor, da stand die belgische Flagge und da mussten die Deutschen auch grüßen und sonst mussten sie die Straße fegen. "
Dennoch war die belgische Besatzungsmacht beliebter als ihre Vorgänger.
Hartmann: „Es gab bei den Belgiern anders als bei den Amerikanern und Engländern etwas, was ganz wichtig war. Die Belgier nahmen sofort den Dom in Anspruch. Die marschierten unter Gewehr in die Stadt, in den Dom und machten Te Deum, und da konnte man als Deutscher reingehen. Dass die also katholisch waren und das so deutlich zeigten, das machte ganz großen Eindruck. "
Die Belgier sonderten sich von den Deutschen nicht ab. „No fratenisation“ das war, so der ehemalige Besatzungssoldat George Meersmann, ein Fremdwort.
Meersmann: „Ich weiß, dass viele Soldaten Zigaretten ausgetauscht haben für Souvenirs oder irgendetwas zu kriegen und wenn der Deutsche Zigaretten hatte, konnte er auch mit die Zigaretten Lebensmittel kriegen. Wir haben uns immer gut mit die Deutschen verstanden. Wir kamen mit Camion na Soest, da gingen wir auch in den „Wilden Mann“, wir habe da keine Probleme gehabt. "
In Clubs und Tanzlokalen kamen sich Belgier und Deutsche schnell näher.
„Das war die Windmühle, das war der Burghof, das war Schlachthof, dass war Soldatencafe, ja da zog das junge Volk hin. Dann haben wir mit den Belgiern getanzt.
Da waren junge Frauen, junge Mädchen, da haben wir uns mit unterhalten, da sind wir mit ausgegangen, schwimmen und Sport betrieben, da wurde nicht oft über Politik gesprochen.
Tanzen und alles war nicht verboten, aber das Heiraten war verboten und die ersten, die geheiratet hatten, die mussten dann für ein Jahr nach Belgien zurück. "
Besonders abschreckend waren diese Strafaktionen wohl nicht, denn 1955, mit der Aufhebung der Sanktionen, gab es bereits viele deutsch-belgische Ehepaare. – Soest war für manchen Soldaten zur zweiten Heimat geworden, die er auch Jahrzehnte später, nach dem offiziellen Truppenabzug, nicht mehr verließ.
„Wir sind hier geblieben, weil unsere Kinder haben hier geheiratet, in Soest und wir sind bei der Familie geblieben. "
Clemond le Page war 17 Jahre, als er 1946 mit seiner Familie nach Deutschland kam.
Le Page: „Es waren viele Belgier, die hatten einen Hass auf die Deutschen, nach zwei Weltkriegen war das mehr oder weniger normal. Aber ich persönlich muss sagen, ich hatte sofort gute Verbindungen zu viele deutsche Leute. Ich hab unter anderem 1947 als einer der ersten Belgier Fußball gespielt gegen eine deutsche Mannschaft, nämlich gegen die Polizei. "
Als Besatzer traten die Belgier offiziell am 4. Oktober 1946 zum ersten Mal in Erscheinung. Sie unterstützten die Briten bei der Kontrolle des Landes, beteiligten sich aber nicht an der Verwaltung und wirkten auch nicht bei der Entnazifizierung und der Umerziehung der Deutschen mit. Ihre Mission war ausschließlich militärischer Natur. Hans-Rudolf Hartung erlebte den Einzug der belgischen Truppen in Soest als sechzehnjähriger Schüler.
Zunächst übernahmen die Belgier die von den Briten beschlagnahmten Kasernen und Wohnungen.
Hartung: „Wobei es einen bemerkenswerten Unterschied gab, die Engländer beschlagnahmten Häuser und wollten da alleine drin wohnen, da durfte keiner drin wohnen und die Belgier sagten, ist egal, wenn ein Haus zwei Wohnungen hat, dann kann in einer Wohnung eine deutsche Familie drin leben und wir leben in der zweiten. Das ist auch vielfach der Fall gewesen.
Die Belgier haben, nachdem sie ein paar Tage da waren, weitere dreiundvierzig Beschlagnahmungen ausgesprochen, darunter waren sechsunddreißig Wohnungen für belgische Familien.“
Die neuen Besatzer demonstrierten ihre Macht mit einer eigenwilligen Vorschrift. Ein wenig, erinnert sich die damals dreiundzwanzigjährige Helene Poller-Meersmann,
wirkte das tägliche Schauspiel wie eine Szene aus Wilhelm Tell.
Poller-Meersmann: „Jacobi Tor, da stand die belgische Flagge und da mussten die Deutschen auch grüßen und sonst mussten sie die Straße fegen. "
Dennoch war die belgische Besatzungsmacht beliebter als ihre Vorgänger.
Hartmann: „Es gab bei den Belgiern anders als bei den Amerikanern und Engländern etwas, was ganz wichtig war. Die Belgier nahmen sofort den Dom in Anspruch. Die marschierten unter Gewehr in die Stadt, in den Dom und machten Te Deum, und da konnte man als Deutscher reingehen. Dass die also katholisch waren und das so deutlich zeigten, das machte ganz großen Eindruck. "
Die Belgier sonderten sich von den Deutschen nicht ab. „No fratenisation“ das war, so der ehemalige Besatzungssoldat George Meersmann, ein Fremdwort.
Meersmann: „Ich weiß, dass viele Soldaten Zigaretten ausgetauscht haben für Souvenirs oder irgendetwas zu kriegen und wenn der Deutsche Zigaretten hatte, konnte er auch mit die Zigaretten Lebensmittel kriegen. Wir haben uns immer gut mit die Deutschen verstanden. Wir kamen mit Camion na Soest, da gingen wir auch in den „Wilden Mann“, wir habe da keine Probleme gehabt. "
In Clubs und Tanzlokalen kamen sich Belgier und Deutsche schnell näher.
„Das war die Windmühle, das war der Burghof, das war Schlachthof, dass war Soldatencafe, ja da zog das junge Volk hin. Dann haben wir mit den Belgiern getanzt.
Da waren junge Frauen, junge Mädchen, da haben wir uns mit unterhalten, da sind wir mit ausgegangen, schwimmen und Sport betrieben, da wurde nicht oft über Politik gesprochen.
Tanzen und alles war nicht verboten, aber das Heiraten war verboten und die ersten, die geheiratet hatten, die mussten dann für ein Jahr nach Belgien zurück. "
Besonders abschreckend waren diese Strafaktionen wohl nicht, denn 1955, mit der Aufhebung der Sanktionen, gab es bereits viele deutsch-belgische Ehepaare. – Soest war für manchen Soldaten zur zweiten Heimat geworden, die er auch Jahrzehnte später, nach dem offiziellen Truppenabzug, nicht mehr verließ.
„Wir sind hier geblieben, weil unsere Kinder haben hier geheiratet, in Soest und wir sind bei der Familie geblieben. "