Berliner Beat-Bastler Beathoavenz

DJ-Austausch mit Tel Aviv

Blick auf die Skyline von Tel Aviv
Blick auf die Skyline von Tel Aviv © dpa / picture alliance
Von Martin Risel · 27.08.2015
Als Jugendliche haben sie als DJs angefangen. Inzwischen sind die die Berliner Smoli und Perry alias Beathoavenz erfolgreiche Hip-Hop-Produzenten. Bei einem Projekt zum 50-jährigen Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen sind die beiden Teil eines DJ-Astauschs - und legen in Tel Aviv auf.
"Hallo, wir sind die Beathoavenz, mein Name ist Perry." - "Ich bin Smoli."
Zwei echte Berliner Jungs sind das. Der eine – Tomas Schmidt – mit halb-jugoslawischen Wurzeln, der andere mit türkischen.
(Musik: "Lied des Lebens" von Xavas)
Nein, da singen nicht die Beathoavenz, die haben die Musik gemacht zum Gesang von Xavier Naidoo und Kool Savas. Diese Nummer vom Projekt Xavas gehörte vor zwei Jahren zu den erfolgreichsten Produktionen der Berliner Beatbastler. Der eine – Smoli – kann ein Studio notfalls sogar auseinander und wieder zusammen schrauben. Er hat eine Lehre gemacht als Elektrogerätetechniker. Der andere – Perry – hat Zimmermann gelernt, wollte mit Publizistik- und Politologie-Studium Journalist werden. Aber irgendwie war der Weg zur Musik für die beiden aus Berlins Norden vorgezeichnet.
Perry: "Wir sind in der gleichen Ecke groß geworden, waren kleine Skate-Kids mit 13, 14 Jahren. Dann ging's erst mal los: Smoli hat angefangen mit DJing, so'n bisschen Plattenkratzen, hat mir dann im Prinzip alles gezeigt."
Smoli: "Ich bin dein Mentor, Dicker…"(Lachen)
Perry: "Und dann ist, glaube ich, bei vielen DJs der nächste Schritt, dass du irgendwann deine eigene Musik machen willst."
Für den Namen Beathoavenz können sie nichts
Und das haben sie dann auch gemacht: 1996 erste Produktionen für die Band KMC - mit Arbeiten für das Label Aggro Berlin sind sie dann durchgestartet; einige fragwürdige Tracks waren darunter, aber kommerziell erfolgreich. Und sie haben immer wieder Remixes gemacht, zum Beispiel für diesen Nummer Eins-Hit von Marteria:
(Musik: "Lila Wolken" von Marteria, Yasha, Miss Platnum (Beathoavenz Remix))
Nein, auch hier singen oder rappen die Beathoavenz nicht, das tun sie nämlich gar nicht. Warum eigentlich nicht?
Perry: "Das liegt so'n bisschen an unserem Charakter. Also wir hatten nie das Bedürfnis, Texte zu schreiben oder so'n Ego-Schub, vorne auf der Bühne zu stehen. Hatten wir eigentlich nie. Deswegen auch lieber DJs, die immer so'n bisschen hinten stehen."
Smoli: "Heute nicht mehr, heute sind wir sehr im Vordergrund (Lachen). Dafür können wir nichts."
Und auch für ihren schönen Namen können die Beathoavenz nix. Der kam nämlich 2001 von einem findigen Schreiber bei der – ja: tatsächlich! – Bravo. Und hat den beiden gut gefallen – so wie der Namensgeber Beethoven auch irgendwie:
Perry: "Der Typ ist und bleibt 'n Genie. Und es war tatsächlich so, dass es 'ne schöne Anlehnung war, die die Bravo irgendwann gemacht hat und wir fanden den Namen einfach schön."
Smoli: "Passt auch in die Musik so, finden wir halt."
Perry: "Wir finden den Namen auch irgendwie gut und dann sind wir halt damit geblieben. Und ich bin 'n bisschen taub, das stimmt." (Lachen)
"Wir haben vor kurzem 'ne Nummer veröffentlicht, die hieß 'Bossy numbers'. Das war eigentlich 'ne abendliche Studio-Session mit 'nem Freund von uns, der hier saß. Und es hat eigentlich nichts mit dem Album zu tun. Weil wir, ganz ehrlich, noch nicht sicher sind, in welche Richtung es gehen wird. Aber es wird kein deutsches Hip-Hop-Album."
Politisch unbedarft
Denn was die Musik angeht, ist den Beathoavenz die deutsche Szene zu klein. Sie wollen – wie zuletzt schon mit einigen erfolgreichen Produktionen für internationale Künstler - auf den weltweiten Markt. Und haben sicher auch das Zeug dazu. Aber die Bodenhaftung wollen die Anfang-40-Jährigen dabei nicht verlieren. Und engagieren sich immer mal wieder für soziale Projekte in Berlin:
Perry: "Uns war immer wichtig, dass wir – klingt so pathetisch – 'n bisschen was zurückgeben. Also wir waren oft in Schulklassen unterwegs, haben jetzt vor kurzem auch 'n Projekt in der Jugendstrafanstalt Plötzensee betreut und halt dort mit jugendlichen Straftätern gearbeitet."
Und so sind auch die Organisatoren der deutsch-israelischen Clubnacht auf die Beathoavenz aufmerksam geworden. Zum Abschluss des Programmschwer-punkts "50 Jahre deutsch-israelische Beziehungen" im Deutschlandradio legen die beiden im Club "Kuli Alma" in Tel Aviv auf. Da in Israels Musikmetropole ist zumindest Smoli schon mal gewesen:
"Ich war schon mal da, ja, vor ein paar Jahren. Ich hab' dort auch aufgelegt, war auf jeden Fall sehr geil gewesen. Ich mag auch Tel Aviv sehr gerne, is' eigentlich so'n bisschen wie Berlin, nur mit viel Sonne und Meer." (Lachen)
Politisch ziemlich unbedarft geht er da ran. Mit dem Berlin-Vergleich spielt Smoli auf die Club- und Musikszene in Tel Aviv an und dieses urbane Lebensgefühl mit internationalem Flair. Und dementsprechend wird dann auch das DJ-Set der Beathoavenz heute ausfallen. Vielleicht auch mit ihrem Remix eines Tracks, bei dem die in Hamburg lebende nigerianische Sängerin Nneka zusammen mit dem US-Kollegen Nas singt.

Seit Jahresanfang läuft im Deutschlandradio Kultur ein Programmschwerpunkt zu "50 Jahren deutsch-israelische Beziehungen". Höhepunkt und Abschluss bildet heute eine deutsch-israelische Clubnacht, die gleichzeitig im Club Kuli Alma in Tel Aviv und im Prince Charles in Berlin stattfindet. In Berlin legen israelische DJs auf - und in Tel Aviv Beathovenz aus Berlin. Unser Schwesterprogramm DRadio Wissen überträgt live.

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