Berührungsloses Geld
"Girogo", eine Funkchip-Karte, mit der Kunden künftig ohne Eingabe der PIN-Nummer bezahlen können, wird gerade in Niedersachsen getestet. Verbraucher- und Datenschützer sind skeptisch und warnen vor unbemerkten Abbuchungen, die quasi im Vorbeigehen passieren könnten.
Viele Handelsketten machen schon mit: Tankstellen, Parfümerien, Buchläden, Schokoladengeschäfte und die Supermärkte der Edeka-Gruppe. 2,5 Millionen Funkgeld-Karten wurden im Testgebiet von Hannover, Braunschweig und Wolfsburg schon verteilt, und sie werden, wenn auch zögerlich, verwendet:
Kundin: "Ich hatte einen kleinen Einkauf heute. Ich hatte noch Geld auf der Geldkarte. Und ich wollte es einfach mal ausprobieren. Also es ist echt praktisch."
Zu erkennen sind die neuartigen "Funk-Geldkarten" an einem kleinen Symbol auf der Kartenrückseite. Dort steht das Wort "kontaktlos" in einem viereckigen Zeichen. Was bedeutet, dass die "GeldKarte" nun auch berührungslos ausgelesen werden kann. Ralf-Christoph Arnoldt - Sprecher für die Deutsche Kreditwirtschaft - über die Vorteile für die Kunden:
"Sie müssen die Karte nicht mehr aus der Hand geben, denn es ist auch kein Stecken der Karte in ein Terminal erforderlich. Immer mit Beträgen - zumindest jetzt innerhalb des Pilotprojektes - bis 20 Euro."
Nicht mal eine Sekunde dauert der Bezahlvorgang: Kunden ziehen die Karte kurz über ein Lesegerät. Die Eingabe einer PIN entfällt. Vorteile für Kunden und Händler: schnelles Bezahlen - weniger warten - kein Stau vor der Kasse. So jedenfalls die Hoffnung. Der niedersächsische Datenschutzbeauftragte, Joachim Wahlbrink, warnt indes vor Sicherheitslücken:
"Na ja, man müsste viel mehr verschlüsseln von dem, was dort passiert, als es bisher vorgesehen ist. Denn die Verschlüsselung erschwert dann, oder macht es unmöglich, die missbräuchliche Auswertung der Karte. Es kann bis zu dem schlimmsten Fall führen - das wissen wir nicht, es muss nicht, aber es könnte sein - dass es dazu führt, dass dann Fremde an die Guthaben herankommen, die da drinstecken, die damit bewegt werden."
Die Banken sind da ganz anderer Meinung. Die Karten sind sicher, sagt Ralf-Christoph Arnoldt. Er ist zudem Leiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und damit auch diesjähriger Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft:
"Alle Daten werden auf Basis internationaler Sicherheitsvorgaben verschlüsselt übermittelt. Und wir wissen natürlich auch dass die Verbraucher diese moderne Bezahlvariante nur nutzen werden, wenn sie auch entsprechend sicher ist."
Ein unbemerktes Auslesen der Karte - im Kaufhaus oder im dichten Gedränge einer Fußgängerzone - sei nicht möglich, sagt der Banker. Denn ein Lesegerät allein sei da nicht ausreichend. Es muss mit einer "Händlerkarte" mit Name und Bankverbindungsdaten hinterlegt sein. Nur dann kommt der Geldtransfer in Gang. Dann aber wäre der Empfänger bekannt und das Ganze könnte verfolgt werden
Während die Banken beschwichtigen, betonen Datenschützer die Risiken. Szenarien, die Kunden Angst und Bange machen könnten, gibt es reichlich. Noch einmal der niedersächsische Datenschutzbeauftragte Joachim Wahlbrink:
"Es werden auf dieser Karte so die letzten 15 Käufe registriert, und wenn man dann das ausliest, dann weiß man eben, was wer wo bei den letzten 15 Käufen erworben hat. Und was es gekostet hat. Und wenn man das weiß zum Beispiel, das sich jemand nur in Hochpreisgeschäften aufhält, dann hat man natürlich auch gleich ein Bild von dem Kunden und weiß, wie man ihn anzufassen hat."
