Berlins erste Shisha-Bar für Frauen

Ohne Männer, aber mit Tabak

Eine junge Frau raucht in einer Shisha-Bar in Berlin eine Shisha-Pfeife.
Shisha-Bars sind sehr beliebt in Deutschland, vor allem bei jungen Leuten. © dpa
Von Anja Nehls · 14.11.2018
In Berlin hat die erste Shisha-Bar nur für Frauen eröffnet. Frauen können sich hier austauschen und Wasserpfeife rauchen. Kritiker sehen in so einem Konzept jedoch die Unterstützung von frauenfeindlichen Strukturen.
Das Wasser gurgelt im großen Glasgefäß, das neben einem plüschigen dunkelroten Samtsessel steht. Darauf befindet sich ein kleines Tongefäß mit Tabak und ein paar glühende Kohlestücke. Clara saugt Luft durch einen langen Schlauch, der durch das Gefäß führt und bläst dann ein paar Rauchkringel in die Luft:
"Das hier unten ist die Bowl der Shisha und wenn man halt zieht, dann kommt so ein Geräusch raus, das blubbert dann hier so rum und dann zieht alles nach oben und der Tabak vermischt sich dann mit der Kohle und dann kommt der Rauch."

Entspannung mit der Shisha

Clara ist arabischer Abstammung, aber in Berlin geboren. Heute ist sie hier mit ihrer deutschen Freundin Melissa. Die beiden haben sich beim Praktikum im Kindergarten kennengelernt und treffen sich hier nun regelmäßig im Lady Hookah. Hookah bedeutet Wasserpfeife. Claras hat Limette – Minz Aroma bestellt:
"Es ist so entspannt, für manche ist ja eine Zigarette entspannt, für mich ist eine Shisha entspannt, weil sie einen beruhigt, so, och, so jetzt bin ich wieder runtergekommen. Ne Zigarette stinkt im Gegensatz zu einer Shisha. Wenn ich rieche, wie andere Zigaretten rauchen, dann merke ich ok, das ist so ein ekliger Geruch, der irgendwie nicht mehr weggeht. Aber wenn ich Shisha rauche, dann bleibt der Geruch angenehm."

Ohne Reservierung geht nichts

In der Tat: In der Bar riecht es angenehm und überhaupt nicht verraucht. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Tabak deshalb weniger schädlich ist. Die Gäste scheint das nicht zu stören. Besonders am Wochenende ist es rappelvoll hier. 60 Plätze gibt es, ohne Reservierung geht gar nichts. Auch Clara und Melissa haben sich heute mit zwei weiteren Freundinnen verabredet.
Ein Gast in einer Shisha-Bar legt den abgebrannten Kohlewürfel auf den Teller.
Der abgebrannte Kohlewürfel muss auf den Teller der Shisha gelegt werden.© dpa/picture-alliance/Annette Riedl
Die vier haben sich hier in der Bar kennengelernt. Jetzt sitzen sie im schummerigen Licht, rauchen und reden über Frauenthemen. Mädchen unter sich. Denn hier haben Männer keinen Zutritt. Für Hayat und Melek, ebenfalls arabischer Abstammung, ist das wichtig:
"Naja wir dürfen nicht in normale Café, Männercafé, weil Männer halt."
"Wer sagt das?"
"Papa, Bruder. Wegen der Anmache halt oder so"
"Die wollen uns davor bewahren, dass wir angemacht werden. Es gibt wirklich viele Männer, sie so sind, die dann einen anmachen, als Mädchen fühlt man sich dann unwohl."

Frauen unter sich

Es sei deshalb nicht nur der Wunsch der Männer, dass sich die jungen Frauen hier unter sich treffen, betont Clara:
"Es ist halt eine andere Atmosphäre, wenn nur Frauen unter sich sind, es was anderes, als wenn ein Mann dabei ist. Wenn ein Mann dabei ist hat man sich auch bisschen, sage ich jetzt mal so, zu benehmen. Und vor einem Mädchen kann man, genau, man kann sein wie man will. Man kann sogar mit so einem Pennerlook kommen, so Jogginghose oder so, so richtig so Chillerlook, dann chillst du hier und rauchst deine Pfeife und alles ist gut."
Das Lady Hookah in Berlin Kreuzberg ist die erste Shisha Bar nur für Frauen. Besitzer und Gründer Muhammad Armih steht deshalb draußen vor der Tür und zeigt auf das Schild "Ladys only". Dass er mit dieser Idee, eher den Männern als den Frauen einen Gefallen tue, kann er nicht nachvollziehen:
"Die meinen, dass es frauenfeindliche Strukturen unterstützen würde, aber dem ist überhaupt nicht so. Ich meine, es gibt ja auch Fitnessstudios nur für Frauen, Schwimmbäder einmal die Woche nur für Frauen, das alles ist ja auch in Ordnung. Auf die Idee bin ich durch meine drei verheirateten Schwestern gekommen, die sich immer nach einem solchen Ort gesehnt haben, wo sie unter sich sein können, ne Pfeife rauchen und leckere Cocktails schlürfen können".

Das Gefühl von Freiheit

Vor den vier jungen Frauen steht nun nicht nur ein leckerer Cocktail und die Shisha, sondern auch Toast mit Käse und Oliven. Das sei für Wasserpfeifen –Anfänger ganz wichtig, meinen Melissa und Clara, die sich durchaus darüber klar sind, dass der Rauch auch gesundheitsschädlich ist:
"Ich habe am Anfang immer so ein bisschen angefangen zu husten und alles, habe auch nicht richtig gezogen, aber jetzt, wenn man es ein bisschen öfter gemacht hat, dann stört es nicht mehr. Am Anfang hat man halt auch Kopfschmerzen bekommen und konnte es auch nicht lange machen."
"Aber man sollte auch nie auf leeren Magen Shisha rauchen. Man sagt ja, wenn man Shisha raucht, dann ist so 40 Zigaretten oder eine Schachtel, dann sollte man lieber nicht auf leeren Magen rauchen, sonst wird einem schwindelig , lieber essen, und dann vielleicht ein paar Züge, und sachte, ganz langsam."
Ganz langsam, dann hält die Shisha so anderthalb bis zwei Stunden. Je nach Geschmacksrichtung mit fantasievollen Sorten wie Pfirsich Minze, Watermelon Chill oder Love 66 kostet die Shisha zwischen sieben und etwas mehr als zehn Euro und das sei sie in jedem Fall wert, meint Melek:
"Gibt so das Gefühl von Freiheit, nein jetzt ehrlich, man fühlt sich halt so chillig."
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