Berlin plant Wettbewerb für Elser-Denkmal
Der Hitler-Attentäter Georg Elser soll in Berlin mit einem offiziellen Denkmal geehrt werden. Nach einem Beschluss des Abgeordnetenhauses wird ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben.
Fast 70 Jahre sind seit dem gescheiterten Attentat Georg Elsers auf Hitler und den engsten Führungskreis des NS-Regimes vergangen, aber erst jetzt kommt die Diskussion über eine angemessene Würdigung dieses lange vergessenen und verfemten Widerstandskämpfers in Gang. Der Schriftsteller Rolf Hochhuth ist einer der Vorkämpfer für ein Elser-Denkmal in Berlin, und er ist empört über das jahrzehntelange Verschweigen dieses Einzelkämpfers gegen ein verbrecherisches Regime:
"Es ist überhaupt nicht erklärlich. Es ist ein Skandal ohne Beispiel. Das ist das Verdrängungsbedürfnis von 80 Millionen Mitläufern."
Sein Engagement begründet der Schriftsteller mit diesen Worten:
"Weil Georg Elser der bedeutendste Deutsche des vorigen Jahrhunderts war. Der Wilhelm Tell, wie wir sonst keinen vergleichbaren hervorgebracht haben, der nicht erst wie der deutsche Generalstab am 20. Juli 1944 handelt, sondern bereits volle sechs Jahre vorher, am 9.11.1938 zur Tatortbesichtigung nach München gefahren ist."
Erst in den letzten Jahren hat die Geschichtsschreibung die Bedeutung des Mannes, der Hitler beseitigen wollte, um eine Ausweitung des Krieges zu verhindern, wahrgenommen. In der berühmten Hitler-Biografie von Joachim Fest wird er nicht erwähnt, der Brockhaus nimmt ihn erst 1997 zur Kenntnis. Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Biograph Elsers und einer der Mitstreiter Hochhuths, Johannes Tuchel, ist bei der Suche nach den Ursachen für die lange Nichtbeachtung Georg Elsers zu dieser Erkenntnis gekommen:
"Das hängt damit zusammen der die Diffamierung Elsers bis weit in die Siebzigerjahre wirksam war. Die einen dachten, die Nazis hätten das Attentat selber gemacht, zum anderen gab es die Version der Nazis, es sein eine Aktion des britischen Geheimdienstes gewesen. Man hat nicht geglaubt, dass einer kommt und den Tyrannenmord durchführen will."
Elser hat das Attentat in größter Einsamkeit penibel geplant und vorbereitet. Er nahm schon ein Jahr vor der Tat den Schauplatz, den Münchner Bürgerbräukeller, an dem sich jedes Jahr am 8. November Hitler und die alten Kämpfer versammelten, in Augenschein, baute die Bombe und versteckte sie in der Säule, vor der Hitler reden sollte. Dass dieser seine Rede vorzeitig beendete und überraschend schnell die Versammlung verließ, konnte Elser nicht vorhersehen.
Beim Versuch, in die Schweiz zu fliehen, wurde er von einem deutschen Zöllner festgenommen. Bei den Verhören folterte man ihn brutal, weil man ihm nicht abnahm, dass er allein gehandelt hatte. Er saß bis Anfang 1945 in Sachsenhausen in Isolierhaft und wurde dann ins KZ Dachau gebracht. Die Nazis hatten eigentlich vor , ihm nach dem Krieg einen Schauprozess machen. Am 9.April 1945 wurde er auf Befehl Hitlers ermordet - so wie Dietrich Bonhoeffer und andere Widerstandskämpfer auch.
Der Nachwelt galt er entweder als Verräter oder als Handlanger der Nazis. Der gesellige, fröhliche Mensch wurde als seltsamer, verschrobener Einzelgänger dargestellt. Noch vor wenigen Jahren hätte die Deutsche Post für eine Briefmarke zu Ehren Elsers fast eine der finsteren Gestapo-Aufnahmen benutzt.
Dass man von dem wirklichen Elser lange nichts wissen wollte, lag Johannes Tuchel zufolge auch daran, dass er die Nachkriegsdeutschen allzu sehr mit deren Versagen während der NS-Zeit konfrontierte:
"Er ist ein Mann aus dem Volk. Er weiß um seine Verantwortung zu einer Zeit als die traditionellen Eliten noch nicht wissen, was los ist. Elser weiß, Hitler bedeutet Krieg, hier habe ich eine Verantwortung. Und insofern ist er auch für die 79 Millionen anderen Deutschen zu dieser Zeit eine Herausforderung. Hier kommt einer, erkennt etwas, sieht die Gefahr und handelt. Andere Deutsche haben die Gefahr nicht gesehen und sind Hitler blind gefolgt."
Schon die Anerkennung des militärischen Widerstands brauchte nach 1945 viele Jahre. Zunächst galt auch Stauffenberg vielen als Verräter. Noch weniger konnte man mit jemandem anfangen, der weder adlig noch gutbürgerlich war, weder einer Partei angehörte noch kirchlicher Amtsträger war, der in kein Schema und keine Schablone passte, der handelte, als die meisten Hitler noch zujubelten.
Die Forderung, Georg Elser ein Denkmal in Berlin zu setzen, findet inzwischen auch die Zustimmung des Berliner Abgeordnetenhauses und des Regierenden Bürgermeisters Wowereit. Dessen Kulturstaatssekretär André Schmitz erklärte:
"Ich finde, die Zeit ist lange reif dafür, an diesen lange verleugneten , unterschätzten Widerstandskämpfer in dieser Stadt öffentlich zu erinnern. In dieser Stadt, in der der Zweite Weltkrieg und die Shoa geplant worden ist."