Wer die Karte verliert, verliert damit auch das Geld, das auf der GeldKarte gespeichert ist. So gesehen, gibt es keinen Unterschied zur bisherigen EC-Karte. Andreas Gernt von der niedersächsischen Verbraucherzentrale sieht die Vorteile von "girogo" beim schnellen, unkomplizierten Bezahlen, verweist aber auch kritisch auf die sogenannte "Aboladefunktion": Der Chip kann dann sogar beim Bezahlen im Geschäft aufgeladen werden, sofern das Geld einmal nicht reichen sollte:
"Wenn man eine solche Karte verliert, schon im eigenen Interesse, muss man natürlich unverzüglich die Karte insgesamt sperren lassen, weil, wenn man das nicht tut, theoretisch kann der unehrliche Finder jeden Tag wieder neu losgehen, solange, bis man die Karte tatsächlich gesperrt hat."
Das heißt, der Kartendieb oder unehrliche Finder bekäme laufend neues Geld für seine diebische Einkäufe, sofern die Karte nicht gesperrt ist, befürchtet der Verbraucherschützer. In diesem Fall, wenn der Verlust einer Karte nicht gemeldet wird, trägt der Kunde das Risiko.
"Wir haben jetzt erst mal die Pilotierung im Großraum Hannover, und wir haben vorgesehen, dass hier innerhalb der nächsten zwölf Monate das Pilotprojekt läuft. Und warum machen wir das mit dem Pilotprojekt? Weil wir natürlich Erfahrungen sammeln wollen und diese Erfahrung dann auch in die bundesweite Einführung dann entsprechend einfließen sollen."
"Girokarte mit eingebautem Risiko." Mit solchen und ähnlich lautenden Schlagzeilen berichten die Zeitungen im niedersächsischen Testgebiet über das Projekt. Konkrete Fälle von Missbrauch hat es bislang aber noch nicht gegeben. Viele Hacker, so scheint es, sehen in "girogo" eine neue Herausforderung, suchen nach Sicherheitslücken. Nächstes Jahr ist es dann soweit: Girogo - die EC-Karte mit dem Funkchip - kommt dann bundesweit.
Kundin: "Ich hatte einen kleinen Einkauf heute. Ich hatte noch Geld auf der Geldkarte. Und ich wollte es einfach mal ausprobieren. Also es ist echt praktisch."
Zu erkennen sind die neuartigen "Funk-Geldkarten" an einem kleinen Symbol auf der Kartenrückseite. Dort steht das Wort "kontaktlos" in einem viereckigen Zeichen. Was bedeutet, dass die "GeldKarte" nun auch berührungslos ausgelesen werden kann. Ralf-Christoph Arnoldt - Sprecher für die Deutsche Kreditwirtschaft - über die Vorteile für die Kunden:
"Sie müssen die Karte nicht mehr aus der Hand geben, denn es ist auch kein Stecken der Karte in ein Terminal erforderlich. Immer mit Beträgen - zumindest jetzt innerhalb des Pilotprojektes - bis 20 Euro."
Nicht mal eine Sekunde dauert der Bezahlvorgang: Kunden ziehen die Karte kurz über ein Lesegerät. Die Eingabe einer PIN entfällt. Vorteile für Kunden und Händler: schnelles Bezahlen - weniger warten - kein Stau vor der Kasse. So jedenfalls die Hoffnung. Der niedersächsische Datenschutzbeauftragte, Joachim Wahlbrink, warnt indes vor Sicherheitslücken:
"Na ja, man müsste viel mehr verschlüsseln von dem, was dort passiert, als es bisher vorgesehen ist. Denn die Verschlüsselung erschwert dann, oder macht es unmöglich, die missbräuchliche Auswertung der Karte. Es kann bis zu dem schlimmsten Fall führen - das wissen wir nicht, es muss nicht, aber es könnte sein - dass es dazu führt, dass dann Fremde an die Guthaben herankommen, die da drinstecken, die damit bewegt werden."
