Berliner "Yaam" in Existenznöten

Club auf unsicherem Gelände

07:00 Minuten
Der traditionelle Club Yaam darf laut Bauaufsicht Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sein Hallengelaende und Teile des Freigelaendes Ufernaehe aus Sicherheitsgruende nicht mehr nutzen. Ein Transparent weist kritisch drauf hin, dass nicht Corona den Club in die Knie zwingt, sondern die Bürokratie.
Das "Yaam" darf laut Bauaufsicht Teile seines Geländes nicht mehr nutzen. © imago images / PEMAX
Hendrik auf der Heidt im Gespräch mit Carsten Beyer · 02.07.2020
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Das Berliner "Yaam" ist eine feste Größe in der afrokaribischen Community. Coronabedingt war der Club monatelang geschlossen - und bleibt nun wegen Bauschäden weiterhin zu. Wird die Einrichtung in Wahrheit ein Opfer der Gentrifizierung?
Das Berliner "Yaam" ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt als Ort afrokaribischer Musik und Kultur. Der Name steht für "Young African Art Market" und dahinter steckt nach Meinung vieler deutlich mehr als ein Club mit Konzertbühne und Beachbar. Es ist seit 26 Jahren auch Begegnungsstätte für die Black Community in Berlin – mit Angeboten für Kinder, Jugendliche und auch Anlaufstelle für Geflüchtete und sozial Benachteiligte.
"Wir versuchen ihnen hier bei Behördengängen zu helfen. Jetzt in der Coronazeit gab es auch eine Essensausgabe", sagt Hendrik auf der Heidt, einer der Clubbetreiber. All das im Herzen von Berlin, im Bezirk Mitte an der Spree.
Wie andere Clubs wurde das "Yaam" durch den monatelangen Coronalockdown finanziell arg gerupft. Endlich könnte es jetzt wieder losgehen, doch nun muss der Club schon wieder schließen, weil der Uferbereich vom Bauamt als akut einsturzgefährdet eingestuft wird. Hendrik auf der Heidt hat großes Verständnis für die Sperrung – auch er und seine Kollegen hätten die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher im Blick.

Die Stiftungsgelder müssen endlich fließen

Doch klar ist für ihn auch: Das "Yaam" brauche nach so langer Zeit endlich einen unbefristeten Mietvertrag und die Zusicherung, bald wieder öffnen zu können. "Wir fordern, dass das Gelände zur kulturellen Nutzung ausgeschrieben wird, damit wir eine Perspektive bekommen", sagt auf der Heidt. Denn von Beginn an kämpfe die Institution um ihre Existenz. Und die sei nicht nur für die Künstlerinnen und Künstler wichtig, sondern eben auch für soziale Benachteiligte.
Hendrik auf der Heidt (38), Vorstandsmitglied, Leiter Kunstprojekte des "Yaam" mit einer Spraydose.
Hendrik auf der Heidt, Vorstandsmitglied des "Yaam", fordert einen unbefristeten Mietvertrag für seinen Club.© imago images / F. Anthea Schaap
Ein unbefristeter Mietvertrag ist für das "Yaam" auch deshalb so wichtig, weil die Auszahlung von Mitteln aus der Lottostiftung daran gekoppelt ist: 800.000 Euro stünden abrufbereit für einen Dachausbau, sagt der Clubbetreiber.

Doch das endgültige Gutachten zum Zustand des Uferbereichs lässt noch auf sich warten. Und ohne das geht vorerst gar nichts. Wird da vom Bezirk vielleicht bewusst etwas verschleppt, um das "Yaam" zugunsten teurer Baugrundstücke zu vertreiben? Dazu könne er nichts sagen, sagt auf der Heidt. Doch die fortschreitende Gentrifizierung der Gegend sei nicht zu übersehen.
(mkn)
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