Berlinale: "A Lullaby ..."

Euphorie nach achtstündigem Wettbewerbsfilm

Patrick Wellinski im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 18.02.2016
482 Minuten dauert "A Lullaby To The Sorrowful Mystery" aus den Philippinen und gilt als der längste Wettbewerbsfilm in der Geschichte der Berlinale. Mit etwas Abstand zum Film wurde er für unseren Kritiker immer besser.
482 Minuten dauert Lav Diaz' Wettbewerbsbeitrag für die Berlinale "A Lullaby To The Sorrowful Mystery". Unser Filmkritiker Patrick Wellinski kam trotz Überlänge euphorisch aus dem Kino: "Ich bin begeistert und es wird mit jeder Minute, mit der ich von der Sichtung entfernt bin, immer besser."
Der Applaus am Ende des Filmes sei allerdings nicht ausschließlich für die Macher gewesen, vermutet er, sondern auch für die Zuschauer selbst, weil sie die acht Stunden im Kino durchgehalten hätten.
Wellinski beschreibt den Film über den Kampf der Philippinen im 19. Jahrhundert gegen die Kolonialmacht Spanien als "eine sehr intelligente und sehr kunstvolle Geschichtsaufarbeitung".
"A Lullaby To The Sorrowful Mystery" habe für Lav Diaz' Verhältnisse eine "sehr fantastische Note": "Es treten auch Zauberer, Dämonen und Schamanen auf, so dass man das Gefühl hat, diese ganze philippinische Mythologie wird miterzählt."
Wellinski führt fort: "Dann merken wir, dass Lav Diaz hier eigentlich einen Exorzismus vor hat. Ein Film, der sich ganz bitter und auch wütend mit den Sünden der Vergangenheit auseinandersetzt: Leichen pflastern den Weg der Philippinen zur Unabhängigkeit."
Niemand könne behaupten, ein Held zu sein. Das alles wolle der Regisseur in den acht Stunden erzählen – und die Zeit brauche er dafür auch. "Er will nicht abarbeiten, er will aufarbeiten."

"A Lullaby To The Sorrowful Mystery"
Regie: Lav Diaz
Philippinen/Singapur, 482 Minuten

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