Noch streitet man darüber, ob das Denkmal ein Abbild der Person Elsers sein soll, wie Hochhuth es wünscht, oder abstrakt sein soll. Hochhuth wünscht sich die Fertigstellung jedenfalls bis zum 8. November 2009, dem 70. Jahrestag der Tag Elsers, und er ist überzeugt davon, dass das Projekt nicht mehr aufzuhalten ist.
"Es ist überhaupt nicht erklärlich. Es ist ein Skandal ohne Beispiel. Das ist das Verdrängungsbedürfnis von 80 Millionen Mitläufern."
Sein Engagement begründet der Schriftsteller mit diesen Worten:
"Weil Georg Elser der bedeutendste Deutsche des vorigen Jahrhunderts war. Der Wilhelm Tell, wie wir sonst keinen vergleichbaren hervorgebracht haben, der nicht erst wie der deutsche Generalstab am 20. Juli 1944 handelt, sondern bereits volle sechs Jahre vorher, am 9.11.1938 zur Tatortbesichtigung nach München gefahren ist."
Erst in den letzten Jahren hat die Geschichtsschreibung die Bedeutung des Mannes, der Hitler beseitigen wollte, um eine Ausweitung des Krieges zu verhindern, wahrgenommen. In der berühmten Hitler-Biografie von Joachim Fest wird er nicht erwähnt, der Brockhaus nimmt ihn erst 1997 zur Kenntnis. Der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der Biograph Elsers und einer der Mitstreiter Hochhuths, Johannes Tuchel, ist bei der Suche nach den Ursachen für die lange Nichtbeachtung Georg Elsers zu dieser Erkenntnis gekommen:
"Das hängt damit zusammen der die Diffamierung Elsers bis weit in die Siebzigerjahre wirksam war. Die einen dachten, die Nazis hätten das Attentat selber gemacht, zum anderen gab es die Version der Nazis, es sein eine Aktion des britischen Geheimdienstes gewesen. Man hat nicht geglaubt, dass einer kommt und den Tyrannenmord durchführen will."
Elser hat das Attentat in größter Einsamkeit penibel geplant und vorbereitet. Er nahm schon ein Jahr vor der Tat den Schauplatz, den Münchner Bürgerbräukeller, an dem sich jedes Jahr am 8. November Hitler und die alten Kämpfer versammelten, in Augenschein, baute die Bombe und versteckte sie in der Säule, vor der Hitler reden sollte. Dass dieser seine Rede vorzeitig beendete und überraschend schnell die Versammlung verließ, konnte Elser nicht vorhersehen.
Beim Versuch, in die Schweiz zu fliehen, wurde er von einem deutschen Zöllner festgenommen. Bei den Verhören folterte man ihn brutal, weil man ihm nicht abnahm, dass er allein gehandelt hatte. Er saß bis Anfang 1945 in Sachsenhausen in Isolierhaft und wurde dann ins KZ Dachau gebracht. Die Nazis hatten eigentlich vor , ihm nach dem Krieg einen Schauprozess machen. Am 9.April 1945 wurde er auf Befehl Hitlers ermordet - so wie Dietrich Bonhoeffer und andere Widerstandskämpfer auch.
Der Nachwelt galt er entweder als Verräter oder als Handlanger der Nazis. Der gesellige, fröhliche Mensch wurde als seltsamer, verschrobener Einzelgänger dargestellt. Noch vor wenigen Jahren hätte die Deutsche Post für eine Briefmarke zu Ehren Elsers fast eine der finsteren Gestapo-Aufnahmen benutzt.
Dass man von dem wirklichen Elser lange nichts wissen wollte, lag Johannes Tuchel zufolge auch daran, dass er die Nachkriegsdeutschen allzu sehr mit deren Versagen während der NS-Zeit konfrontierte:
"Er ist ein Mann aus dem Volk. Er weiß um seine Verantwortung zu einer Zeit als die traditionellen Eliten noch nicht wissen, was los ist. Elser weiß, Hitler bedeutet Krieg, hier habe ich eine Verantwortung. Und insofern ist er auch für die 79 Millionen anderen Deutschen zu dieser Zeit eine Herausforderung. Hier kommt einer, erkennt etwas, sieht die Gefahr und handelt. Andere Deutsche haben die Gefahr nicht gesehen und sind Hitler blind gefolgt."
Schon die Anerkennung des militärischen Widerstands brauchte nach 1945 viele Jahre. Zunächst galt auch Stauffenberg vielen als Verräter. Noch weniger konnte man mit jemandem anfangen, der weder adlig noch gutbürgerlich war, weder einer Partei angehörte noch kirchlicher Amtsträger war, der in kein Schema und keine Schablone passte, der handelte, als die meisten Hitler noch zujubelten.
Die Forderung, Georg Elser ein Denkmal in Berlin zu setzen, findet inzwischen auch die Zustimmung des Berliner Abgeordnetenhauses und des Regierenden Bürgermeisters Wowereit. Dessen Kulturstaatssekretär André Schmitz erklärte:
"Ich finde, die Zeit ist lange reif dafür, an diesen lange verleugneten , unterschätzten Widerstandskämpfer in dieser Stadt öffentlich zu erinnern. In dieser Stadt, in der der Zweite Weltkrieg und die Shoa geplant worden ist."
Noch streitet man darüber, ob das Denkmal ein Abbild der Person Elsers sein soll, wie Hochhuth es wünscht, oder abstrakt sein soll. Hochhuth wünscht sich die Fertigstellung jedenfalls bis zum 8. November 2009, dem 70. Jahrestag der Tag Elsers, und er ist überzeugt davon, dass das Projekt nicht mehr aufzuhalten ist.