Denkmäler für den Tod
Ein toter Baum, dessen Oberfläche an menschliche Körper und religiöse Leidensszenen erinnert: Berlinde de Bruyckere zeigt im Kunsthaus Bregenz ihre Arbeit "Krüppelholz", die in einer anderen Inszenierung bereits auf der Biennale in Venedig zu sehen war.
Berlinde de Bruyckere: "Die Umgebung ringsum war ein leeres Tal. Ich besuche diesen Platz in Frankreich oft und der Baum stand immer neben einer Brücke. Doch irgendwann war der Baum weg, und ich suchte ihn, und er lag komplett umgestürzt im Tal - entwurzelt, erzählt die Künstlerin Berlinde de Bruyckere. Für sie barg genau diese Situation eine Metapher. Der entwurzelte Baum gab mir das Gefühl, dass wir niemals eine Situation wieder so vorfinden, wie wir sie verlassen haben."
In Bregenz entschied sich die Künstlerin dafür, so viel Tageslicht wie möglich über ihre Skulptur "Krüppelholz" fluten zu lassen, denn:
Die Oberfläche der Skulptur, so sagt sie, sei sehr wichtig, weil sie das Gegenteil der realen Oberfläche eines Baums ist. "Der Baum ist sehr schwer und dunkel, aber was wir in Bregenz sehen, hat die Farbe von Fleisch, und vermenschlicht die Skulptur gleichsam."
Rötliche, gelbliche, ins Graue driftende Hauttöne. Mit genau denselben Farben aus übereinandergelegten Wachsschichten hat Berlinde de Bruyckere auch menschliche Körper nachgeformt. Körper, die fragmentiert sind und an Leichen erinnern. In Bregenz hat man diese Skulpturen bereits gesehen, bevor man auf "Krüppelholz" stößt, daher erscheint die hautähnliche Oberfläche des liegenden Baumes offensichtlich, vielleicht etwas zu offensichtlich, denn die umgekehrte Reihenfolge in der Präsentation hätte den Besucher stärker herausgefordert, sich die Bezüge selbst zu erschließen.
In Bregenz entschied sich die Künstlerin dafür, so viel Tageslicht wie möglich über ihre Skulptur "Krüppelholz" fluten zu lassen, denn:
Die Oberfläche der Skulptur, so sagt sie, sei sehr wichtig, weil sie das Gegenteil der realen Oberfläche eines Baums ist. "Der Baum ist sehr schwer und dunkel, aber was wir in Bregenz sehen, hat die Farbe von Fleisch, und vermenschlicht die Skulptur gleichsam."
Rötliche, gelbliche, ins Graue driftende Hauttöne. Mit genau denselben Farben aus übereinandergelegten Wachsschichten hat Berlinde de Bruyckere auch menschliche Körper nachgeformt. Körper, die fragmentiert sind und an Leichen erinnern. In Bregenz hat man diese Skulpturen bereits gesehen, bevor man auf "Krüppelholz" stößt, daher erscheint die hautähnliche Oberfläche des liegenden Baumes offensichtlich, vielleicht etwas zu offensichtlich, denn die umgekehrte Reihenfolge in der Präsentation hätte den Besucher stärker herausgefordert, sich die Bezüge selbst zu erschließen.
Melancholische Schönheit
Dass der Anblick der liegenden Körper nichts Verstörendes oder gar Abstoßendes hat, sondern eine eine melancholische Schönheit heraufbeschwört, liegt an Berlinde de Bruyckeres Arbeitsweise. In keinem Fall will sie den Betrachter schockieren, wenn es um Themen wie Vergänglichkeit und Tod geht.
"Ich denke, wir haben die Sprache für diese Themen verloren, weil unsere Kommunikation nicht mehr so persönlich ist. In dem Moment, wenn wir in unseren Familien mit dem Tod konfrontiert sind, fehlt uns die Sprache dafür, so die Künstlerin."
"Ich denke, wir haben die Sprache für diese Themen verloren, weil unsere Kommunikation nicht mehr so persönlich ist. In dem Moment, wenn wir in unseren Familien mit dem Tod konfrontiert sind, fehlt uns die Sprache dafür, so die Künstlerin."
Berlinde de Bruyckeres Arbeiten sind daher Epitaphe, Denkmäler für den Tod selbst. Stark spürbar ist die Auseinandersetzung der Künstlerin mit religiösen Leidensszenen wie Kreuzigungen und Märtyrerdarstellungen. Viele abendländische Maler haben - wie etwa auch Matthias Grünewald in seinem Isenheimer Altar - die Passionsgeschichte auf Szenen der Verzweiflung zugespitzt. Dagegen setzt de Bruyckere in ihrem memento mori auf die Kraft der würdevollen Überwindung des Schmerzes und der Trauer.
Gerade dieser Eindruck ist im Kunsthaus besonders stark, weil die Räume den Skulpturen und Installationen eine enorme physische Präsenz verleihen.
Übrigens hat auch jener Baum, den die Künstlerin abgegossen hat, eine Art Nachleben, denn zersägen und einfach entsorgen konnte sie ihn nicht:
"Ich fragte den Mann, der ihn aus Frankreich nach Belgien gebracht hat, ihn zu lagern. Vielleicht brauche ihn noch einmal oder jemand will vielleicht eine Art Möbel aus ihm machen. Für mich wäre es zu aggressiv, ihn einfach zu verbrennen."