Berufsverband Pflegeberufe: Neue Definition der Pflegebedürftigkeit nötig

Die Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, Gudrun Gille, hat eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit gefordert. Die jetzige Definition beziehe sich hauptsächlich auf körperliche Einschränkungen.
Psychische Veränderungen, Orientierungslosigkeit und Demenz müssten aber ebenso Kriterien für Pflegebedürftigkeit werden, sagte Gille im Deutschlandradio Kultur. Trotz Versprechungen von Politikern habe sich hier nicht viel getan. Die Finanzierungsprobleme stünden so sehr im Vordergrund, dass fachliche Argumente unbeachtet blieben, kritisierte Gille.

Hochrechnungen besagten, dass die Finanzen der Pflegeversicherung sich ohne eine Reform dramatisch entwickelten. Zudem drohe ein Pflegenotstand, weil es an qualifizierten Altenpflegern fehle und weil qualifizierte Leistungen von der Versicherung zu gering bezahlt würden. Die Menschen müssten sich darüber klar werden, dass die Pflegeversicherung nicht alle Kosten decke. „Es ist eine Teilversicherung. Da haben die Politiker viel Irreführendes geleistet, so dass die Leute auf ein falsches Gleis geführt wurden“, sagte Gille.

Viele alten Menschen wären völlig hilflos, wenn sie nicht Pflegekräfte aus Osteuropa engagiert hätten, sagte Gille. Diese Pflegekräfte seien „ein Segen für viele Menschen“, besonders bei der Erledigung haushaltsnaher Tätigkeiten. „Aber das ist ein grauer Bereich“, sagte Gille. Teilweise seien die ausländischen Pflegekräfte nicht genügend qualifiziert, um chronische Wunden zu versorgen oder für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen. Zudem brauchten Demenzkranke eher die Unterstützung aus dem eigenen Kulturkreis.