Berlinale-Wettbewerb: "Khook"

Vom brutalen Narzissmus der Filmemacher

Ein Mann hält ein mit Blut beflecktes weißes Laken in Händen. Filmstill aus Mani Haghighis "Khook"
Um seinen Ruf wieder herzustellen, entwickelt Hasan einen teuflischen Plan. © Mani Haghighi
Mani Haghighi im Gespräch mit Vladimir Balzer · 21.02.2018
Mit seiner Komödie über eine gekränkte Künstlerseele mag Regisseur Mani Haghighi nicht den Iran erklären. Über die Filmbranche hingegen erzählt er eine ganze Menge. Und über den Status der Frauen darin, der stärker ist, als man gemeinhin glauben könnte.
Ein erfolgloser Regisseur in Teheran bedauert, dass er nicht zu den Opfern eines unbekannten Mörders zählt, der in der Stadt reihenweise Filmemacher umbringt. Warum wird Hasan nicht auch geköpft?
Wer jedoch dran glauben muss, ist Mani Haghighi – Regisseur des Films, um den es hier geht. Bei der Arbeit an "Khook" habe er überlegt, welche Filmemacher er auf seine fiktive Todesliste setzen könnte. "Und dann dachte ich mir, wenn ich mich am Anfang des Films selbst killen lasse, habe ich eine Carte Blanche für all die anderen", erzählt der Regisseur. "Dann findet das alles in einem sehr guten Humor statt."

"Woher ich komme, ist irrelevant"

Blutig und brutal geht es dabei zu. Die Filmemacher werden alle geköpft. Die Methode ist mit Bedacht gewählt: "Das visuell Spannendste ist, wenn man die Köpfe abschlägt. Das sorgt für Panik, das sorgt für Terror."
Tatsächlich gibt es im Iran schwarze Listen für Filmemacher. Die Zensur macht es ihnen schwer, frei zu arbeiten. Auch Hasan, die Hauptfigur aus "Khook", steht auf einer solchen Liste und darf seit Jahren sein Handwerk nicht ausüben. Trotzdem möchte Regisseur Haghighi nicht als Touristen-Führer und Iran-Erklärer herhalten, sagt er. Nicht jeder Film aus dem Nahen Osten müsse etwas über das Land aussagen, aus dem er stammt, oder politische Lektionen erteilen. "Ich bin ein Filmemacher und woher ich komme, ist irrelevant. Es geht in erster Linie um Kunst."

Umgeben von starken Frauen

Über das Land, aus dem Haghighi stammt, mag seine Komödie vielleicht wenig sagen, umso mehr jedoch über die Filmbranche selbst. Die Hauptfigur Hasan ist gewissermaßen eine Blaupause für alle Künstler und Filmemacher. "Bei allen Filmemachern spielt Narzissmus eine ganz große Rolle. Narzissmus ist einfach Teil von Kunst", sagt Mani Haghighi und nimmt sich selbst davon nicht aus.
Viel von dem Witz des Filmes liegt darin begründet, dass "Mama-Kind" Hasan permanent von stärkeren Frauen umgeben ist. Seine Mutter, seine Tochter, seine Frau – sie alle sind ihm einen Schritt voraus. Insofern ist "Khook" auch ein Film über männliche Schwäche. "Männer wie Hasan brauchen starke Frauen um sich herum. Ihre ganzen Charaktereigenschaften treten eigentlich nur zu Tage, weil es diese Frauen in ihrem Leben gibt. Diese Frauen wollte ich würdigen."
Zwar sei der Iran von der Freiheit der Kunst noch immer weit entfernt. Dennoch sei das im Westen gängige Bild vom Iran – und der Rolle, die Frauen dort in der Kunst spielen – häufig nicht vollständig. "Starke Frauen dominieren hier nicht nur die Filmbranche, sondern überhaupt die Kunstszene. Aber nicht nur die, sondern auch die Wissenschaft." Er könne nur raten, so der Filmemacher, einmal in den Iran zu reisen und sich selbst ein Bild vom Status der Frauen zu machen.
(luc)
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