Bertelsmann-Studie

Zu wenig Personal in den Kitas

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Spielende Kinder im Badezimmer einer Kita.
In den meisten Kitas haben die Kinder zwar ihren Spaß, aber oft fehlt das Personal für Erziehung und Bildung, kritisiert eine Bertelsmann-Studie. © Getty / Westend61
Birgit Marschall im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 25.08.2020
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Bildung und Erziehung kämen in vielen Kitas zu kurz, kritisiert eine Bertelsmann-Studie. Auch die Wirtschaftsjournalistin Birgit Marschall findet den Personalmangel beunruhigend und fordert mehr Engagement der Bundesländer.
Dass viele Kindertagesstätten nicht ausreichend ausgestattet sind, kritisiert eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung. Das gelte vor allem für das Personal. Eine Erzieherin kümmere sich im Alltag durchschnittlich um 8,8 Kinder. Die Studie empfiehlt höchstens 7,5 Jungen und Mädchen.

Betreuung alleine reicht nicht

Außerdem sei die Hälfte der Kita-Gruppen zu groß. Deshalb führe die Personalknappheit zwar dazu, dass die Kinder zwar betreut würden, aber für Bildung und Erziehung das Personal fehle. Gefordert werden einheitliche Ausbildungsstandards für Erzieherinnen und Erzieher, die auch angemessen bezahlt werden sollten.
Porträt der Journalistin Birgit Marschall
Die Journalistin Birgit Marschall sieht vor allem die Länder in der Pflicht, mehr für gute Kitas zu tun.© Axel Schön
Als beunruhigend bezeichnet unser Studiogast, die Wirtschaftsjournalistin Birgit Marschall, die Ergebnisse der Studie. "Frühkindliche Bildung ist das A und O", sagt sie. Es gehe dabei um die Menschen, die in Zukunft für den Erhalt des Wohlstands sorgen sollen. "Wir wissen ja, dass, weil wir ein Einwanderungsland sind, doch bei vielen Kindern erhebliche Sprachdefizite im Kindergartenalter sind." Damit sie überhaupt schulfähig seien, spiele die frühkindliche Bildung eine zentrale Rolle.

Mehr Wettbewerb nötig

Wenn Kitas über Beiträge der Eltern finanziert würden und es mehr Wettbewerb gäbe, würden die Tagesstätten auch wieder mehr auf Qualität setzen, so Marschall. Allerdings hätte die Rückkehr zu solchen Gebühren den Nachteil, dass es unsozial wäre. Familien mit weniger Geld würden ihre Kinder dann vielleicht nicht mehr in die Kita schicken. "Der Hintergedanke bei diesen kostenlosen Kindergärten ist ja, dass auch bildungsferne Familien ihre Kinder dahin geben."
Der Staat müsse unbedingt mehr investieren, sagt Marschall. Die Gehälter für das Personal müssten steigen, wie es auch die Bertelsmann-Studie einfordere. Nur so könne der Erzieherberuf für junge Menschen attraktiver werden.
"Ich sehe da die Länder in der Schlüsselrolle", sagt Marschall. Obwohl der Bund immer wieder Programme aufgelegt habe und zusätzliche Milliarden von Euro an die Bundesländer weiter gegeben habe, hätten sie das Problem offenbar nicht in den Griff bekommen. Sie sehe da ein Problem von mangelnder Expertise und mangelndem Engagement, kritisierte sie. Die Länder dürften das nicht nur den Kommunen in die Schuhe schieben, sondern trügen die Verantwortung.
(gem)

Die Journalistin Birgit Marschall arbeitet seit Anfang 2010 im Berliner Büro der "Rheinischen Post". Sie ist dort vor allem für Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständig. Davor berichtete die Diplomvolkswirtin zehn Jahre lang für die Zeitung "Financial Times Deutschland" aus Berlin.

Über die Ergebnis des "Ländermonitoring frühkindliche Bildung" der Bertelsmann-Studie informiert der Beitrag von Tim Belke:

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