Die Banken sind da ganz anderer Meinung. Die Karten sind sicher, sagt Ralf-Christoph Arnoldt. Er ist zudem Leiter Zahlungsverkehr beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und damit auch diesjähriger Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft:
"Alle Daten werden auf Basis internationaler Sicherheitsvorgaben verschlüsselt übermittelt. Und wir wissen natürlich auch dass die Verbraucher diese moderne Bezahlvariante nur nutzen werden, wenn sie auch entsprechend sicher ist."
Ein unbemerktes Auslesen der Karte - im Kaufhaus oder im dichten Gedränge einer Fußgängerzone - sei nicht möglich, sagt der Banker. Denn ein Lesegerät allein sei da nicht ausreichend. Es muss mit einer "Händlerkarte" mit Name und Bankverbindungsdaten hinterlegt sein. Nur dann kommt der Geldtransfer in Gang. Dann aber wäre der Empfänger bekannt und das Ganze könnte verfolgt werden
Während die Banken beschwichtigen, betonen Datenschützer die Risiken. Szenarien, die Kunden Angst und Bange machen könnten, gibt es reichlich. Noch einmal der niedersächsische Datenschutzbeauftragte Joachim Wahlbrink:
"Es werden auf dieser Karte so die letzten 15 Käufe registriert, und wenn man dann das ausliest, dann weiß man eben, was wer wo bei den letzten 15 Käufen erworben hat. Und was es gekostet hat. Und wenn man das weiß zum Beispiel, das sich jemand nur in Hochpreisgeschäften aufhält, dann hat man natürlich auch gleich ein Bild von dem Kunden und weiß, wie man ihn anzufassen hat."
Wer die Karte verliert, verliert damit auch das Geld, das auf der GeldKarte gespeichert ist. So gesehen, gibt es keinen Unterschied zur bisherigen EC-Karte. Andreas Gernt von der niedersächsischen Verbraucherzentrale sieht die Vorteile von "girogo" beim schnellen, unkomplizierten Bezahlen, verweist aber auch kritisch auf die sogenannte "Aboladefunktion": Der Chip kann dann sogar beim Bezahlen im Geschäft aufgeladen werden, sofern das Geld einmal nicht reichen sollte:
"Wenn man eine solche Karte verliert, schon im eigenen Interesse, muss man natürlich unverzüglich die Karte insgesamt sperren lassen, weil, wenn man das nicht tut, theoretisch kann der unehrliche Finder jeden Tag wieder neu losgehen, solange, bis man die Karte tatsächlich gesperrt hat."
Das heißt, der Kartendieb oder unehrliche Finder bekäme laufend neues Geld für seine diebische Einkäufe, sofern die Karte nicht gesperrt ist, befürchtet der Verbraucherschützer. In diesem Fall, wenn der Verlust einer Karte nicht gemeldet wird, trägt der Kunde das Risiko.
"Wir haben jetzt erst mal die Pilotierung im Großraum Hannover, und wir haben vorgesehen, dass hier innerhalb der nächsten zwölf Monate das Pilotprojekt läuft. Und warum machen wir das mit dem Pilotprojekt? Weil wir natürlich Erfahrungen sammeln wollen und diese Erfahrung dann auch in die bundesweite Einführung dann entsprechend einfließen sollen."
"Girokarte mit eingebautem Risiko." Mit solchen und ähnlich lautenden Schlagzeilen berichten die Zeitungen im niedersächsischen Testgebiet über das Projekt. Konkrete Fälle von Missbrauch hat es bislang aber noch nicht gegeben. Viele Hacker, so scheint es, sehen in "girogo" eine neue Herausforderung, suchen nach Sicherheitslücken. Nächstes Jahr ist es dann soweit: Girogo - die EC-Karte mit dem Funkchip - kommt dann bundesweit.