Wie Frauen geschützt schwimmen lernen
Die Idee hatte eine Schwimmschule
„Ich habe Angst. Ich konnte nicht schwimmen, aber jetzt geht es besser. Ich habe ein bisschen gelernt. Nicht alles, aber ich muss bis Juli weitermachen. Jetzt ich habe keine Angst mehr.“
Seit Ende Februar gibt es das „Projekt Seerose“. Die Idee, Frauen und ihren Kindern aus verschiedenen Herkunftsländern das Schwimmen beizubringen, hatte Sven Reichardt. Ihm gehört die Schwimmschule Seepferdchen4All.
Sprachbarriere und kulturelle Unterschiede
Die Frauen kommen teilweise, wenn sie den ganzen Tag nichts essen. Dann beten sie natürlich auch, das gehört zum Fastenbrechen dazu. Es sind immer ganz viele Dinge, auf die man sich einlassen muss. Ich habe selten so viele glückliche Menschen gesehen. Es mäkelt keiner. Es wollen alle tauchen, es wollen alle springen, es wollen alle schwimmen. Es ist eine Lebendigkeit, es beeindruckt mich immer wieder aufs Neue. Das ist auch das, warum wir hier überhaupt stehen.
Es gibt drei Gruppen, gestaffelt nach dem Alter
„Hier im Primavita-Bad haben wir den Luxus, dass wir den Boden einstellen können, das heißt, wir haben tatsächlich auch bei 90 Zentimetern angefangen, wir sind jetzt bei 1,20, bei den großen Frauen sind wir bei 1,30 mittlerweile - und so steigert sich das.“
Das DFC verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz
Ich mache da Gesundheitsaufklärung, ich mache kleine Vorträge über die medizinischen Probleme, die auftreten können. Wir hatten mal die Hebammenschule zum Beispiel da, die den Frauen erklärt haben, wie eine normale Geburt vonstattengeht. Wenn die Frauen auch gynäkologisch untersucht werden wollen, können wir das zur Not möglich machen. Wenn die urologische Probleme haben, können wir sie auch weitervermitteln.
„Die Gefahr besteht weiterhin, auch für die Mütter, die die Töchter hier in Deutschland gebären, dass zum Beispiel eine Beschneiderin eingeflogen wird. Oder wenn die Töchter in den Sommerferien zurückfliegen, alleine oder mit den Vätern oder mit wem auch immer, dass dann immer noch die Gefahr droht, dass die Kinder beschnitten werden.“
Auch eine Selbsthilfegruppe gibt es
„Die Frauen dürfen auch im Ganzkörper- eng anliegendem Anzug ins Wasser gehen. Sie dürfen auch gerne ein Kopftuch tragen, wenn es eng anliegend ist, das machen auch viele. Im Bikini oder im Badeanzug geht da keine einzige Frau rein.“
Kurse auch für Kinder
„Prinzipiell haben wir auch diesen pädagogischen Aspekt, dass die einfach Deutsch lernen sollen. Deswegen ist auch einfach konsequent Deutsch reden sehr wichtig. Hier wollen die Kinder wirklich schwimmen lernen. Man sieht das so an Freude und Dankbarkeit. Das kriegt man einfach zurück - und gute Laune.“
Zum Beispiel von Amin. Der Siebenjährige ist mittlerweile eine richtige Wasserratte.
„Ich habe so die Füße, Strampelbeine gelernt, und ich habe so Spiele gelernt, Wasserspiele wie „Feuer, Wasser Sturm, wenn man „Feuer“ sagt, musst du unter Wasser pusten, wenn man „Wasser“ sagt, musst du hoch- und runtergehen in die Seiten und wenn man Blitz sagt, musst du Strampelbeine machen.“
Und zum Schluss der Stunde kommt dann noch das Beste: der Sprung vom Wasser-Trampolin!